Finanzierung des Lichtprojektes steht

Mit der Erleuchtung zur Belebung
Von Dorothée Schenk [26.08.2005, 15.47 Uhr]

Gebündelte Energie könnte man das Engagement für das Lichtprojekt Hexenturm nennen: Seit über einem Jahr planen, sammeln und organsieren Jülicher für die Beleuchtung des mittelalterlichen Wahrzeichens ihrer Stadt. Allen voran die Straßengemeinschaft Kleine Rustraße/Grünstraße, die nach der Initialzündung durch den Verein Stadtmarketing richtig in Fahrt gekommen ist. Jetzt geht es in den Endspurt: Am 31. August soll über die Auftragsvergabe entschieden werden und für den 29. Oktober werden in einem großen Festakt erstmals die Lichter am Hexenturm angehen. Ulrich Backhausen von der Straßengemeinschaft Kleine Rurstraße/Grünstraße wirft aus diesem Anlass einen Blick zurück und wagt einen kleinen Ausblick.

Der zehnköpfiger Beirat entscheidet gemeinsam beim Lichtprojekt Hexenturm. Foto: Dieter Benner

Der zehnköpfiger Beirat entscheidet gemeinsam beim Lichtprojekt Hexenturm. Foto: Dieter Benner

Nach dem Vortrag des Aacheners Lichtprojekt-Vorsitzenden im Juni 2004 wurde in Jülich die Beleuchtung des Hexenturms bald ein Selbstläufer. Zeit, Phantasie und Finanzen brachten die Jülicher ein. Bald gab es eine ganze Produktpalette in Form des alten Stadttors: Von der Printe über die Kerze bis zum Bastelbogen. Auf der Seite des Straßengemeinschaft gibt es sogar einen eigenen „Devotionalien-Shop“. Inzwischen sind zwei Filmprojekte hinzu gekommen, die erst in der vergangenen Woche vorgestellt worden sind. Ganz Jülich packt mit an, könnte man meinen.

Aber nicht nur die Finanzierung von 23.500 Euro muss stehen – die übrigens nach Aussage von Ulrich Backhausen bis auf wenige hundert Euro seit Dienstag, 23. August, erreicht sind. Auch das Konzept muss sich tragen. Ein zehnköpfigen Beirat wurde im Oktober 2005 gebildet, der das Projekt technisch, wirtschaftlich und denkmalpflegerisch begleitet. Bereits zwei Beleuchtungsproben haben stattgefunden. Die Begeisterung aus diesen Erlebnissen bringt die „Mannschaft“ voran. Bei aller Begeisterung bleiben Fragen offen: Wo führt das Projekt hin, außer ins Licht? Kommt nach der Erleuchtung des Stadttors die Finsternis in der Innenstadt? Am Premieren-Beleuchtungs-Tag am 29. Oktober wird es bis abends um 22 Uhr – so die Planung – ein buntes Treiben und Angebot geben. Feiertagsstimmung. Wie stellt sich die Kaufmannschaft aber im Alltag auf das neue Lichterspiel ein?

„Über die Vermarktung haben wir uns noch keine Gedanken gemacht“, gibt Ulrich Backhausen zu. Unklar ist also, ob sich die Geschäftswelt die neue Schönheit durch geänderte Öffnungszeiten zunutze macht. Wie das Lichtprojekt Hexenturm werbewirksam einzubringen ist, auch darüber ist noch nicht nachgedacht worden. Gleichzeitig verspricht er, dass die Wirkung nicht verpuffen werde: „Das Projekt ist nicht mit Blick auf das große Geschäft entstanden, aber“, so räumt der Unternehmer ein, „es ist für uns auch eine Überlebensfrage“. Allerdings will er bei der Innenstadtbelebung nicht nur die Straßengemeinschaft, sondern auch den Marktplatz eingebunden sehen. Hier verspricht sich Backhausen viel vom neuen Mitglied des Arbeitskreises Einkaufstadt im Verein Stadtmarketing, Martin Marquardt. Er stellte sein Marktplatzkonzept auf der Mitgliederversammlung im Juni 2005 vor.

Werbung

So schön war der Hexenturm erst einmal: Beim 2. Lichttest.  Foto: Dieter Benner

So schön war der Hexenturm erst einmal: Beim 2. Lichttest. Foto: Dieter Benner

Nach einigem Zögern ist zu erfahren, dass es offensichtlich dennoch weiterführende Ideen gibt: Ein Lichtweg ist im Gespräch, der vom Walramplatz durch die Kleine Rurstraße/Grünstraße über den Markt, Köln- und Düsseldorfer Straße führen könnte. Untertassengroße LED-Leuchten würden in die Fahrbahn eingelassen. Gering sind die Energiekosten, selbst wenn alle drei Meter eine Leuchte eingelassen würde, und sie halten selbst der Belastung durch Lkw-Verkehr stand.

Und wie sollen weitere Projekte finanziert werden? Ist es zumutbar, den Jülichern weiter in die schmalen Geldbeutel zu greifen? „Die Zeit ist eine ungünstige“, gibt Ulrich Backhausen zu. Dennoch lassen sich die Menschen motivieren und „wenn viele 1 Euro oder 50 Cent in das Sparschwein werfen, können wir dieses Projekt weiter finanzieren.“

Neben dem Denkmalschutz ist meist der Umweltschutz eine Stimme, die sich Gehör verschafft. Der örtliche Verband des NaBu erklärte auf Nachfrage, sich bislang keine Gedanken über das Thema „Lichtverschmutzung“ gemacht zu haben. Und das Organisationsteam? Ulrich Backhausen sieht hier keine Probleme keimen: Die Strahler gehen auf das Mauerwerk und nur sehr bedingt in den Himmel. Das liegt an der Positionierung der Leuchten, die im Boden eingelassen werden und dann schräg den Hexenturm anstrahlen. Lediglich die Turmhelme müssten von der gegenüberliegenden Laterne aus angestrahlt werden. Das hierbei Lichtverschmutzung erzeugt wird „ist nicht von der Hand zu weisen.“ Aber „das sind Lampen, die speziell für diese Distanz gemacht sind“, erläutert Backhausen. Punktgenaue Strahler, die via Schablonen nur den Gebäudeumriss beleuchten – und damit keinen Lichtsmog mehr erzeugen-, kämen für den Hexenturm nicht in Frage.

Das nächste Projekt soll die Ausleuchtung der Propstei-Pfarre sein. „Dafür muss sich ein neues Gremium finden“, so Ulrich Backhausen. Als Vorzeigeprojekt habe man den Hexenturm als Straßengemeinschaft Kleine Rurstraße begleitet, aber „danach soll der Staffel-Licht-Stab an den nächsten Projektträger weitergergeben werden.“

Zur Geschichte des Lichtprojektes

Das Brenzlicht zum Thema

Beleuchtung ist schon lange ein Thema in Jülich. Lesen Sie Horst Dinstühlers Text über die Straßenbeleuchtung

Zur Website des Lichtprojektes


Dies ist mir was wert:    |   Artikel veschicken >>  |  Leserbrief zu diesem Artikel >>

NewsletterSchlagzeilen per RSS

© Copyright