Sicherheitsbegehung

Alemannia II: Das Spiel ist noch nicht aus, aus, aus…
Von Dorothée Schenk [27.02.2013, 20.21 Uhr]

Eigentlich gibt es nichts Neues: Die Vertreter von Alemannia Aachen haben bei der Sicherheitsbegehung im Karl-Knipprath-Stadion klar gemacht, dass sie noch keine definitive Aussage machen können, ob sie tatsächlich die Jülicher Spielstätte in der Fußball-Saison 2013/14 nutzen (siehe Topthema). Die Stadt Jülich signalisierte durch Dezernentin Katarina Esser Bereitschaft zur Kooperation - aber es seien noch zu viele Fragen ungeklärt, um Zusagen zu machen. Die Überraschung schlechthin war, dass auch nach dem heutigen Lokaltermin weiterhin die Möglichkeit besteht, Bundesliga vor die Haustüre zu bekommen. Das "Spiel" ist noch nicht aus, aus, aus…

Alemannias Sicherheitsbeauftragter Guido Müller (M) mit Amtsleiter Gert Marx bei der Besichtigung der Kabinen.

Alemannias Sicherheitsbeauftragter Guido Müller (M) mit Amtsleiter Gert Marx bei der Besichtigung der Kabinen.

Fast fassungslos erschienen die Vertreter der Fußballvereine und der Stadt Jülich ob des bundesweiten Medieninteresses. „Eigentlich wollten wir uns nur in Ruhe das Stadion angucken“, staunte Alemannias Sicherheitsbeauftragter Guido Müller angesichts der Schar Journalisten, die sich zur Begehung in Jülich eingefunden hatten. Alle betonten, sie seien von den Ereignissen überrollt worden. Quasi über Nacht wäre es zu den Gesprächen gekommen. Erst am Dienstagabend hatte die Stadt Jülich via Mail durch den Zehner-Vorsitzenden Michael Lingnau Kenntnis von der Kontaktaufnahme durch die Alemannia bekommen. „Mich erreichte der Anruf in Hamburg“, steuerte Roman Eisele bei.

Eisele, Vertreter der Insolvenzverwaltung der Alemannia, machte aus den Absichten des Drittligisten keinen Hehl: Jülich als Heimspiel-Stadion wäre die drittbeste Lösung. „Wir werden Jülich als Ausweichstadion benennen“, sagte er. Aus der Not geboren, denn: Die Verlängerung der Lizenz für die dritte Liga ist das Ziel der Alemannia. Der Antrag hierfür muss bis Freitag, 1. März, eingereicht sein. Erforderlich ist die Angabe eines Stadions. „Der Tivoli ist das Wunschkonzert“, markiert Eisele den Favoriten. Angesicht der unannehmbaren Forderung von 1,7 Millionen Euro Jahresmiete scheint dieser aber derzeit im Abseits. Bei der Suche nach Alternativen in der „Nachbarschaft“ kam Kerkrade ins Blickfeld. Deren erste Mannschaft spielt im zweiten Jahr in der höchsten niederländischen Fußballliga und das Stadion bietet fast 20.000 Plätze inklusive adäquater Infrastruktur.

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Roman Eisele (v.r.n.l)) wurde von Zehner-Urgestein Heinz Osenberg, der das Karl-Knipprath-Stadion noch mit 7000 Fans am Rasen kennt, und Zehner-Vorsitzendem Michael Lingnau empfangen.

Roman Eisele (v.r.n.l)) wurde von Zehner-Urgestein Heinz Osenberg, der das Karl-Knipprath-Stadion noch mit 7000 Fans am Rasen kennt, und Zehner-Vorsitzendem Michael Lingnau empfangen.

Unklar ist aber, ob nach den Statuten im benachbarten Ausland Bundesliga-Spiele stattfinden können. So kam das Jülicher Karl-Knipprath-Stadion ins Spiel. Schließlich hatten die Zehner im vergangenen Jahr die Fortuna Düsseldorf zum Freundschaftsspiel anlässlich des Vereinsjubiläums zu Gast und damit die „Feuerprobe“ bestanden - übrigens nachdem die Alemannia den Zehnern zu selbigem eine Absage erteilt hatte. Da hätten die Jülicher allen Grund, dem Aachener Bundesligisten Gram zu sein. Vorsitzender Lingnau zeigt sich indes nicht nur versöhnlich und als Helfer in der Not, er entkräftet auch gleich einen anderen kritischen Unterton von Fußballfans, „Jülich“ sei ja nur Druckmittel gegen die Tivoli-Betreiber-Gesellschaft. „Alemannia Aachen hat zu recht den Druck erhöht“, meint Lingnau, denn schließlich würde man den Verein am liebsten im angestammten Stadion am Tivoli spielen sehen. Der Aachener Bürgermeister hat denn zumindest das Lippenbekenntnis kund getan, dass die Stadt die Alemannia nicht aus dem Stadion werfen wolle

„Das kann nur eine Übergangslösung sein“, sieht SC-Jülich 10/97-Chef Michael Lingnau die Perspektiven „Alemannia in Jülich“ auch ganz klar in Grenzen. Ob das Karl-Knipprath-Stadion überhaupt die Bedingungen für die dritte oder vierte Bundesliga erfüllt, muss Guido Müller, Sicherheitsbeauftrager, noch prüfen. Auf Frage nach einer ersten Einschätzung nach der Begehung meinte er lapidar: „Ich kann nicht alle 100 Seiten des Handbuchs auswendig.“ Zeit, um eine detaillierte Prüfung vorzunehmen haben die Alemannen indes nicht – die Uhr tickt.

Dezernentin Katarina Esser, die als Vertreterin des Stadioneigners Stadt Jülich mit Amtsleiter Gert Marx zum Ortstermin ins Karl-Knipprath-Stadion gekommen war, machte deutlich, dass umgehend die Richtung festgelegt werden müsse. „Heute schon müssen wir das Gespräch beginnen. Sie müssen ein Konzept vorlegen und die Auflagen, die von uns zu erfüllen sind“, fand sie deutliche Worte. Morgen, Donnerstag, 28. Februar, müssten die ersten Weichen im Ausschuss für Jugend, Familie und Sport gestellt werden.


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