Hans Christian Andersen im Zentrum der „Nacht der Bibliotheken “

Mit Schmusetier durch die Jülicher Büchereinacht
Von tee [29.10.2005, 16.29 Uhr]

Dr. Elisabeth Niggemann erzählt „Der gestielfte Kater".

Dr. Elisabeth Niggemann erzählt „Der gestielfte Kater".

Die Regale flackerten in 200fachem Schein der roten, gelben und orangefarbenen Lichter. Geheimnisvoll schienen die Bücher darin, fast verlockend. In einem anderen Licht stellte sich mottogemäß zur „Nacht der Bibliotheken“ die Stadtbücherei Jülich dar. Sie war am Freitag, 28. Oktober, eine von 180 Einrichtungen in NRW, die ihre Arbeit in kreativer Weise zur Schau stellte. Zwischen lesen und Lesung, Theaterstück und –aufführung, Begegnung mit Geschichte und Geschichten bewegte sich im Kulturhaus am Hexenturm das Programm, das ganz im Zeichen des 200. Geburstag von Hans Christian Andersen gestaltet war. Engagement und Einsatzfreude waren an diesem Abend ablesbar. Alleine 50 Stunden hatten Marlies Stechemesser, Anita Bücker und Klaus-Dieter George auf die Herstellung besagter farbiger Lichter verwandt.

Eine besondere Rolle fiel Reinhard Welzel zu: Er war die personifizierte Hans-Christian Andersen Figur und gab sich als Biedermeiermann mit 200 Jahren auf dem Buckel charmant und kontaktfreudig. Er wandelte zwischen den rund 120 Gästen, verteilte Rosen an die Akteure und stand auch Rede und Antwort. In einem Interview, das die Veranstalter an den Anfang des Abends gesetzt hatten, erzählte er Dorothée Schenk von seinem Leben, seinen Vorlieben und auch manchem „Spleen“. Dabei war zuhören angesagt, denn manche Information musste für die spätere Märchen-Rallye gewusst werden.

Dazwischen lagen aber zwei Lesungen. Dr. Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin „Der Deutschen Bibliothek“, trug „Der gestiefelte Kater“ von den Brüdern Grimm vor, dem die Kinder gebannt folgten. Schwierigere Kost hatte Prof. Dr. Joachim Treusch, mitgebracht. Dem Geburtstagskind zur Ehre trug er nicht sein Lieblingsmärchen „Sindbad“, sondern ein Andersen-Märchen vor. Es schien fast, als trage Prof. Treusch das Credo „seines“ Forschungszentrums Jülich vor, das er als Vorstandsvorsitzender vertritt: Auf „Das Unglaubliche“ fiel seine Märchenwahl. Mit dem Fazit: „Und es gab keiner Neider und das war überhaupt das Unglaublichste“.

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Als eine von 180 Einrichtungen in NRW öffnete die Jülicher Stadtbücherei zur „Nacht der Bibliotheken"

Als eine von 180 Einrichtungen in NRW öffnete die Jülicher Stadtbücherei zur „Nacht der Bibliotheken"

Das galt auch für die Ausgelosten der Märchenrallye: Anne Kieven, Luisa Fuchs, Joseline Heuer, Eva und Lioba Horn waren die Glücklichen, die unter den richtig Antwortenden gezogen worden waren und mit einem Präsent nach Hause gehen konnten. Obwohl… hier mischt sich der einzige Wehrmutstropfen in die Organisation: Waren einige Fragen eindeutig zu beantworten galt es für zumindest drei Punkte nicht, beispielsweise die Zahl der Auslandsreisen.Die Bücherei-Leiterin gab zu, dass man je nach Nachschlagewerk, beziehungsweise Biographie, zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen konnte. Trotzdem ließ die Jury nur die als „richtig“ festgelegten Antworten zu.

Belohnung gab es aber dennoch für alle: Zweimal ließ Regisseurin und Sprecherin Marlies Stechemesser die von ihrem Mann Horst entworfenen „Puppen tanzen“. Dieser Schattenfigurenbauer muss sich in Fingerfertigkeit im Scherenschnitt keineswegs hinter Andersen verstecken. Liebevoll in Szene und Licht tauchten sie „Die Prinzessin auf der Erbse“ und „Des Kaisers neue Kleider“, die vom Jülicher Flötenensemble „Il Flauto Dolce" begleitet wurde. Faszinierend, wie die Buntfernsehen und Videospielgeneration in die schwarz-weiß-astrakte Welt abtauchte. Mit offenen Mündern und Augen und – ob später Stunde für manche als Gute-Nacht-Geschichte – mit dem Schmusetier im Arm.

Märchenhaft ging der Abend gegen 22.30 Uhr zu Ende. In ein anderes Licht tauchten auch so manche Kinder ihren Heimweg: Die Jülicher Stadtwerke hatten zur Taschenlampen-Märchenrallye wirklich ungewöhnliche Taschenlampen gestiftet, die mitgenommen werden durften. Für sie gilt natürlich auch: Und wenn sie nicht erloschen sind, dann leuchten sie noch heute…

Zum Interview mit Hans Christian Andersen

Der Bilderbogen zur Märchennacht Galerie 1

Galerie 2

Zum Artikel: Märchendichter Andersen bei der Jülicher Märchennacht

Zur offiziellen Site der Nacht der Bibliotheken


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