72-Stunden-Aktion in der Region

800 Botschafter des Himmels unterwegs
Von Dorothée und Arne Schenk [17.06.2013, 11.59 Uhr]

Aufschlag für die erste Runde war in der Marienkirche in Düren mit dem lokalen Schirmherrn, dem Bundesliga-Badmintonclub Düren 57.

Aufschlag für die erste Runde war in der Marienkirche in Düren mit dem lokalen Schirmherrn, dem Bundesliga-Badmintonclub Düren 57.

Gewinner gibt es bei Deutschlands größter Sozialaktion „Uns schickt der Himmel“ viele, denn allein in der Dürener Region engagierten sich über 800 Jugendliche und noch einmal so viele junge und erwachsene Teambegleiter. 38 Projektideen wurden an diesem Wochenende in die Tat umgesetzt. Aktive Beschäftigung mit Kindern, Senioren und Behinderten, Einsätze mit Pinsel und Schaufel an kirchlichen und öffentlichen Einrichtungen, Spendenaktionen bei Talentversteigerungen oder für gelaufene Meter – vielfältig waren die Ideen. Ein Ausschnitt.

Punkt, Satz und Sieg: Zur Auftaktveranstaltung des 72-Stunden-Sozialaktion-Marathons hatte der 1. Badminton-Club Düren 57 als Schirmherr ein Spielfeld in der Marienkirche am Leopold-Hoesch-Platz aufgebaut. Die einmalige Aktion betonte auch Regionaldekan Hans Doncks: „Ihr habt bestimmt noch nie unter den Augen von Jesus und Maria Euren Sport betrieben.“ „Es ging immer darum, das Unmögliche möglich zu machen“, unterstrich Mit-Organisator Manfred Pakulat vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der zusammen mit den Fachbereichen Kirchliche Jugendarbeit das bundesweite Projekt im Bistum Aachen betreute.

Fast alle Aktionsgruppen schickten zum Auftakt Delegationen, die in der Marienkirche ihr persönliches „Starter Kit“ von Michael Pütz, Sohn des 1. BC-Vorsitzenden Rolf Pütz, entgegen nahmen. Der Inhalt: Eine Liste mit Notfallnummern, Banner, Plakate, Info-Material, Eintrittsarmband für die Abschlussveranstaltung in Mönchengladbach, Süßigkeiten als Nervennahrung und eine Kerze mit 72 Stunden Brenndauer. Stellvertretend für die Sponsoren, darunter vier von sieben Lions Clubs aus dem Kreis Düren, erhielt Hartmut Prüss besondere Schätzchen: eine Tasse mit Foto von der Auftaktveranstaltung vor 100 Tagen in Aachen, einen Muffin in der grünen Aktionsfarbe sowie zur 72 geformte Kekse. Dann schickte die Jugendband „umhimmelswillen“ die anwesenden Teilnehmer mit dem passenden Mottolied auf den Weg: „Was du jetzt für andre tust, bringt Himmel in dieses Land.“

Aldenhoven ist Projekt-Ideen-Spitzenreiter

Viel „Himmel“ brachten die Aldenhovener Messdiener und Firmlinge. „Gelebten Glauben“ und „ein Zeugnis für die christlichen Überzeugungen“ nennt Gemeindereferentin Petra Bungarten es und freute sich unbändig über den Besuch von Schirmherr Bischof Mussinghoff, der sich viel Zeit nahm, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und die einzelnen Projekte persönlich zu besuchen. „Der Martinsbrunnen wird in Ordnung kommen – da bin ich sicher“, sagte er schmunzelnd nach der Stippvisite bei der Aktionsgruppe vor der Pfarrkirche. Gelebte Ökumene in Verbindung mit Positionierung gegen Rechts sah der Bischof bei der Gruppe, die als Freundschaftsdienst die evangelische Kirche angestrich, um rechte Schmierereien zu übertünchen. Auch in die Filialgemeinden nach Schleiden und Siersdorf machte sich der Bischof auf.
In Siersdorf richteten die Messdiener den Schulhof der Johannisschule wieder her. Bastian taten mittags schon die Hände weh, weil er mit seinem Freund Yannik den Sandkasten in Angriff genommen hatten. Trotzdem legten sie sich auch nachmittags ins Zeug: Mit Pierre und Fabian strichen sie das Klettergerüst. „Uns schickt der Himmel… mich hat meine Mutter geschickt“, meinte Fabian ziemlich geschafft.

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Überall in der Region traf man - wie hier in Koslar - auf die 72-Stunden-Aktions-Banner"

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Koslarer sanieren Minigolfplatz

Mit 10 Litern Farbe, einer Rolle Schmirgelpapier, Spachtelmasse und Dampfstrahlreiniger ausgestattet legten die Messdiener in Koslar los: Der in die Jahre gekommene, gemeindeeigene Minigolfplatz kam in 72 Stunden zu neuem Glanz.

