111 Tage Axel Fuchs

Visionen 2020 und Ja-Wort vor dem Bürgermeister
Von Dorothée Schenk [10.02.2016, 11.38 Uhr]

Seit genau 111 Tagen ist Axel Fuchs Bürgermeister – passend zum Sessionsende. Als CCKG-Präsident und Ulk-Vizepräsident und zuletzt als Mitglied der historischen Gesellschaft Lazarus Strohmanus hat er gefeiert. Ab heute ist Axel Fuchs wieder hauptamtlicher Bürgermeister. Am Donnerstag hat er den Vorsitz der nächsten Ratssitzung. Ein Blick zurück auf die ersten Wochen im Amt und einige Visionen.

Bürgermeister Axel Fuchs - Immer nah an den Menschen

Bürgermeister Axel Fuchs - Immer nah an den Menschen

„Bürgermeister sein ist genau so, wie ich mir das vorgestellt habe!“ Die spontane Aussage lässt beim Gegenüber keine Zweifel offen: Da ist ein Überzeugungstäter im Amt, der sich an seiner Arbeit freut, an „den vielfältigen Themen, dem Kontakt zu den Bürgern, zur Politik und zu den Menschen in der Verwaltung“. Und das sogar wenn sie nach eigener Aussage 60 bis 70 Wochenstunden in Anspruch nimmt. „Ich habe 334 Termine in den letzten 100 Tagen absolviert“, rechnet Axel Fuchs vor. Einige Spuren hat der Marathon sichtbar um die Augen hinterlassen – aber auch das „Brennen“ für seine Stadt ist weiterhin zu sehen, und das scheint in einer gewissen Aufbruchstimmung bis in die Strukturen spürbar.

Das liegt bestimmt auch an der Begeisterung des neuen „Chefs“ für seine Mitarbeiter: „Die Verwaltung und ich sind eine Einheit. Ich lass auf meine Leute nichts kommen. Ich habe in der Personalversammlung sehr deutlich gesagt: ,Wir sind ein Dienstleister`“, betont er die eingeforderte Haltung, erklärt aber auch „Ich weiß, dass sie diese Aufgabe ausfüllen. Wer dann mit meinen Leuten nicht gut umgeht, und ihnen nicht den Respekt entgegen bringt, den sie verdienen, der bekommt es persönlich mit mir zu tun.“ Und weil sich Axel Fuchs auch als Teil der Dienstleistung sieht, wird er nach eigenem Bekunden einen Befähigungskurs absolvieren, der es ihm erlaubt, Trauungen zu vollziehen.

Keine Scheu bei den Bürgern spürt der „Bürgermeister der offenen Tür“, als der er angetreten ist, das Angebot zu nutzen: „Warum hab ich ein Knöllchen bekommen? Kann man den Radweg nach Mersch nicht durchziehen…? Das sind ganz normale Bürgeranliegen“, mit denen die Menschen zu ihm kämen. Dazu erreichen ihn reichlich Mails. Viele Jülicher begegnen Axel Fuchs aber auch auf seinem Weg zu Arbeit: Er war es im Wahlkampf und ist es geblieben: ein passionierter Radfahrer. „Das hat der Klimaschutzbeauftragte auch lobend erwähnt: dass der Bürgermeister und der Beigeordnete mit dem Fahrrad fahren“, erzählt er schmunzelnd. Den Dienstwagen, dessen Abschaffung geprüft werden sollte, wie Axel Fuchs bei der Podiumsdiskussion auf dem Schlossplatz erklärt hatte, gibt es allerdings noch. „Er ist nicht nur für den Bürgermeister da, sondern auch für den Beigeordneten und andere Mitarbeiter, wenn sie ihn für Termine brauchen. Von daher musste ich das Vorhaben fallen lassen.“

Womit das Thema „Vorhaben und Pläne“ während der Wahlkampfzeit erreicht wäre – und in welchen Bereichen Bürgermeister Fuchs die Realität eingeholt hat. Ebenso geht der Blick auf Visionen, die er für die Stadt hat. Einige Fragen:

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Vor 111 Tagen vereidigt: Axel Fuchs

Vor 111 Tagen vereidigt: Axel Fuchs

Das Jülicher Sommermärchen hatte für Sie und Ihr Wahlkampfteam ein Happy End. In der Fabel „Fuchs und Igel“ heißt es: „Ist nicht der Friede längst verkündigt, und weißt du nicht, dass jeder sündigt, der immer noch gerüstet geht?“ Sie haben alle Kandidaten, auch die der etablierten Parteien ausgestochen. Wie ist das Verhältnis zur Politik?

