Geschichte des Lichtprojektes

Vor Staunen bei Rot über die Ampel
Von tee

Auch mit einer Postkarte warb das LICHT!projekt.  Vorlage: Dieter Benner

Auch mit einer Postkarte warb das LICHT!projekt. Vorlage: Dieter Benner

Begonnen hat alles auf der Mitgliederversammlung des Vereins Stadtmarketing im Juni 2004, zu der Vorsitzender Wolfgang Hommel den Vorstand des Aachener Lichtprojektes Dieter H.H. Stolte eingeladen hatte. Der Vortrag löste eine solche Begeisterung aus, das schnell die Idee geboren wurde, den Hexenturm ins rechte Licht zu setzen. „Herr Rosenbaum und ich haben uns im Arbeitskreis Einkaufstadt des Stadtmarketing-Vereins aus dem Fenster gelehnt“, wie Backhausen lachend erzählt. Schließlich sei der Hexenturm bei der Straßengemeinschaft direkt vor der Tür. Nicht gedacht hätten die Engagierten, wie viele Verbündete sie finden würden. Ein Beirat wurde bereits im Oktober 2004 gebildet, „weil die Straßengemeinschaft nicht mehr alleine die Entscheidungen treffen wollte und konnte“. Dazu gehören zehn „Räte“, die sich aus der Stadt, den Stadtwerken, dem Förderverein Festung Zitadelle, dem Geschichtsverein, dem Bürgerbeirat und der Propstei-Pfarre zusammensetzen.

Hilfreiche war vor allem auch der Förderverein Festung Zitadelle, der das Projekt in denkmalpflegerischer Hinsicht „abklopfte“. Schnell wurden auch die Stadtwerke ins Boot geholt, da es sich ja beim Hexenturm um ein städtisches Gebäude handelt. „Sie engagieren sich vor allem mit Men-Power“, erläutert Ulrich Backhausen. Das schließt den Sachverstand der Techniker und Ingenieure und Bereitstellung von Gerätschaften ein. Für die Beleuchtungsproben etwa stellten die Stadtwerke den Hubsteiger für die Turmbeleuchtung. Zu verdanken ist ihnen auch der Kontakt zur AEG, die bei der 1. Lichtproben kamen und die Leuchtmittel gleich mitbrachten.

Mit leuchtenden Augen erzählt Ulrich Backhausen von diesem zündenden Ereignis im Juli 2004. „Wir mussten bis halb zehn Uhr abends warten. Je dunkler es wurde, desto besser kam das Licht zum Tragen.“ Die Begeisterung war so groß, dass Backhausens Schwager Dieter Benner aus dem Bett geklingelt wurde, „Das war so schön, das musste festgehalten werden“, erklärt Backhausen die Beweggründe. Dieter Benner rückte mit seiner digitalen Kamera an und hielt bildnerisch den Test fest. Die Ergebnisse sind derzeit in einer Ausstellung in der Filiale der Sparkasse am Schwanenteich zu sehen. Aber nicht nur die aktiv Beteiligten waren begeistert: „Wir hatten plötzlich viele Zuschauer und sogar die Autofahrer waren iritiert. Einige machten eine Vollbremsung oder fuhren sogar bei Rot über die Ampel.“

Werbung

An diesem Abend wurden lediglich die Zylinder und der Torbogen in mediterranes Licht getaucht. Nach Rücksprache des Fördervereins Festung Zitadelle mit Prof. Eberhardt, einem Kenner der Jülicher Geschichte und des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg, fiel die Entscheidung, auch die Turmhelme zu illuminieren. Hinzugekommen ist inzwischen noch das angrenzende Kulturhaus, das den alten Stadtmauer-Charakter in moderner Weise aufgreift. Außerdem stimmte Prof. Eberhardt für ein anderes Licht, um die mediterran angestrahlten Renaissance-Bauten auch optisch abzugrenzen. Bläuliches Licht steht ab sofort für das Mittelalter in Jülich. Das alles hat natürlich Auswirkungen auf die Kalkulation: Benötigt werden jetzt 16 Bodenscheinwerfer und sechs weitere für die Türme. 19.300 Euro waren ursprünglich für das Lichtprojekt Hexenturm veranschlagt worden – nach der „Erweiterung“ beläuft sich die aufzubringende Summe auf 23.500 Euro. Allerdings sind hier auch schon die Folgekosten für drei Jahre mit einkalkuliert.

Und immer noch zahlt hier das Ehrenamt. Nicht nur durch das Engagement, ausschließlich aus privaten Geldern soll die Finanzierung bestritten werden. Es fehlen nur noch wenige hundert Euro bis zur Gesamtsumme aber die Zeit läuft. Trotzdem ist der Beleuchtungsstart gesichert, wie Backhausen versichert. Die Straßengemeinschaft hat zugesichert, den Restbetrag beizubringen. Gespräche mit Banken laufen bereits. Aber immer noch hoffen die Organisatoren, dass sich das Projekt restlos aus Spenden deckt. Sollte es einen Überschuss geben, wird dieser an das nächste „Lichtprojekt“ weitergereicht.

Und tatsächlich reist das Engagement ja nicht ab, wie die jüngsten Filmprojekte des Fördervereins Festung Zitadelle und Dieter Benners zeigen. Inzwischen hinlänglich bekannt sind die Hexenturm-Printen aus dem Hause „Old Liberty“, die Wachsobjekte der Zitadellen-Imkerei und auch der papierne Hexenturm der Wellpappewerke Carl Eichhorn. Der Lionsclub gehörte ebenso zu den Spendern wie das Kleiderlädchen, Geschäftsleute und viele, viele Kleinspender, die die Sparschweine auf den Ladentheken fütterten.

Ausgeleuchtet werden ab Oktober der Hexenturm von der Seite Walramplatz und von der Stadtseite aus, dazu kommen die Ecken des angrenzenden Restaurants und die Blaue Frau. „Diese Ecken wurden früher gerne als Urinale benutzt,“ erzählt Ulrich Backhausen, „aber wo Licht ist…“ Um die richtigen Plätze für den Einbau der Scheinwerfer zu finden, wird es vermutlich zum Stadtfest Anfang Oktober geben. Direkt im Anschluss soll mit den Bauarbeiten begonnen werden.


Zurück zum Artikel

Beleuchtung in Jülich - ein ganz altes Thema, lesen Sie nach bei Dr. Horst Dinstühler


Dies ist mir was wert:    |   Artikel veschicken >>  |  Leserbrief zu diesem Artikel >>

NewsletterSchlagzeilen per RSS

© Copyright