Kleine KuBa-Geschichte
Von tee

Nicht zehn, 15 Jahre alt ist eigentlich die Geschichte des Kulturbahnhofes in Jülich.

Vor zehn Jahren nahm im Jülicher Bahnhof die Kultur volle Fahrt auf.

Vor zehn Jahren nahm im Jülicher Bahnhof die Kultur volle Fahrt auf.

In der Jülicher Volkszeitung war am 31. März 1991 zu lesen: „Stadt kauft Bahnhofsgebäude“. Im diesem Monat fand auch die Gründung des Vereins Kultur im Bahnhof (KiB) zur Errichtung eines Jugendkulturellen Zentrums im Bahnhof statt. Bereits zu diesem Zeitpunkt waren im laufenden Haushalt der Stadt 700.000 DM zum Umbau des Bahnhofs vorgesehen. Während dieser in den folgenden Jahren voranschritt füllte ein Arbeitskreis unter der Leitung des Kulturamtes Jülich die Inhalte – unter der Mitarbeit des KiB.

Kurz vor der Eröffnung des Kulturbahnhofs wurde das Projekt ausgebremst: Nachdem noch im Mai 1995 von einer Eröffnung im Juni berichtet wurde, war in der Jülicher Woche am 28. Juni 1995 zu lesen „Baustopp am Kulturbahnhof“. Dessen Aufhebung erfolgte zwar einen Monat später und der Rohbau konnte abgeschlossen werden, aber die Anwohner setzten zunächst einen „stillen Kulturbetrieb“ durch, das sollte heißt: Keine Konzerte, keine Disko. So titelte Super Sonntag am 15. November des Jahres „Kulturbahnhof wird zur unendlichen Geschichte“. Trotzdem wird im Januar 1996 der erste Vorstand auf der KiB-Mitgliederversammlung gewählt. Zehn Monate später unterzeichnet der KiB den Trägerschaftsvertrages und übernimmt den Kulturbahnhof mit Kneipe Offbeat.

Damit war das Projekt auf Spur gebracht und nicht mehr zu stoppen. „Kulturbahnhof neue Heimat für Jugendliche. Ehemaliges Bahnhofsgebäude offiziell an KiB übergeben“, schrieb die „Brücke“ am 13. November 1996. Das erste Konzert stieg dank des trickreichen Trägervereins am 22. November 1996. Waren Rockkonzerte auch verboten, luden sie die Big-Band „What Else“ ein und kamen so doch in Kooperation mit dem Jazzclub Jülich zu den musikalischen Weihen des Hauses. Auftakt zu einer Vielzahl von Veranstaltungen und fast ebenso vieler Auseinandersetzungen mit den Anwohnern. Die Konzession an sie: Das KuBa-Mobil startete, also praktisch ein Musik-Catering. Rock- und Punkkonzerte wurden außer Haus geliefert und im Musikcafé oder der Stadthalle organisiert.

Nachdem der Kulturbetrieb bereits lief, wurde die offizielle Einweihung mit einem Eröffnungspotpourie vom 21. bis 23. März 1997 mit Politikern und Lokalprominenz gefeiert. Das illustre Programm: Eine Ausstellung von Rudolf Vaasen, am Freitag spielte Blue Beat im „offbeat“ zur Eröffnung der Kneipe, Kleinkunst folgte am Samstag mit dem Wall Street Theatre und Sonntag folgte ein Frühschoppen mit Günter Joos Swing Groop als Geschenk der SPD sowie das Jongleurduo Krabautz. Die Lokalpresse titelte in der Samstagsausgabe: Kultur im Bahnhof ist nun endlich Realität geworden.

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Das neue KuBa-Logo entwarf Robert Klotz

Das neue KuBa-Logo entwarf Robert Klotz

Das Glück währte nicht lange. Drei Tage später hieß es: „Café Offbeat stand kurz vor Schließung“. Wieder ging es um die Baugenehmigung, eine einstweilige Verfügung der Anwohner und der Situation der Stadt. Das mobilisierte die Kräfte in den Folgemonaten. Mitte Juni 1997 übergaben Jugendliche dem amtierenden Bürgermeister Dr. Peter Nieveler 4500 Unterschriften zum Erhalt des Kulturbahnhofs. In der Jülicher Nachrichten war am 3. Juli 1997 zu lesen „Phantastisch lange KuBa-Kette“. 2500 Demonstranten bildeten eine Menschenkette vom Bürgermeister-Amtssitz am Markt bis zu ihrem KuBa. Einstweilige Verfügungen, Richterbesuch und Aufhebung der Gerichtsbeschlüsse folgten in stetem Rhythmus. Erst vier Jahre später, am 28. Januar 2001, heißt es in der Lokalpresse „Jetzt darf endlich gerockt werden.“

