Bebauung ehemaliger evangelischer Friedhof

Jülich: Sensibles Bauprojekt nimmt Form an
Von Dorothée Schenk [07.03.2016, 09.13 Uhr]

Ein Konsens scheint gefunden: Nachdem der ehemalige evangelische Friedhof an der Linnicher Straße nun wieder im Besitz des Kirchenkreises Jülich ist und die Planungen vorangetrieben sind, präsentierten das Aachener Architekturbüro Hahn Helten + Assoziierte und Superintendent Jens Sannig ihre Vorstellung eines Verwaltungsneubaus im jüngsten Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss auf dem Gelände. Und sie fanden reichlich Zustimmung bei den politischen Vertretern und der Stadt.

So soll nach ersten Entwürfen das neue Verwaltungsgebäude des Kirchenkreises aussehen.

So soll nach ersten Entwürfen das neue Verwaltungsgebäude des Kirchenkreises aussehen.

Mit viel Sensibilität wollen Planungsbüro und Bauherr auf dem Areal vorgehen. „Ein Verwaltung und ein Ort des Erinnerns und Gedenkens – beides ist möglich.“ Davon ist Superintendent Sannig überzeugt. So ist es jetzt schon Programm, dass Erhaltenswertes bleibt: etwa das alte Eingangsportal, das ursprünglich einmal am Kirchenbau seinen Platz hatte, und der große Gedenkstein.

Darüber hinaus ist der Architekt des Kirchenkreises sich des wichtigen Knotenpunktes bewusst, auf dem das Gebäude wachsen soll: Die Zitadelle Jülich als Diplomthema im Hinterkopf, weiß Günter Helten um die Bedeutung der Sichtachsen zur Festung. Quer auf dem Gelände soll es zu stehen kommen und ein transparenter Treppenturm sich in Richtung Platz öffnet. Auch den Dialog zum Westgebäude des Gymnasiums Zitadelle greifen die Planungen auf, um den Platzcharakter zu entwickeln.

Schließlich gab der Planer im Bauausschuss auch noch Einblick in eine mögliche Zukunft des erweiterten Geländes in Richtung Zitadelle, „das war Aufgabe des Kirchenkreises“, sagt er. Hier könnten Solitärbauten mit je sechs Wohnungen entstehen, die die Sichtachsen aufnehmen und schließlich mit dem Platz und den Gebäuden ein optisches Rechteck bilden würden. Diese Häuser hätten „zwei A-Seiten“, formulierte es der Architekt.

Als Passivhaus ist das Verwaltungsgebäude für die Leitung, Verwaltung und Diakonie des Kirchenkreises Jülich geplant. Beheizt werden soll es über Erdwärme. Bereits am Science College in Barmen legten Hahn Helten + Assoziierte dieses Konzept erfolgreich zugrunde. Viel Grün, viel Begrüntes und viel Transparenz sind die Planungsparameter. Da in die Zukunft gedacht wird, ist das dreigeschossige Verwaltungsgebäude bereits vorbereitet, um noch ein Stockwerk draufzusetzen. Erst dann hätte es die Höhe des gegenüberliegenden Schulgebäudes.

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Der Gedenkstein soll erhalten bleiben. Foto: Archiv 2005

Der Gedenkstein soll erhalten bleiben. Foto: Archiv 2005

Auf Nachfrage des Ausschussvorsitzenden Heinz Frey bezifferte der Architekt die Geschosshöhe mit 3,50 Meter, also 11,50 Meter in der Gesamthöhe. 20 Parkplätze werden über eine Zufahrt erreichbar sein.

Die Entscheidung für den alten Friedhof als idealen Standort des Neubaus begründete Superintendent Sannig so: „Er sollte im Ensemble bleiben“. Gemeint ist damit die Nähe zu Christuskirche und Versammlungsort der Gemeinde – Dietrich-Bonhoeffer-Haus – an der Düsseldorfer Straße sowie der Bildungsstätte Peter-Beier-Haus an der Aachener Straße. Ideale Entfaltungsmöglichkeiten sehen Kirchenkreis und Architekturbüro auf dem Gelände des ehemaligen Friedhof am Propst-Bechte-Platz, der in den 1970er Jahren an die Stadt verkauft und nun unter der Option, hier den Verwaltungsneubau zu platzieren, zurückerworben wurde.

Rückblende: Seit über 50 Jahren hat der evangelische Kirchenkreis, der die Gemeinden zwischen Nideggen und Wassenberg beinhaltet, seinen Sitz in Jülich. Schon bei seinem Amtsantritt als Superintendent 2007, so schildert Jens Sannig es, wäre klar gewesen, dass nicht nur der Raumbedarf sich vergrößert hätte, sondern Veränderungen durch neue Regelungen im Brandschutz, der Barrierefreiheit und der Nachhaltigkeit im Sinne einer energetischen Überholung des Verwaltungsgebäudes an der Schirmerstraße, Ecke Düsseldorfer Straße, notwendig seien. Nur, so kam sehr schnell die Erkenntnis, wirtschaftlich sei eine Sanierung des bestehenden Baus nicht. Nach der Zustimmung durch das höchste Gremium, die Kreissynode, fiel die Entscheidung für den Neubau.

Allerdings, so ergänzte der Superintendent auf Nachfrage, ist "eine endgültige Beauftragung durch den Kirchenkreis ist noch nicht erfolgt, aber ich gehe davon aus, dass der Entwurf dem möglichen Gebäude schon nahe kommt."

Der erste Schritt zur Realisierung ist jetzt die Aufstellung eines Bebauungsplans.

Ebenfalls noch nicht letztendlich geklärt ist, was mit dem alte Verwaltungsgebäude an der Schirmerstr. 1a geschehen wird. Da es auf dem Grund des ehemaligen Pfarrhauses der evangelischen Gemeinde Jülich errichtet wurde, gibt es laut Jens Sannig Überlegungen, das Grundstück nicht zu verkaufen, sondern in Erbpacht zu vergeben, um den historischen Kirchengrund der Kirche zu erhalten. "In der Tat schwebt uns vor, dass ein möglicher Käufer dort bezahlbaren Wohnraum in Citynähe errichtet. Eine solche Nutzung würden wir bevorzugen", gibt der Superintendent einen vagen Einblick in die Zukunft der Nutzung der Immobilie. Aber auch hier ist eben noch nichts entschieden und nach Aussage des leitenden Geistlichen des Kirchenkreises sind auch noch keine ernsthaften Gespräche mit möglichen Interessierten geführt worden.

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