Wo einst die Bagger standen, lockt jetzt Naherholung

„Sofie“ von der Natur erobert
Von Alwin Reiche [27.05.2005, 09.42 Uhr]

Mitten im flachen Jülicher Land erhebt sich ein künstlicher Berg bis nahezu 300 m über N.N. Dieses Gebilde ist mit so vielen interessanten Naturinhalten gefüllt, dass sich dahinein Halbtags- und Tageswanderungen lohnen.

Mitten im flachen Jülicher Land erhebt sich ein künstlicher Berg bis nahezu 300 m über N.N. Dieses Gebilde ist mit so vielen interessanten Naturinhalten gefüllt, dass sich dahinein Halbtags- und Tageswanderungen lohnen.

Mitten im flachen Jülicher Land erhebt sich ein künstlicher Berg bis nahezu 300 Meter über Normalnull. Die Sophienhöhe, von den Einheimischen „Jülicher Alpen“ genannt oder ein wenig liebevoller: die „Sofie“. Einst stand hier ein Wald, dann kam das große Loch. Die Bagger gingen und es entstand eine einmalige Versuchsstation in der Rekultivierung einer neuen Landschaft. Hier wird großflächig Waldmischkultur (Laub- und Nadelwald) betrieben und eine Artenvielfalt praktiziert, die auf Bundesebene Forstdirektoren zu Besichtigungen animiert.

Die Anlage von Feuchtbiotopen hat dazu geführt dass sich viele Wasservögel von selber eingefunden haben und Schwäne dort oben ihr ständiges Domizil eingerichtet haben mit jährlich bis zu 6 Jungen. Die Froschkonzerte im Frühling sind nicht mehr zu überhören und Eidechsen und Molche begegnen einem Wanderer ständig. Umgesiedelte Ameisenvölker gedeihen prächtig und vermehren sich durch Tochternester ständig weiter

Die Totholzstämme, die wie Finger zum Himmel zeigen, sind dort von Förster Rosenland absichtlich hingestellt worden, um den noch jungen Mutterboden mit Pilzen, Sporen, Bakterien und Kleinstlebewesen aus dem Altwald zu besiedeln. Gleichzeitig dienen sie dem Specht als Wohnung und danach den kleinen Piepmätzen als Unterkunft.

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Eine herrliche Seenlandschaft entstand im renaturierten Braunkohlegebiet.

Eine herrliche Seenlandschaft entstand im renaturierten Braunkohlegebiet.

Schwarzwild im Übermaß hat sich eingefunden und Rehe und Damwild sind auch gelegentlich zu sehen. Fuchs und Federwild sind anzutreffen und um über die Vogelwelt oder Insekten zu reden benötigten wir mehrere Seiten. Außer dem Damwild und Ameisen ist alles eingewandert. Die Natur nimmt sehr schnell Besitz von einer neuen Landschaft.

Aber nicht nur für die Natur, die dort oben prächtig gedeiht, ist ein einzigartiges Refugium entstanden – auch der Mensch hat hier ein bedeutendes Erholungsgebiet bekommen, wie es weit und breit in der Jülicher Börde nicht zu finden ist und darüber hinaus von weither Besucher anlockt. Ein Blick auf die Kennzeichen der parkenden Autos am Fuße der „Sofie“ am Sonntag gibt deutlich Aufschluss darüber. Rund 70 Kilometer Wanderwegenetz locken in die Natur. Die Menschen im Jülicher Land haben sich mit Sofie arangiert, sie angenommen und sind dabei sie in Besitz zu nehmen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Kreuzweg, von Kommunionkindern aus Hambach vor Jahren errichtet und nun jährlich gepflegt. Jährlich zu Karfreitag findet eine Prozession statt – ein wunderbares Zeichen von nur einer Art liebevoller Integration dieses neuen Berges.

Der neue Berg ist akzeptiert. Was fehlt sind Ruhebänke mit Sichtachsen in der schnell wachsenden Vegetation; damit man den weiten Blick bis zum Kölner Dom, ins Siebengebirge, nach Holland oder die Eifel genießen kann.

Mehr über „Sofie“, die Natur und Führungen.


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