Schwimmleistungszentrum ist verhandlungsfähig

Welle der Zustimmung für Jülich
Von Dorothée Schenk [18.01.2006, 08.40 Uhr]

Wer sich den Weg nach Jülich erkämpft hat, so Landrat Wolfgang Spelthahn in seinen einführenden Worten bei der fünften Sitzung des Landessportaussschusses, der kommt wieder. Fast vollzählig waren die Ausschussmitglieder zu ihrem ungewöhnlichen Tagungsort ins Glashaus an der Südbastion des Brückenkopfes gekommen. Einziger Tagesordnungspunkt: Der Bau des Schwimmleistungszentrums in Jülich.

Michael Müller von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Strukturförderung im Kreis Düren stellt das Bauprojekt „Schwimmleistungszentrum Jülich“ dem Landessportausschuss vor.

Michael Müller von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Strukturförderung im Kreis Düren stellt das Bauprojekt „Schwimmleistungszentrum Jülich“ dem Landessportausschuss vor.

Sie fanden eine gut vorbereitete Mannschaft vor. Im Schulterschluss traten Ideengeber Spelthahn mit seinen politischen Mitstreitern den Landtagsabgeordneten Axel Wirtz, Rolf Seel und Josef Wirtz und Jülichs Bürgermeister Heinrich Stommel an – und überzeugten. Zumindest in der Grundstimmung sind sich durch alle Fraktionen die Politiker einig: Das Projekt ist gut, verdient Unterstützung, aber die Finanzierung muss stimmen. Axel Wirtz als Ausschussvorsitzender resümierte: „Alle Mitglieder haben eine große Sympathie für das Projekt.“ Dieses positive „Signal“, so Josef Wirtz (CDU), hat der Landrat dringend nötig, wenn er in Kürze als „Bittsteller“ beim Energieriesen RWE Power eine Teilfinanzierung einstreichen will. Denn das Essener Unternehmen wartet eindeutig auf die Reaktion aus dem Fachausschuss aus Düsseldorf, wie Spelthahn deutlich machte: „Ich freue mich über den gespürten Rückenwind.“

In verteilten Rollen trat das Team zur Präsentation an. Bürgermeister Stommels Zug durch die Historie von Jülich schloss mit einer Betrachtung der Potentiale. Hier kamen die Wissenschaftlichen Einrichtungen wie Forschungszentrum, FH und Technologie-Zentrum, die gesunde Wirtschaftsstruktur im Sinne von Papier-, Zucker- und Bauindustrie, die gute Infrastruktur in Aus- und Weiterbildung sowie Verkehrsanbindung (Autobahn und Schiene), und die hohen Freizeitwerte im sportlichen Bereich wie in der Naherholung: Das Rurtal und der „Hausberg“, die Sophienhöhe“ als Wandergebiet, aber allem voran der Brückenkopf-Park. Letzterer spielt eine zentrale Rolle in der Euregionale 2008 und dem Indeland-Projekt.

Am Donnerstag, 12. Januar, hat es im Indeland-Projekt eine Zustimmung zur Förderung des Vorhabens Schwimmleistungszentrum Jülich gegeben. 14 bis 15 Millionen Euro schwer ist dieses Bauvorhaben, wenn es so optimal umgesetzt wird, wie es von dem Jülicher Architekten Hans-Karl Schüssler geplant wurde. Fast euphorisch ist die Reaktion von Manfred Peppekus, Präsident des NRW-Schwimmsportverbandes und Vizepräsident des Landessportbundes: „Es ist so optimal gestaltet, wie wir es uns nur wünschen können.“ Der jetzige Standort des Zentrums Übach-Palenberg, der stark sanierungsbedürftig ist, würde aufgegeben und lediglich für das Schulschwimmen genutzt. Außerdem verfügt Übach-Palenberg nur über 25-Meter-Bahnen.

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Zufriedene Gesichter nach dem Ausschuss (v.l.) Axel Wirtz, Dr. Andreas Vesper, Manfred Peppekus, Heinrich Stommel, Werner Stürmann, Wolfgang Spelthahn, Rolf Seel, Elke Talhorst und Josef Wirtz.