Axel Fuchs: Es gibt Kandidaten, zu denen habe ich immer noch ein äußerst kollegiales Verhältnis. Es gibt aber auch einen Kandidaten, mit dem kann ich nichts anfangen. Die Politik ist insgesamt sehr kooperativ, ich würde sogar sagen kollegial. Dass es natürlich immer wieder Themen gibt, bei denen man nicht einer Meinung ist, gehört dazu. Ich muss ja meine Position auch halten und bin kein Fähnchen im Wind.

Thema „Eichhorn“: Was unternimmt die Stadt, um einen der größten Steuerzahler der Stadt nicht zu verlieren?

Axel Fuchs: Ich bin schon dreimal bei der Firma Eichhorn gewesen. Seitens der Verwaltung tun wir alles, damit Verfahren nicht unnötig in die Länge gezogen werden. Wir warten wirklich darauf, dass das Gutachten vorliegt. Ich vermute, das wird im Frühjahr soweit sein.
Wenn Herr Eichhorn seinen Plan B wahr macht – den Weggang der Firma –, zahlt das jeder Bürger mit.

Was machen die Bauprojekte Walramplatz und Stadtwerke?

Axel Fuchs: Ich bin mit meinen hundertprozentigen Töchtern in stetigem Kontakt, aber zu den Planen der Stadtwerken fragen Sie bitte den Geschäftsführung der Stadtwerke. Und über den Walramplatz entscheidet letztendlich die Politik. Ich habe vorher gesagt, ich bin gegen eine massive Bebauung – und dabei bleibe ich. Im Vorfeld habe mich intensiv darum gekümmert, ob man in Jülich weiter Lebensmittel kaufen kann im Stadtgebiet. Da habe ich eine positive Rückmeldung bekommen und diese Rückmeldung ist unabhängig von der Bebauung. Ich kann mir den Walramplatz auch ganz anders vorstellen: Einfach den Platz als solchen aufzuwerten. Mit einer Sommergastronomie und schöner Bepflanzung, wobei Parkmöglichkeiten erhalten bleiben könnten…

Da sind wir beim nächsten Thema: Parkplätze. Sind hier noch Kapazitäten rund um „Kleine Römerstraße“ und Krankenhaus, etwa an der Kurfürstenstraße am ehemaligen Studienseminar?

Axel Fuchs: Eigentümer ist der BLB (Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW). Wegen der Skandale in der Vergangenheit sind sie sehr vorsichtig bei all ihren Rechtsgeschäften. Bis da Verträge über die Bühne sind, das dauert lange. Und eine Parkplatzproblematik in Jülich - das sage ich klipp und klar – die gibt es nicht. Wer zum Krankenhaus möchte, hat vom Parkdeck Zitadelle aus einen Fußweg von fünf Minuten. Die Tiefgarage ist fast immer leer, sogar wenn die Stadt am Wochenende zur Marktzeit stark frequentiert ist, ist dort immer ein Platz frei. Sicherlich ist es ein Problem, wenn ich Senioren betreue und die nicht so gut zu Fuss sind. Aber sie kann ich auch vor der Türe aussteigen lassen und dann parken fahren.

Eine Wahlaussage betraf den Brückenkopf-Park: Vom Millionengrab zur Kult(ur)stätte. Was ist umsetzbar und in welchem Zeitplan?