In die Jahre gekommen sind die Bahnen, die auf dem Kirchberg idyllisch unter Baumriesen gelegen, im Blätter- und Blütenregen Wind und Witterung ausgesetzt waren. Obermessdiener Andre Hürtgen hatte die Idee, zur 72-Stunden-Aktion den Schäden und dem Schmutz zu Leibe zu rücken und fand in Gemeindereferent Ralph Cober gleich einen Mitstreiter und als Unterstützer die örtlichen Kirchenvertreter. „Im Zuge der Groß-Gemeinde Heilig Geist Jülich ist dieser Minigolf-Platz ein wunderbares zusätzliches Angebot an alle“, erklärt stellvertretend Peter Brendel, der am Freitag auch selbst mit Hand anlegte, um die Messdienerschar bei ihrem Tun zu unterstützten.
Vor rund 35 Jahre, so weiß der Haus-und Hof-Kenner Herr Herdmann, hatte Pfarrer Toni Fabry im Zuge der Gesamtsanierung, als auch das Pfarrhaus abgerissen wurde, genau vis-à-vis der Kirche diesen 9-Loch-Platz für die Gemeinde anlegen lassen. Schläger und Bälle dazu werden gut verwahrt und zweimal im Jahr nutzten die St. Adelgundis-Gemeindemitglieder bislang den Minigolfplatz – zum Gemeindefest und zu Christi Himmelfahrt. Das soll sich nun ändern. Nach der Wiederherstellung ist geplant, dass Jugendgruppen und Privatleute sich an einen festen Ansprechpartner, der noch benannt werden muss, wenden können, um den Platz zu nutzen.


Kirchberger sorgen für Bienenhäuser

Das Bienenvolk von einem Hobbyimker und Kolpingmitglied Ansgar Bloch in Rolleferberg darf sich über einen Neubau freuen. Nachdem die neun Jugendlichen der Kolpingjugend aus Kirchberg sich am schulbefreiten Morgen mit der Biene als „Nutztier“ beschäftigt und Schautafeln angefertigt hatten, ging es mit Unterstützung der Väter an den Rohbau. Das besondere „Bonbon“ für die Akteure war aber das Anstreichen der Kästen, da jeder eine zugeteilte Fläche nach Belieben bemalen konnte – von Kolping-Emblem bis Lok, Bienchen und bunten Mustern reichte die Palette. „Bienen mögen es schön bunt“, schmunzelt Markus Holländer, Vorsitzender der Jülicher Kolpingsfamilie, wissend. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen zeigten sich begeistert: Weihbischof Karl Borsch besuchte die Kirchberger und ließ sich ausführlich von der Aktion erzählen.

In Jülich kein Platz für rechte Parolen

„Gegen Rechts“ auf den Weg machten sich Jugendliche der KOT Roncalli Jülich. Drei Tage lang waren sie mit Lösungsmitteln und Schabern in und rund um die Stadt unterwegs und entfernten Aufkleber von nationalsozialistischen Gruppen oder mit rechten Parolen. Immer wieder, berichtet Jugendheimleiter Sascha Römer, wurde die Gruppe angesprochen und erhielt Tipps, wo es noch etwas für sie zu tun gab. Stolz ist er auf seine Truppe, die viel Durchhaltevermögen bewiesen hat. Allerdings brachte die Aktion gleichzeitig die Erkenntnis: "In der Stadt Jülich scheint es, hat man die rechte Szene gut im Griff." Vor allem offenbar alte Aufkleber der inzwischen verbotenen Gruppierung "KAL" und auch Abziehbilder, die vordergründig nicht gleich der "Szene" zuzuordnen sind, fanden die Jugendlichen zwischen Rurdamm und Kulturbahnhof, im Nordviertel und im Herzen der Stadt, auf dem Schlossplatz.

Körreniger im Dürener Tierheim
„Wir wollten immer schon einmal ins Tierheim gehen und schauen, ob man dort helfen kann“, erklärt Eva Mülfarth von den Bakö Girls aus Körrenzig. „Und es hat geklappt.“ Die Sozialaktion war dafür der perfekte Zeitpunkt, und zu tun gab es reichlich. Nach einer kurzen Einweisung von Stefanie Blank, Leiterin des Dürener Tierheims, machten die sechs Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren Hundezwinger, Katzenstuben und Kaninchenställe sauber oder kümmerten sich um die Verpflegung der Tiere. „Jetzt merkt man, wie viel Arbeit in einem Tierheim steckt“, erkennt Eva, Miriam Müller fügt hinzu: „Das sieht man von außen ja nicht.“

Morschenich als Foto-Denkmal

Einen anspruchsvollen Plan verfolgen die Jungschützen der St. Lambertus Schützenbruderschaft und der Nachwuchs des Spielvereins Morschenich in ihrem Ort, der abgebaggert wird. Drei Kamerateams unter der Leitung von Bernd Servos, Silke Schmitt und Brigitte Hildebrandt fotografieren Haus für Haus – am liebsten mit den Bewohnern vor der Tür. Ziel ist es, möglichst ein vollständiges Ortsbild in digitaler Form zu erstellen. Auf www.morschenich.de besteht via Internet die Möglichkeit, eigene Bilder an das Team zu schicken. So entsteht eine Dokumentation, anhand derer Morschenich nicht nur im Gedächtnis weiterlebt. Gleichzeitig kann jeder Bewohner das Ergebnis auch als Fotobuch erwerben. „Das Buch soll wie ein Rundgang aufgebaut werden, als ob man durch das Dorf ginge“, unterstreicht Bernd Servos. Noch in diesem Jahr soll das fertige Werk zum Selbstkostenpreis von voraussichtlich 25 Euro erhältlich sein.

Aus organisatorischen Gründen fanden die 72-Stunden-Aktionen im Titzer Land (lesen Sie hier) und Mersch eine Woche früher statt: Die Schützen feierten in diesen Orten. In Mersch-Pattern waren nämlich die Schützen die Paten der örtlichen 72-Stunden-Aktion. Da es in Mersch-Pattern keine eigene Jungschützen-Gruppe gibt, sorgte ein gemeinsames Fest für die Zusammenführung der Jugendlichen. 50 Kinder und Jugendliche nahmen teil.

Lesen Sie über die Hintergründe Gut fürs Glücksgefühl

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Machen Sie sich außerdem ein Bild von den Aktionen

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