„Krieg und Frieden“ baut eine „Brücke“ zum Internationalen Museumstag

Museum als Ort der Diskussion
Von Dorothée Schenk [08.05.2005, 14.06 Uhr]

Noch heute finden sich Spuren des Krieges in Jülich. Museumsleiter Marcell Perse stellte an diesem 8. Mai die Aktualität zur 60. Jährung des Kriegsendes her. Spuren gibt es nicht nur bei den Kindern, die ohne Väter oder mit traumatisierten Eltern aufgewachsen wären. Spuren finden sich alltäglich auf den Feldern rund um Jülich – als Kriegsschrott. Folgerichtig gehört diesen militärischen Überresten des Weltkrieges die erste Vitrine der Ausstellung „Krieg und Frieden“, die unter großer Anteilnahme gestern eröffnet wurde.

Marcell Perse (r.) erläutert bei der Eröffnung der Ausstellung „Krieg und Frieden“, Fundstücke aus den Feldern rund um Jülich

Marcell Perse (r.) erläutert bei der Eröffnung der Ausstellung „Krieg und Frieden“, Fundstücke aus den Feldern rund um Jülich

In den Kellerräumen des Museums Zitadelle kann sich der Besucher diesem Thema stellen. Im Focus des Betrachters: Das Festungsbauwerk. Der Bogen, oder wie es hier genannt wird: der Zeitstrahl, spannt sich von 1929 bis 1956. Denn, so Perse: Nur in Zusammenhang mit der Vorgeschichte – 1. Weltkrieg und Versailler Vertrag – und den Konsequenzen daraus lässt sich der Geschichtsfortgang erschließen. Das Enddatum 1956 bezieht sich auf die letzten „Kriegsbewohner“ der Zitadelle, die in diesem Jahr wieder in die Stadt Jülich zurück zogen.

In Dokumentationen, die die Bilder in den Guckloch-Vitrinen ergänzen, Zusammenstellungen von Alltagsgegenständen und Uniformen begegnet der Museumsgast einem Stück Jülicher Geschichte, die nicht nur der Örtlichkeit wegen frösteln lässt. Da ist von Fremdenhass die Rede, weil die französischen Besatzer nordafrikanische Soldaten schickten. Reichsarbeitsdienst, der frühere freiwillige Arbeitsdienst ist ein Thema. Dieser ließ 1934 den „ersten Thingplatz im Gau Köln-Aachen“ im Brückenkopf bauen – heute ist dies der „Ort der Stille“. Politische Verfolgung gehört ebenfalls zum Ausstellungskanon. Die Zitadelle als Ort von Misshandlungen und Gefangenschaft für Menschen, mit der für NS-Gläubigen falschen Gesinnung. Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen in Jülich ist ein Schaukasten gewidmet. Selbstredend wird die Nutzung durch die Militärs dokumentiert bis schließlich der Mensch die Festung 1945 zurückerobert – als Wohnstatt in dem völlig zerstörten Jülich.

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Die Ausstellung als Ort der Auseinandersetzung mit „Krieg und Frieden

Die Ausstellung als Ort der Auseinandersetzung mit „Krieg und Frieden

„Museen bauen Brücken“ heißt das Motto des diesjährigen Internationalen Museumstags, der mit der Ausstellungseröffnung zusammenfiel. Ein passender „Brückenschlag“, wie Kulturdezernent Martin Schulz, empfand. Viele persönliche Erinnerungen und Empfindungen würden die Menschen zu dieser Ausstellung mitbringen. Er zitierte die Erlebnisse seines Vaters, wonach nach allen Bombenangriffen und Waffenlärm das beeindruckendste die absolute Stille gewesen sei. „Wir, die wir das nicht erlebt haben“, so Schulz, „sind gefordert, uns der Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden zu stellen.“ Das sei das eigentliche Anliegen des Museums-Teams. Marcell Perse lud die Besucher ein, das Museum als Ort der Diskussion aufzusuchen.

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