Axel Fuchs: Da tut sich was. Aus der Politik heraus kommt derzeit eine Diskussion zustande, die nachfragt: Wie steht der Gesellschafter, also die Stadt und der Rat, zu seiner eigenen Brückenkopf-GmbH. Hintergrund könnte sein, dass man der Geschäftsführung auch mal ein gewisses Vertrauen entgegenbringt, dass die Haltung ist: Wir reden nicht alles kaputt, wir reden nicht permanent über Kürzung der Mittel. Dann müssen wir mal in zwei bis drei Jahren sehen, was passiert ist und ob eine Verbesserung festzustellen ist. Ich finde die Diskussion gut und ich glaube auch, dass die Geschäftsführung dann auch besser arbeiten kann, wenn sie den Rückhalt aus der Politik spürt. Aber sicher wird sich die Geschäftsführung in drei Jahren mal Fragen gefallen lassen müssen, wie sieht es jetzt aus. Ich habe Dr. Esser angeboten, dass ich ihr helfen werde. Ist doch klar. Mir ist doch sehr viel daran gelegen, dass das kein Millionengrab ist. Dazu muss man wissen, es gibt ein Gutachten, das anlässlich der Landesgartenschau erstellt worden ist. Darin stand, dass die Folgekosten jährlich bei 1,2 Millionen DM liegen werden. Genau bei diesem Zuschussbetrag sind wir gerade.

Also wird in drei Jahren noch einmal geprüft?

Axel Fuchs: Einen gewissen Zeitraum muss man der Geschäftsführung auch einmal freie Hand lassen. Die Geschäftsführerin hat gute Ideen, die unterstütze ich. Bestimmte Bevölkerungsgruppen anzusprechen: neben Familien Senioren, Menschen mit Handicap und Busunternehmer, die sie anschreiben. Wenn das so kommt, dann reden wir in den nächsten Jahren nicht im Haushalt über die Höhe des Zuschusses. Dann würde man das ja konterkarieren. Wenn sich die Zahlen deutlich verbessern in den drei Jahren, stehen wir vor der Überlegung, investieren wir das, was wir erwirtschaftet haben in den Park zurück? Das ist jetzt ein Blick in die Glaskugel.

Ein weitere Forderung im Wahlkampf lautete: Dringend umgesetzt werden muss das Einzelhandelskonzept. Gibt es hier eine Perspektive?

Axel Fuchs: Es besagt ja, dass wir keine Discounter in den Außenbereichen zulassen. Sprich „Kaufland“. Das beseitigt natürlich noch lange nicht die Leerstände in der Innenstadt. Es wird wohl zwei runde Tische geben. Einen mit den Leuten, denen die leerstehenden Geschäfte gehören. Was können wir gegenseitig tun, dass wieder Leben in die Leerstände kommt? Dazu muss man gucken, wo diese Geschäftsräume liegen. Meine Idee ist, die Ladenlokale über die Homepage der Stadt anzubieten mit einer Verlinkung auf den Makler oder Eigentümer. Letztendlich müssen wir auch einen großen runden Tisch haben, mit denen, die Handel betreiben, dazu gehört natürlich die Werbegemeinschaft. Das ist eine Perspektive 2016.

Fünf Jahre Amtszeit liegen jetzt vor Ihnen. Was wird sich bis zur nächsten Bürgermeisterwahl verändert haben?

Axel Fuchs: Neu wird sein, dass auf der Merscher Höhe gewisse Gewerbebetriebe stehen. Außerdem, dass im Bereich der ehemaligen FH eine rege Wohn-Bebauung stattfindet und wenn ich ganz viel Glück habe, kann ich das Land noch davon überzeugen, auf dem Bereich dahinter eine Klimaschutz-Siedlung zu bauen; möglicherweise 3-Generationen-Häuser oder Faktor X Häuser. Das würde uns gut zu Gesicht stehen. Ganz wichtig ist mir auch die Bebauung der ehemaligen Musikschule als 100 Prozent geförderter sozialer Wohnungsbau. Ich bin dabei, Investoren zu suchen, – oder wir machen es als Stadt sogar selbst. Lieber wäre mir aber, ich fände einen Unternehmer.

Abschließend noch zwei persönliche Fragen: Erinnern Sie sich an das Gefühl, als Sie zum ersten Mal auf dem Bürgermeisterstuhl saßen?

Axel Fuchs: Oh ja! Das war sehr erhebend, sehr sehr emotional… und ist es immer noch.

Was macht die meiste Freude am Bürgermeistersein?

Axel Fuchs: Das ist die Anerkennung, die einem zuteil wird. Das ist nicht die Leitung einer Ratssitzung. Es ist der Moment, in dem Menschen auf mich zukommen und mir sagen, dass sie mit mir und meiner Arbeit zufrieden sind.

Lesen Sie hierzu: Der Neue auf dem Bürgermeisterstuhl


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