Traditionsverein Jülich 10/97 hat viele Defizite

Zehner-Vorstand ins Abseits gestellt
Von Dorothée Schenk [09.11.2007, 16.37 Uhr]

Es sieht düster aus beim SC Jülich 10/97.

Es sieht düster aus beim SC Jülich 10/97.

„Keine Entlastung“ lautete bei der Jahreshauptversammlung im Sportlerheim des Karl-Knipprath-Stadions das einstimmige Votum der Mitglieder des SC Jülich 10/97. Zehn Jahre nach der Neugründung steckt der Fußball-Traditionsverein erneut in tiefen Schwierigkeiten. Die Finanzen sind marode und die Führungsspitze hat nicht das Vertrauen der Mitglieder. Im ersten Quartal 2008 tritt die Versammlung erneut zusammen. Heiko Mock (Sponsor und Marketing) kündigte an, bis dahin ein neues Vorstandsteam zu präsentieren. Bis dahin bleibt der Vorstand um Vorsitzenden Peter Schmitz nominell im Amt. Mit diesem Verfahren verhinderten die Mitglieder, dass die Rechtspflege des Amtsgerichts die Vereinsführung übernimmt. (Mehr dazu)

Einer Palastrevolution kam die Sitzung gleich. Viel Kritik musste der Vorstand von den über 40 Anwesenden einstecken. Das Defizit des Vereinskontos, das zur Neu-Gründung 1997 mit rund 24.000 Euro in der Kreide stand, sieht zehn Jahre später nicht besser aus. Schatzmeister Karl-Heinz Stier rechnete 71.400 Euro Belastungen vor, verursacht durch gestiegene Kosten. Sie verteilten sich auf Gehältern, Versicherungen und Kredittilgung sowie Überziehungskrediten und vor allem auch in Mehrkosten für die Stadtwerke und Platzpflege. Sinkende Zuschauerzahlen und fehlende Sponsoreneinnahmen ergänzten die Misere.

Vorhaltungen gab es von den Mitgliedern, weil trotz der schlechten Finanzsituation über ein Drittel der Mitglieder über 18 Jahre seinen Beitrag nicht zahlt, von der 1. Mannschaft gerade einmal ein Spieler Vereinsmitglied ist, Bandenwerbung im Stadion nicht in Rechnung gestellt wird. Uwe Mock betonte die Bereitschaft zumindest eines Werbenden, die er persönlich bestätigen konnte. Dabei kam heraus, dass der Verein gar keine Werbeverträge gemacht hat, wie Vorsitzender Schmitz mitteilte. Gleichzeitig warten Platzwart und Trikotwäscher seit vier Monaten auf ihr Gehalt sowie Spieler und Trainer auf Erstattung von Kosten, unter anderem für die Schiedsrichter.

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Der Nachwuchs wird von ehrenamtlichen Trainern fit gemacht.

Der Nachwuchs wird von ehrenamtlichen Trainern fit gemacht.

Weit von sich wies der Vorstand Vorwürfe, er würde es sich zu leicht machen. Vorsitzender Peter Schmitz wies bereits im Jahresbericht darauf hin, dass dringend Unterstützung benötigt würde – in allen Bereichen, nicht nur bei den Finanzen. Es mangelt an Trainern im Jugendbereich, Betreuern der Mannschaften, manchmal sogar an einem Transport zu Spielen. Mangelndes Engagement wurde vonseiten der Verantwortlichen beklagt. Martin Schulz als zweiter Vorsitzender stellte klar, dass er von den Kritikern konstruktive Vorschlägen erwarte, wie „man mit der Situation umgehen soll“.

Stein des Anstoßes ist das Benefizspiel gegen Bayer Leverkusen im August 2005. Unstimmigkeiten in der Abrechnung wollte Heiko Mock, verantwortlich für Marketing und Sponsoring im SC Jülich 10/97, geklärt wissen. Mock bezeichnete sich als Sprecher für viele Gleichgesinnte und hatte fristgerecht einen entsprechenden Antrag an den Vorstand eingereicht. Bezweifelt wird, dass nur rund 11.000 Euro erlöst worden sind, von denen umgehend 5000 Euro an die Hephata-Stiftung flossen. Schatzmeister Stier konnte keine detaillierte Abrechnung vorlegen: „Ich bin unvorbereitet“, zeigte er sich überrascht. Ihm sei der Antrag nicht bekannt. Murren aus der Mitgliederschaft war die Antwort.

Konkret: Abgerechnet sind wohl 500 Zuschauer. Der Tagespresse vom 11. August 2005 ist zu entnehmen, dass 1100 Fans das Spiel sahen. Fakt ist, das nicht verkaufte Tickets verschwunden sind, die nach dem Spiel im Vereinslokal gestanden haben sollen. Trotzdem, so Uwe Mock, wäre eine korrekte Abrechnung möglich gewesen: Er habe die Karten drucken lassen, bekannt seien die verkauften Tickets und darum auch die Differenz zu ermitteln. Der Unmut der Versammlung entlud sich über den amtierenden Vorstand, weil dieser in seiner Sitzung vom 19. September 2006 die Abrechnung als korrekt durchgewunken hatte. Aus Protest hatte damals Uwe Dymowski die Vorstandssitzung verlassen und stellte nun erneut die Frage: „Wie konnte diese Abrechnung genehmigt werden wenn die Restkarten nicht vorlagen?“ Unbeantwortet bleibt dies zunächst. Der Vorstand ist nun in der eingeforderten Aufklärungspflicht.

Lesen Sie hierzu Zehner müssen tiefer in die Tasche greifen


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