Wolfgang Hommel schrieb ein neues Buch.

"Sofie" wächst und gedeiht
Von Dorothée Schenk [14.02.2013, 08.28 Uhr]

Über nichts wird so trefflich gespottet und ist trotzdem aus der Freizeitgestaltung der Region nicht wegzudenken: Die „Jülicher Alpen“. Eine Berghöhe in der Rübenpampas… Vor 25 Jahren, so will es die RWE-Power-Geschichtsschreibung, war die Geburtsstunde der Sophienhöhe; Fertigstellung war 1990. Bis heute wächst und gedeiht die liebevoll „Sofie“ genannte und ist Anreiz für neue Nutzungsideen und ein Buch.

Ein Bild aus den frühen Jahren: Die Bagger standen in Stetternich praktisch vor der Haustüre. Foto: W. Hommel

Ein Bild aus den frühen Jahren: Die Bagger standen in Stetternich praktisch vor der Haustüre. Foto: W. Hommel

„Die Sophienhöhe weckt Emotionen“, erklärte Wolfgang Hommel, Jülicher Buchhändler und Autor des schon einen Monat nach Erscheinen als Bestseller etablierten Buchs gleichen Titels. Diese Wechselbäder der Gefühle gründen auf dem Ursprung der rund 200 Meter hohen Anhöhe, erklärt er. Nahezu bis Köln reichte der Wald hunderte von Jahren. Dann musste er der Braunkohlegewinnung weichen. Vernichtung von Natur für die einen – eine Möglichkeit zur Energiegewinnung für die anderen. Gravierender: Viele Menschen verloren ihre Heimat. Orte wie Lich-Steinstraß wurden umgesiedelt, die alten Gehöfte und Häuser abgerissen und Platz für das „große Loch“ gemacht. Die Bagger kamen und die Bagger gingen und es entstand eine einmalige Rekultivierungsfläche. Seit 1988 sind dort rund 1,1 Milliarden Kubikmeter Sand, Kies und Ton untergebracht worden, die aus dem Tagebau stammen. RWE Power schüttet den ausgekohlten Bereich des Tagebaus bereits wieder auf und verlängert die Sophienhöhe nach Süden.

Angewachsen ist dort in den vergangenen 35 Jahren nicht nur eine großflächig Waldmischkultur aus Laub- und Nadelwald, „der Berg“ wurde zum Lebensraum einer vielseitigen Tierwelt von Insekten über Vögel bis Hoch- und Niederwild. Darüber hinaus entstand ein Wegenetz, das sich auf über 100 Kilometer erstreckt. Genutzt wird es von Spaziergängern, Wanderern, Mountainbikern, Reitern, von Gläubigen, die auf der Höhe Gottesdienst feiern oder den angelegten Kreuzweg zu Karfreitag betend folgen. Ein Naherholungsgebiet, das gut angenommen ist. Erfrischen können sich die Erholten im Café Sophienhöhe.

Raum findet auch die Forschung. Was der Bagger freilegt, oder besser, auf was er stößt, wird von Archäologen in Augenschein genommen. Die Außenstelle des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Titz-Höllen lädt alljährlich im Sommer zum Tag der offenen Türe, bei der die aktuellen Erkenntnisse der Ausgrabungen präsentiert werden und Interessierte per Bus zu den Ausgrabungsstätten begleitet werden.

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Die Natur eroberte sich in den letzten 20 Jahren ihren Platz zurück. Foto: Archiv

Die Natur eroberte sich in den letzten 20 Jahren ihren Platz zurück. Foto: Archiv

Die Anhöhen dagegen nutzen Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich. Sie haben dort ein Wetterradar für das Projekt Tereno platziert. Es sammelt Daten, die zur Vorhersage von Niederschlägen, der Art der Niederschläge und zur Windmessung dienen.

Wenn man meint, es geht nichts mehr, kommt jemand mit einer neuen Idee daher: „Bergwelt Sophienhöhe“ heißt das Projekt, über das nachgedacht wird. Eine Studie zur touristischen Ausbeutung des Gebietes wurde von den Kreisen Erftstadt, Düren und RWE Power in Auftrag gegeben und bereits der Öffentlichkeit präsentiert. Geplant ist ein Bikepark, Monsterroller und Mountaincarts sollen eine Downhillstrecke befahren, eine Bergseilbahn soll Wanderer vom Fuße der Sophienhöhe auf das Haldentop oberhalb des Schluchsees fahren, eine Sommerrodelbahn und ein Areal für Paraglider vervollständigen das Ensemble – natürlich ergänzt um Gastronomie. Das alles ist nachhaltig geplant, wie es so schön heißt: Mit „grüner Energie“, die vor Ort gewonnen wird, soll der Strombedarf der Bergwelt gedeckt werden. Geschätztes Finanz-Volumen: 17 Millionen Euro. Erwartete Gästezahl im Jahr: 140.000.

Interessierte können das Video zum Projekt im Internet ansehen.

Die unterschiedlichen Aspekte greift Wolfgang Hommel in seinem Buch „Die Sophienhöhe und ihre Entstehungsgeschichte“ auf. Auf 156 Seiten dokumentiert der Wahl-Stetternicher mit vielen beeindruckenden Fotos und Fakten Historie und Status quo – bewusst ohne zu werten, betont Hommel. Dass sich der Leser ein gutes Bild machen kann, dafür sorgen rund 300 farbige Abbildungen. Zu haben ist das Buch in der Jülicher Buchhandlung Fischer (www.fischer-juelich.de/)und in Dürener Buchhandlungen.

Wer eine kostenlose Wanderkarte der Sophienhöhe benötigt, kann sich an RWE Power unter der Rufnummer 02428 / 95022010 oder an dier Gemeinde Niederzier (bauingenieur@niederzier.de, Telefon: 02428 / 84-403) wenden.

Lesen Sie hierzu Sofie“ von der Natur erobert
und: Sophienhöhe soll wieder pferdefreundlich werden


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