Rede anlässlich der 1. Verleihung der Josep-Kuhl-Medaille, 3. Teil
Von Profd. Dr. Günter Ber [23.03.2009, 20.39 Uhr]

Prof. Bers (r) überreicht Preisträger Heinz Schmidt die erste Joseph-Kuhl-Medaille.

Prof. Bers (r) überreicht Preisträger Heinz Schmidt die erste Joseph-Kuhl-Medaille.

Heinz Schmidt – „Bauherr“ des Kulturhauses
Die erste der hier zu nennenden Persönlichkeiten ist Herr Heinz Schmidt, der von 1984 bis 1994 Bürgermeister unserer Stadt Jülich war. 1936 wurde er in Jülich geboren, ist also ein echter „Muttkraat“, wie der alte Spitzname für die eingeborenen Jülicher lautet. Er begann 1951 seine berufliche Laufbahn im Eisenbahnausbesserungswerk Jülich-Süd, das heute auch schon lange Geschichte geworden ist. Er ist gelernter Maschinenschlosser und war später technischer Angestellter. Frühzeitig interessierte er sich für die Politik. Seit 1961 war er politisch organisiert. Dabei war es ihm ein Anliegen, die damals in gewissem Sinne versteinerten politischen Verhältnisse Jülichs zu ändern.

Der so gewachsene Wille zur Mitgestaltung führte ihn in die SPD, und für diese Partei wurde er in bereits jungen Jahren, seit 1964, Stadtverordneter in Jülich, und blieb dies ganze 34 Jahre lang, seit 1967 auch als SPD-Fraktionsvorsitzender. Er wurde dann, wie schon gesagt, Bürgermeister und war von 1984 bis 1999 zusätzlich noch Kreistagsabgeordneter in Düren. Es ist völlig klar, dass man als politischer Mandatsträger nicht nur Freunde findet, aber jeder, der Heinz Schmidt kennt, wird ihm bescheinigen können, dass er gut zuhören kann, Argumente in ihrem Für und Wider abwägt und dann Entscheidungen trifft, die letztendlich eine Mehrheit und langfristig Anerkennung fanden. Dabei betrachtet er die Sachlage in nüchterner Weise und ist jedem Pathos abhold, aber doch bestimmt in der Verfolgung seiner Grundsätze.

Ein besonderes Kennzeichen seiner Persönlichkeit ist seine Bescheidenheit, das Zurücknehmen der eigenen Person, eine bei Politikern aller Schattierungen nur selten zu beobachtende Eigenschaft. Ich darf in diesem Zusammenhang erwähnen, dass es einiger Mühe bedurfte, um Heinz Schmidt zur Annahme dieser Ehrung zu bewegen. In seine Amtszeit als Jülicher Bürgermeister, die ein Jahrzehnt umfasst, fallen wichtige und zukunftsweisende Entscheidungen, und insbesondere die Interessentinnen und Interessenten der Jülicher Stadtgeschichte sind Heinz Schmidt zu großem Dank verpflichtet. Und zwar aus folgendem Grund: Während seiner Bürgermeisterjahre ist das Kulturhaus am Hexenturm der Stadt Jülich als Heimstätte für Stadtbücherei, Museum und Archiv errichtet worden, und damit wurden erstmals ganz neue Dimensionen und Möglichkeiten der Präsentation von Geschichte für alle Bürgerinnen und Bürger eröffnet.

Der Hauptausschuss des Jülicher Stadtrats hatte sich in seiner Sitzung am 19.05.1987 für die Errichtung dieses Gebäudes ausgesprochen, und es konnte nach zweieinhalbjähriger Bauzeit Mitte Mai 1992 seiner Bestimmung übergeben werden. Die Kosten beliefen sich auf 7,05 Millionen Mark, von denen das Land Nordrhein-Westfalen 2,225 Millionen übernommen hat. Diese Ausgaben haben sich, wie man heute feststellen darf, für die Stadt Jülich in vielerlei Hinsicht bezahlt gemacht, wenn es auch damals für eine kleinere Stadt wie Jülich sicherlich ein Wagnis war, eine solche Aufgabe zu schultern.

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Dies ist jedenfalls von Heinz Schmidt wesentlich mitverantwortet worden, und er hielt dann auch Mitte Mai 1992 zu Recht die Einweihungsrede. Wenn der Erfolg bekanntlich auch zahlreiche Väter hat, so ist es doch Heinz Schmidt und der ihn tragenden politischen Gruppierungen zu verdanken, dass diese Maßnahme erstmals und bisher einmalig für die Jülicher Stadtgeschichte Gestalt angenommen hat.

Zu dem Gebäude gehören natürlich auch entsprechend fachlich geschulte Mitarbeiter, und so ist es letzten Endes Heinz Schmidt zu verdanken, dass die Planstellen für einen Archivar (1987) und einen Museumsleiter (1992) geschaffen werden konnten, obwohl es durchaus auch kritische Stimmen gab, die diese Maßnahmen als in den Bereich der freiwilligen Leistungen der Kommune fallend zunächst nicht so realisiert sehen wollten. Allen Widerständen zum Trotz konnte Heinz Schmidt sich jedoch mit seinen Vorstellungen durchsetzen. Diese Tat ist in ihrer Bedeutung für das Selbstverständnis der Stadt Jülich gar nicht hoch genug einzuschätzen, und er hat sich damit in die Annalen der Stadt Jülich mit goldenen Lettern eingetragen. Damit hat er einen Teil seines Wahlversprechens von 1984 wahrgemacht, die Stadt zum gesellschaftlich-kulturellen Mittelpunkt des Jülicher Landes zu machen.

In die Amtszeit des damaligen Bürgermeisters Schmidt fällt auch das große Jülicher Stadtjubiläum von 1989. Damit sollte die inzwischen 750jährige Tradition Jülichs als mit Stadtrechten ausgestattete Kommune in Erinnerung gerufen werden. Wenn auch ein genaues Stadterhebungsdatum nicht überliefert ist, so ist doch davon auszugehen, dass Mitte bis Ende der 1230er Jahre der Graf von Jülich, eigenmächtig und unter Widerspruch des eigentlichen Ortsherrn, des Erzbischofs von Köln, Jülich zur Stadt erhoben hat, und ein solches Datum ist es natürlich wert, festlich begangen zu werden. Engagierte Publicity-Strategen haben dann gleichzeitig noch den Slogan „2000 Jahre Jülich“, unter Rückgriff auf die Römische Zeit, formuliert, und so konnte unter anderem eine stadtgeschichtliche Ausstellung im Alten Rathaus und ein Historischer Festzug am 17.06.1989 veranstaltet werden.

Diese Maßnahmen haben die Jülicher Ortsgeschichte ungemein populär werden lassen und ihr – jedenfalls vorübergehend – auch eine größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zuteil werden lassen. In dem in historischen Gewändern veranstalteten Festzug schritt selbstredend auch Bürgermeister Schmidt einher. Gegen Ende seiner Amtszeit konnte die heute wieder aktuelle Denkmalbereichs-Satzung der Stadt Jülich vom Rat verabschiedet werden, und zwar einstimmig (30.03.1993). Damit sollte die Erhaltung des Stadtbildes der Innenstadt, so wie es in den Nachkriegsjahren von Prof. René von Schöfer in Anlehnung an den Pasqualinischen Stadtentwurf des 16. Jahrhunderts geschaffen worden war, für die Zukunft erhalten bleiben. Auch für die dann 1998 realisierte Landesgartenschau hat u. a. der damalige Bürgermeister Schmidt die Weichen gestellt.

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