Rede anlässlich der 1. Verleihung der Josep-Kuhl-Medaille, 4. Teil
Von Prof. Dr. Günter Bers [23.03.2009, 20.43 Uhr]

Leo Gillessen und seine Auszeichnung, die Joseph-Kuhl-Medaille

Leo Gillessen und seine Auszeichnung, die Joseph-Kuhl-Medaille

Leo Gillessen – vom Journalisten zum regionalen Heimatforscher
Ganz anders verlaufen ist die Biographie der zweiten heute von uns zu ehrenden Persönlichkeit. Leo Gillessen, geboren 1927 in Dremmen, besuchte zunächst vier Jahre die Oberschule in Heinsberg, wurde dann als Luftwaffenhelfer eingezogen, besuchte dann nochmals für drei Jahre das Gymnasium in Heinsberg, musste aber in der Prima aufgeben, um seinen Eltern beim Aufbau einer neuen geschäftlichen Existenz zu helfen. Im elterlichen lederverarbeitenden Betrieb war er dann einige Jahre tätig und begann 1951 ein Studium an der ersten deutschen Journalistenschule in Aachen, um 1952/53 wieder im elterlichen Betrieb mitarbeiten zu müssen. 1954/55 war er dann für zwei Jahre auf dem englischen Militärflugplatz Wildenrath tätig, um schließlich 1955-56 wieder zur Pressearbeit zurückzukehren.

Als Volontär schrieb er für die Aachener Volkszeitung zunächst in Aachen und Düren, um dann an die Aachener Nachrichten zu wechseln, für deren Lokalredaktion in Erkelenz und Geilenkirchen er in der Folge zuständig war. Bereits seit 1955 hatte Herr Gillessen sich der Heimat-und Regionalgeschichte zugewandt, die er sich zunächst im Selbststudium, z. T. angeleitet durch den aus Heinsberg stammenden Dr. Severin Corsten, Bibliotheksrat und in späteren Jahren Direktor der Kölner Universitäts-und Stadtbibliothek. Frucht dieser Bemühungen war 1958 eine erste Veröffentlichung über die Geschichte der Pfarrei seines Heimatortes Dremmen.

Diesem Buch folgten bis heute wenigstens 22 weitere Schriften mit zusammen 3.500 Druckseiten, meist der Geschichte der Heinsberg-Erkelenzer Region, die seit dem
15. Jahrhundert ein Bestandteil des Herzogtums Jülich war, gewidmet. Diese reiche Veröffentlichungstätigkeit wurde gefördert bzw. sozusagen herbeigerufen durch das Amt eines Museumsleiters des Kreises Heinsberg, das Herr Gillessen bis 1992 ausfüllte. In dieser Zeit hat er das Heimatmuseum in Heinsberg zu einer sehenswerten Stätte der Dokumentation der regionalen Vergangenheit gemacht.

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Dass die wissenschaftlich orientierte Arbeit von Leo Gillessen auch überörtlich anerkannt wurde, belegt die Tatsache, dass eine von ihm verfasste Untersuchung über die Flurnamen von Oberbruch-Dremmen 1976 in der renommierten Reihe „Rheinisches Archiv“ des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Universität Bonn herausgegeben wurde. Unsere Joseph-Kuhl-Gesellschaft hat von ihm die Edition des ältesten „Mannbuches“, ein Verzeichnis der Lehensnehmer des Heinsberger Dynasten, im Jahre 1997 besorgen lassen. 2003 erschien dann eine Edition der ältesten Kellnerei-Rechnungen des Jülicher Amtes Randerath, hrsg. vom Heimatverein der Heinsberger Lande. Dass Herr Gillessen sich auch einer volksnahen Geschichtspflege verbunden fühlt, zeigt seine jahrzehntelange Tätigkeit als Redakteur der Heimatkalender der Kreise Erkelenz und Heinsberg, sehr gut gemachte und lesenswerte Publikationen, die ein weites Echo in der Bevölkerung gefunden haben.

Wegen seines überdurchschnittlichen Engagements für die regionale Kulturpflege erhielt Herr Gillessen bereits 1976 das Albert-Steeger-Stipendium des Landschaftsverbandes Rheinland. 1993 wurde ihm der Rheinlandtaler verliehen, und 1997 die Steeger-Plakette des Vereins Linker Niederrhein, und heute freuen wir uns, diesen Ehrungen die Joseph-Kuhl-Medaille hinzufügen zu können. In Herrn Gillessen haben wir einen wissenschaftsorientierten und dennoch heimat-und volksnahen Erforscher der Regionalgeschichte des nordwestlichen Jülicher Landes vor uns, der wichtige Teilbereiche von dessen Vergangenheit in das Bewusstsein der Interessierten gehoben hat.

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