Der erste Vorstandswechsel stand am 22. Juli 1998 ins Haus: Martin Bachner, Jösch Erley, Ingo Rey, Peter Clotten schieden aus. Der KiB wurde nun geführt von Frank Steffens, Stefanie Brunn, Andreas Cormann, Niels Ringelmann, Manni Küsters, Irene Kramer und Christoph Heck. Eine kurze Amtszeit hatten Irene Kramer, Manni Küsters und Niels Ringelmann. Sie verlassen am 26. Juli 1999 den Vorstand. Neu hinzu kamen Marcus Dahmen, Cornel Cremer und Volker Lingens. Zur Seite gestellt wurden ihnen als Berater Uwe Hasler, Ingmar Krause, Markus Uhlenbruck, Björn Windisch, Britta Menzer, Manuel Amian, Konrad Schlüter, Carolin Schuster, René Behlert und Sven Möller. In diesem Jahr gibt sich der KiB im September eine neue Geschäftsordnung. Ab sofort übernimmt Christoph Klemens vollständig die Geschäftsführung. Planungssicherheit gibt dem Verein ein Fünfjahres-Vertrag seit 2004.

Professioneller wird das Treiben im Jülicher Kulturbahnhof, was sich auch ab 26. April im neuen Logo des KuBa von Robert Klotz niederschlägt. Gleichzeitig kamen aber Fragen beim Finanzamt auf. Getitelt wird in der Lokalpresse am 2. Juni 2001: „Sind Aktivitäten im Kulturbahnhof noch gemeinnützig? Betrieb von Kneipe und Café sowie Vermietung – Verein KiB steht beim Finanzamt auf dem Prüfstand.“ Obwohl dieses Problem ausgeräumt wird, kommt der KiB nicht zur Ruhe. Vorstandswechsel im Juli 2007: Markus Uhlenbruck, Cornel Cremer, Volker Lingens, Konrad Schlüter, Arne Schenk und Uwe Mock haben gerade ihr Amt angetreten als der Skater-Unfall eine neue Gerichtswelle lostritt. Dafür dürfen sie im Juni 2003 einen KuBa-Traum verwirklichen: In der Jülicher Zeitung steht am 2. Juni „Endlich wieder Kinokultur pur“. „Johnny English“, die 007-Persiflage mit Mr. Bean, ist der erste Film auf der KuBa-Leinwand. Seither ist das Kino fester Bestandteil des KuBa-Angebots. Das genügte den Kubanern nicht. Seit diesem Jahr läuft die neue Kinder- und Jugendkinoreihe mit anspruchsvollen Filmen abseits der Blockbuster.

Zehn Jahre sind im Lauf der Zeit nicht viel. Dennoch nagt der Zahn der Zeit unaufhörlich am Jülicher Kulturbahnhof. Bereits im Jahresbericht 2003 wies KiB auf die marode Bausubstanz des Hauses hin. Jährlich wiederholt Christoph Klemens bei der Vorstellung der Bilanz im Kulturausschuss den fortschreitenden Verfall, der so ganz im Gegensatz zur Entwicklung des Kulturbahnhofs als etablierter Treffpunkt für Jülicher aller Altersstufen steht. Die Zeit drängt: Über 500 Liter Wasser dringen im April 2006 nach einem Wolkenbruch in den Kulturbahnhof ein. Derzeit wird ein Antrag der CDU/FDP diskutiert, in dem es um den Einzug des Städtischen Jugendheims in den Kulturbahnhof geht. Die Politiker versprechen sich davon eine Rettung beider Häuser.

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Tabellarischer Lebenslauf des Kulturbahnhofs (1)

zu Teil 2

Teil 3

Kuba statistisch gesehen

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Bilder aus 10 Jahren KuBa (1)

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Bilder aus 10 Jahren KuBa (4)

Bilder aus 10 Jahren KuBa (4)


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