Vom Aufbau – Anbau – Abriss: Eine kleine Baugeschichte
Von tee

Nach dem Wiederaufbau wurde angebaut: Hier der Wirtschaftstrakt des Hauses Hesselmann.

Nach dem Wiederaufbau wurde angebaut: Hier der Wirtschaftstrakt des Hauses Hesselmann.

70 Jahre nach den ersten Bauplänen fällt das Traditions-Haus Hesselmann
Jülich. Voller Pläne war Josef Hesselmann, als er 1936 entschied, eine Gastronomie an der Rurbrücke zu bauen. 70 Jahre später wird das Haus Hesselmann zur Geschichte. In den kommenden zwei Wochen werden die Räume des Lokals entrümpelt, dann folgt der Abriss. Ein Stück Jülicher Tradition fällt.

Mit dem ortsansässigen Architekten Philip Schaumburg plante Josef Hesselmann das Restaurant an der Rur. Die ersten schriftlichen Dokumente finden sich im Stadtarchiv: Im Jahr 1937 wurde die Bauakte angelegt. Es ist ein Brief des Bauherrn an den Bürgermeister, in dem er die Anlage inklusive Gartenwirtschaft, Kinderspielplatz und Parkplätzen festlegt. Im Keller des Hauses sollte neben einem Transformatorenraum, der Kassenraum und eine Polizeiwache Platz finden. Die Kosten für den als „Stadtkeller" bezeichneten Bauabschnitt sollte aus dem Stadtsäckel erstattet werden. Außerdem wurde bereits der Bau einer hauseigenen Kläranlage fixiert.

Die Baugenehmigung wurde am 23. August 1937 erteilt. Nach nur acht Monat war der Rohbau durch Bauunternehmer August Schüssler fertig, es folgte die so genannte „Gebrauchsabnahme“ am 30. Juni 1938. Eröffnung feierte das Haus Hesselmann zu Pfingsten des Jahres. Auf goldenem Boden stand das Restaurant dann jahrzehntelang.

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Die letzten Besitzer, Familie Senftleben, erweiterten die Front in Richtung Rur. Seither wurde das Haus Hesselmann nicht mehr verändert.

Die letzten Besitzer, Familie Senftleben, erweiterten die Front in Richtung Rur. Seither wurde das Haus Hesselmann nicht mehr verändert.

Daran änderte auch nichts die Schließung des Hauses während der Evakuierung und die teilweise Zerstörung in den Kriegswirren, in denen der Bau zwischen die Fronten der Amerikaner und der Deutschen geriet. Unermüdlich betrieb Josef Hesselmann nach dem Kriegsende den provisorischen Wiederaufbau. Allerdings anfangs durchaus nicht von Erfolg gekrönt, denn als das Haus gerade wieder stand brannte es – so Sohn Hesselmann – durch eine „Unvorsichtigkeit“ wieder ab.

Dennoch wurde der Neuanfang schnell wieder in Angriff genommen und geschafft. Nach einer Mischnutzen bis 1948/49 wurden die Räume wieder vollständig von Familie Hesselmann selbst genutzt und es wurde wieder gebaut: Zwei Kegelbahnen entstanden im Keller, darüber wurde zur Rurseite die Terrasse gebaut. In den 60er Jahren wuchs ein Clubzimmer im hinteren Teil und in den 70er Jahren ließ Hesselmann den Wirtschaftstrakt, also die Küche, erweitern und anbauen. Der letzte Anbau war die Gastwirtschaft zur Rurseite mit einer überdachten Terrasse. 1978 verkaufte die Familie Hesselmann das Haus an Familie Senftleben. Sie erweiterte die Front nocheinmal in Richtung Rur und schuf eine Erweiterung der Gasträume. Damit fand die Baugeschichte ihren Abschluss.

Zum Artikel Von rauschenden Festen und dem leisen Niedergang

Zum Artikel Haus Hesselmann in Jülich vor dem Abriss

Zum Bilderbogen Goldene Zeiten im Haus Hesselmann, Teil 1

und Teil 2


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