Interview: Hans Koßler vom Festausschuss Stadtfest setzt auf Qualität

Träume von einem französischen Dorf
Von Dorothée Schenk [03.06.2005, 13.44 Uhr]

Ein Großunternehmen ist das Jülicher Stadtfest. Wenn die Besucherströme sich durch die Innenstadt schieben, entsteht in den Köpfen des Festausschusses schon die nächste Veranstaltung. Ein Jahr im voraus wird geplant, kalkuliert, konzipiert. Und wenn das letzte Glas getrunken ist, dann zieht der Festausschuss mit Besen los und reinigt nächtens noch die Straße. Mit Hans Koßler, dem Geschäftsführer des Festausschusses Stadtfest, sprach Dorothée Schenk.

Hans Koßler, Geschäftsführer des Festausschusses Stadtfest Jülich.

Hans Koßler, Geschäftsführer des Festausschusses Stadtfest Jülich.

Stadfest – ist das überhaupt noch eine zeitgemäße Veranstaltung?

Koßler: Von der Historie her gesehen ist das Fest geboren, um der Kleinstadt Jülich eine hohe Besucherfrequenz zu bringen und Jülich über die Stadtgrenzen hinaus bekannt zu machen. Das ist gelungen. Der Umsatz ist im ersten Moment nicht der entscheidende Faktor, sondern das Interesse der Kunden.

Wie wird das Konzept für das Stadtfest aufgestellt?

Koßler: Es ist ein Organisationsteam innerhalb der Werbegemeinschaft gewachsen. Dort ist erkannt worden, dass es Spezialisten braucht für ein solches Fest. Daher ist der Festausschuss gegründet worden, der mit Büb Bongartz, Gertrud und Martin Vent, Hans Riesen und mir besetzt ist – im Hintergrund immer unsere Mutter, die Werbegemeinschaft. Wir geben Inserate in Fachzeitschriften auf. Die Bewerbungen sichtet der Festausschuss. Im Laufe der Jahre hat sich natürlich auch eine Stammbesetzung von Beschickern herausgebildet. Viele von ihnen bekommen gleich zum Stadtfest wieder einen Vertrag oder Bewerbungsunterlagen mit. Natürlich sind wir immer wieder bemüht, die lokalen Kräfte einzubinden, wie Vereine und Jülicher Musikgruppen. Die Kritik, „es ist immer nur dasselbe“ zieht nicht, weil auch beispielsweise bei der Annakirmes die Menschen bestimmte Anlaufpunkte einfach suchen. Die Highlights müssen sich immer ändern. Daran arbeiten wir – zu jedem Fest neu.

Trägt sich das Verhältnis Beschicker – Programm?

Koßler: Das Programm ist ein großer Kostenfaktor. Ein Hauptact kostet für eine dreiviertel Stunde zwischen 6000 und 9000 Euro und muss schon ein Jahr im voraus gebucht werden. Normalerweise wurden die Kosten durch Standgebühren der Beschicker bestritten. Dieser Bereich reicht nicht mehr aus. Wir liefern das gesamte Programm ja zum O-Tarif.

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Reges Treiben wird nach dem Wunsch Hans Koßlers vor der Propstei-Kirche am Wochenende herrschen.

Reges Treiben wird nach dem Wunsch Hans Koßlers vor der Propstei-Kirche am Wochenende herrschen.

Heißt das, auch am Stadtfest wird gespart?

Koßler: Es gibt keine Chance, den Gürtel enger zu schnallen, weil die Qualität leidet. Wir sind finanziell jetzt an der Grenze. Es gilt, neue Überlegungen anzustellen, um nicht im Niveau abzufallen. Ich könnte mir vorstellen, dass im aktiven Vorstand der Werbegemeinschaft Entscheidungen fallen, dass man den Haushalt sogar noch erhöht, um eine noch bessere Qualität zu bekommen, um sich weiter von den anderen Städten abzuheben. Außerdem gibt es Bemühungen, dass alle interessierten Einzelhändler, die von der Frequenz in der Stadt profitieren, sich an einem solchen Programm beteiligen, wie es in anderen Städten üblich ist.

Bei aller Einsatzfreude, wie misst sich der Erfolg und rechtfertigt damit die finanziellen Mittel?

Koßler: Wir lassen im Bereich der Stadt Jülich die Autokennzeichen kontrollieren, um zu sehen, woher die Besucher kommen. Wir können feststellen, dass die Leute Tage nach dem Stadtfest in Ruhe wiederkommen, um vor allem hochwertige Angebote in Ruhe auszusuchen. Es gibt hier viele Punkte wo Stadtmarketing und Werbegemeinschaft sich im Sinne der Qualitätssicherung des Standorts Jülich ergänzen. Die gleichen Gedanken liegen dem Erntedankfest und dem Weihnachtsfest zugrunde. Wir sehen auf eine lange Tradition: Mit dem Stadtfest haben wir bereits Silberhochzeit gefeiert.

Nach über 25 Jahren: Gibt es Raum für konzeptionelle Neuerungen?

Koßler: Das Stadtfest ist konzeptionell in einer ständigen Veränderung begriffen. Irgendwie träume ich davon, einmal ein französisches Dorf hier aufzubauen, mit Spezialitäten, Musik und der typischen Silhouette. Wir möchten auch den Trödelmarkt, den bislang ein Fremdanbieter betreut, mehr in eigenen Hände nehmen, um neben dem Trödel auch mehr Antiquitäten zu etablieren. Es gibt Bausteine für das Stadtfest, die zusammengefügt werden. In diesem Jahr ist es beispielsweise die Modenschau des Einzelhandels oder der Automarkt. Wir arbeiten daran, alle Autos auf dem Schlossplatz zusammenzufassen. Angelehnt an die IAA wollen wir eine Vorführstrecke „basteln“. Ich habe mir Veranstaltungen dazu in Bad Godesberg, Düren und Linnich angesehen und muss Jülich ein dickes Kompliment machen: Hier ist es am Schönsten …

Das Programm zum Stadtfest

Zur Straßenführung und Parkplatz-Angebot.


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