Stadtmarketing Jülich dokumentiert Entwicklung

„City“ zieht westwärts
Von Dorothée Schenk [18.06.2005, 00.38 Uhr]

Ist Wochenmarkt, ist Bewegung in Jülichs Kernstück, dem Markt.

Ist Wochenmarkt, ist Bewegung in Jülichs Kernstück, dem Markt.

Die Innenstadt und ihre Entwicklung zwischen Einzelhandel, Bevölkerungsentwicklung und Verkehrsbewegungen werden seit drei Jahren intensiv vom Verein Stadtmarketing Jülich beobachtet. Eine engagierte Debatte entspann sich bei der jüngsten Mitgliederversammlung zu diesem Thema. Wie stets trafen die Meinungen der Geschäftsleute auf die der Politiker und Denkmalschützenden.

Fakt ist: Der Kreis Düren, so belegt es die Industrie und Handelskammer, wächst. Und zwar im Vergleich zum Kreis Aachen und dem Landesdurchschnitt NRW in durchaus erfreulichem Maße. Die Zahlen für Jülich selbst lassen da einen ganz anderen Schluss zu: Waren es 1972 33 701 Einwohner, die in der einstigen Kreisstadt zu Hause waren, sind es 2004 34 014 gewesen. Eine nicht auffällige Steigerung. Sollte es die demographischen Entwicklungen wie von der IHK berechnet geben, sind Maßnahmen nötig, denn die Kaufkraft soll ja möglichst in die Stadt gezogen werden. Dem entgegen steht die Beobachtung einer gewissen „Landflucht“. Hans Meyer wies darauf hin, dass die SPD bereits 1990 auf die Erschließung des Baugebietes Merscher Höhe hingewiesen hätte, in dem leicht 3000 bis 4000 Einwohner hätten angesiedelt werden können, ideal bei der guten Anbindung an die Schiene. Sie hätten immer gesagt, „Jülich muss qualitativ auf 40 000 Einwohner anwachsen.“ Ursächlich liege die Entscheidung für das Landleben laut Dr. Peter Nieveler, an den preiswerten Grundstücken in den Stadtteilen. Es seien Fehler, die auch der Rat gemacht hätte. Aber: „Es ist ja nie zu spät“, schloss er.

Beobachtet haben die ehrenamtlichen Stadtmarketinger, dass seit 1985 ein Umbruch in der Jülicher Innenstadt begann. Ganz klar, so Vorsitzender Wolfgang Hommel, hat das auch mit der Schließung der Innenstadt für den Verkehr 1987 zu tun. In den vergangenen 20 Jahren sei ein Trend auszumachen, wie er graphisch verdeutlichte. Einerseits bildet sich eine Supermarkt-Gürtel um die Stadt, andererseits geht der Trend westwärts : Geschäfte der Düsseldorf Straße ziehen in die Kölnstraße, aus der Kölnstraße solche in die Galeria, der Bushof wurde an den Bahnhof verlegt, die Filialen der Post, Sparkasse und des Zeitungsverlags aus der City an die Neusser Straße und zum Schwanenteich. Leerstände von Geschäften ergäben sich aus dieser Fluktuation und vor allem in der Pasqualinischen Altstadt. Der Markt ist hiervon besonders betroffen. Hier wirkten die Fassaden billig, also würden hauptsächlich Billiganbieter mit so genannten Randsortimenten hier ansässig. Es sei zu überprüfen, warf Conrad Doose ein, inwieweit Landesmittel zur Sanierung der Immobilien am Markt beantragt werden können. Wolfgang Hommel schlug die Einrichtung eines Arbeitskreises Altstadt vor, der sich mit einer grundsätzlichen Konzeption beschäftigen solle.

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Meist aber ist der Marktplatz eher verwaist.

Meist aber ist der Marktplatz eher verwaist.

Der Marktplatz rückte durch den Vorstoß der Initiative der Geschäftsleute der Straßengemeinschaft Düsseldorfer Straße ins Zentrum des Gesprächs. Diese hatten durch ihren angestrebten Antrag zur Öffnung der Düsseldorfer Straße für den Autoverkehr für Schlagzeilen und öffentliche Diskussion gesorgt. Hierzu machte Vorsitzende Hommel einen konstruktiven Vorschlag: Die Düsseldorfer Straße durchgängig bis zur Ecke Kapuzinerstraße zu öffnen, durch die der Verkehr wieder abfließen könne. Parkplätze seien ortsnah auf dem Parkdeck Kapuziner Straße gegeben. Da so auch ortsunkundige Kunden direkt bis vor die Geschäfte fahren könnten und nicht den „Schleichweg“ am Schlossplatz vorbei von hinten durch die Kapuziner Straße kennen müssten, wäre am ehesten ein Effekt zu erzielen.

Über den Marktplatz, seine Attraktivität und ein neues Konzept referierte ausführlich der stellvertretende Bürgermeister Martin Marquardt. Er wünschte sich nicht nur eine verbesserte Optik, sondern auch eine Steigerung an der Qualität der Beschicker. Themenmärkte an bestimmten Tagen der Woche schlug er ebenso vor wie die Kooperation mit benachbarten Städten.

Seit 2003 lässt der Verein Stadtmarketing Passanten in der Innenstadt zählen. Sie sollen als Indikatoren für den Vereinszweck dienen. Samstags, und zwar im vorweihnachtliche Betrieb, frequentieren rund 1500 Menschen je Stunde den Markt. 500 weniger sind es immerhin noch, wenn kein Markttreiben in Jülichs Mitte herrscht. Das ist durchaus positiv, zeige aber auch, dass ein besseren Angebot auf dem Markt, so Conrad Doose aus dem Auditorium, eine höhere Besucherresonanz mit sich brächte. Eine Öffnung für den Verkehr dagegen könne nur schädlich sein. Gleiches betonte Hans Meyer, gemeinsam mit Doose auch im Vorstand des Fördervereins Festungsstadt Jülich. Parkplätze gebe es in Jülich ausreichend, zusätzlich zum Parkdeck nun auch noch in der Galeria.

Kurz hitzig wurde der Wortwechsel, als der Einwand aus der Zuhörerschaft kam, die Passanten, die in der Jülicher Innenstadt keinen Autoverkehr auf dem Markt wünschten, würden sich aber bereitwillig im Urlaub in die Außengastronomie der Cafés an stark befahrenen Straßen setzten und es idyllisch finden. In selbiges Horn stieß auch Alt-Bürgermeister Dr. Peter Nieveler: „Wenn alle, die meckern, heute um 15 Uhr auf dem Markt gesessen hätten, wäre da mächtig was los gewesen, aber da war nichts.“ Wolfgang Gunia von der CDU stellte klar, dass hier über einen Antrag gesprochen würde, den es noch gar nicht gebe. Abgesehen davon würde es gar nicht um eine Überfahrung des Marktes gehen, wenn dann nur im Schritttempo und außerdem solle eine Erprobungszeit von einem halben bis zu einem Jahr ein Ergebnis bringen.


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