Zufriedene Gesichter nach dem Ausschuss (v.l.) Axel Wirtz, Dr. Andreas Vesper, Manfred Peppekus, Heinrich Stommel, Werner Stürmann, Wolfgang Spelthahn, Rolf Seel, Elke Talhorst und Josef Wirtz.

Auch ein Argument, das Landrat Spelthahn ins Feld führt: „Wir sind der einzige Bezirk, der noch keine 50-Meter-Bahn hat.“ Dabei, so rechnet er vor, gibt es im Kreis Düren 5000 organisierte Schwimmer, „viele von ihnen sind im Leistungssport engagiert“. Ein Plus für die Trainingslager ist das geplante Jugendgästehaus, das zu intensiven Übungseinheiten auch als Internat genutzt werden kann. Außerdem erfülle das Schimmleistungszentrum als Nachfolgenutzung eines Tagebaus im Zuge des Indeland-Projektes den Aspekt der Nachhaltigkeit und ließe sich über Ausgleichzahlungen finanzieren. Der große Kostenfaktor „Energie“ werde durch Biomasse aufgefangen, die nicht nur den Bedarf des Zentrums decke, sondern sogar noch zur Einspeisung ins Netz reichen soll. Eine Trägergemeinschaft aus Landessportverband, Stadtsportbund, Gesellschaft für Wirtschafts- und Strukturförderung im Kreis Düren (GWS) und in Kooperation mit dem Freizeitbad Kreuzau soll das Schwimmleistungszentrum Jülich betrieben werden.

Als ein Partner und Bauherr stellte Michael Müller, Geschäftsführer von der GWS, die Baupläne vor. Anschließend stellten die Sitzungsmitgliedern eine Reihe von Fragen. Hans-Theo Peschkes (SPD) twa wollte wissen, ob – ausgehend vom Internatgedanken beim Jugendgästehaus – bereits an eine Eliteschule für Sportler, hier natürlich vor allem für Schwimmer gedacht worden sei. Dr. Fritz Behrens (SPD) sah Klärungsbedarf was den Stand des Projektes angehe: Wie die Bewertung von Ministeriumsseite sei, ob es Konkurrenz-Planungen gebe und wo im Landeshaushalt Geld für das Projekt zur Verfügung stehe. Heinz Sahnen (CDU) hatte vor allem lobende Worte: Sport als Wirtschaftsfaktor werde im Leistungszentrum ebenso deutlich, wie die Vereinbarkeit mit der Umweltpolitik – siehe Biogaswerk – und schließlich die Beteiligung des Tagebau-Betreibers, die nicht als Sponsoring, sondern als gewisser Ausgleich für die jahrzehntelangen Belästigungen verstanden werden soll.

Werner Stürmann, Abteilungsleiter Sport im Landesministerium für Sport, betonte, dass Landrat Wolfgang Spelthahn in einem Brief des parlamentarischen Staatssekretärs Palmen vom 10. Januar sogar schon die grundsätzliche Zusage für das Projekt bekommen habe. Ein Schwimmleistungszentrum, so war ebenfalls zu erfahren, gibt es nur einmal landesweit, dagegen gibt es mehrere Stützpunkte und drei Bundesschwerpunkte. Bis zur Verabschiedung des Landeshaushaltes kann es keine Zusagen über Zuschüsse geben, die außerdem an eine gesicherte Gesamtfinanzierung gebunden sind. Fließt Geld, dann erst ab 2008/09. Allerdings könne bereits vorher mit Zahlungen begonnen werden. Wie hoch diese sein könne, diese Frage konnte Stürmann dem Abgeordneten Dr. Andreas Vesper (Grüne) aber nicht beantworten. So blieb nach wie vor die Frage nach der Umsetzung der Pläne offen, auch wenn das Team um Landrat Wolfgang Spelthahn eine Welle der Zustimmung für sich verzeichnen kann.

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