Entscheidung für Generationen in Jülich
Von Dorothée Schenk [23.03.2007, 18.24 Uhr]

Anteile der Jülicher Stadtwerke sollen verkauft werden. Wie viele ist bislang ein gut gehütetes Geheimnis, wenn auch bereits von 50+ gemunkelt wird. Eine Summe von 21 Millionen Euro sind wegen des Haushaltsicherungskonzept aufzubringen, damit die Stadt nicht in einen Nothaushalt gerät, der jeglichen Freiraum verbietet.

Zu berücksichtigen ist, dass es sich hierbei um das vielberufene „Tafelsilber“ handelt, das hier zur Handelsware wird. Schließlich sind die Stadtwerke Jülich, wie Aufsichtsratsvorsitzender Lohn in der CDU-Veranstaltung mit Landrat Spelthahn richtig bemerkte, effektiv und gesund. Offenbar ist es aber die einzige Möglichkeit, an das benötigte Kapital zu gelangen. Wie sagte CDU-Fraktionschef Peter Capellmann: „Wir haben wenig bis keine Gestaltungsmöglichkeiten.“

Um den Jülichern die Angst vor der „feindlichen Übernahme“ zu nehmen, war eigens Landrat Wolfgang Spelthahn auf Einladung der CDU angereist. Eloquent wie stets, begeisterungsfähig wie immer, wenn das kreisdürener Oberhaupt von einem Projekt überzeugt ist, stellte er eine Partnerschaft der Stadt Jülich mit der Kreisbeteiligungsgesellschaft dar. Kein Interesse an wirtschaftlichen Vorteilen konstatiert der Landrat und wird zu recht sofort angezweifelt. Die „Gutmenschen“ sind in der Wirtschaft wie in der Politik eher selten.

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Unterstellt man die guten Absichten im Sinne einer – so Spelthahn – „öffentlichen Daseinsfürsorge“ bleibt immer noch offen, was passiert, wenn der Fall eintritt, dass die Kreisentwicklungsgesellschaft aus strategischen oder finanziellen Gründen die Stadtwerke-Anteile zum Rückkauf anbieten und die Stadt Jülich hierfür kein Geld hat. Zweites Szenario: Der Landrat, schließlich einer der jüngsten und durchaus mit Erfolg gesegneten, wird bei der Landtagswahl weggelobt oder gar abgewählt. Geht ein Nachfolger ebenso verantwortlich mit den Zusagen um?

Befremdlich war bei der Diskussion im Bürgerhaus von Lich-Steinstraß, dass weder Bürgermeister Heinrich Stommel noch der Stadtwerke-Chef Josef Hugo Friedel auf dem Podium oder im Publikum vertreten waren. Schließlich bemerkte der Hauptredner Spelthahn richtig, „handelt es sich um ein hochkomplexes Thema“ – mit Anschlussthemen das ebenfalls erläuterte Schwimmleistungszentrum.

Ungeklärt ist hier, wie hoch die Folgekosten sind und wie sie verteilt werden, so die Stadt Jülich auf der Welle mitschwimmt. Und: Gibt es eine Analyse über den Effekt eines Leistungszentrums auf die Wirtschaft in einer Stadt? Bleiben die Schwimmer nicht im harten Training weitgehend in ihren Unterkünften ohne wirklich ihren Euro im städtischen Einzelhandel auszugeben? Verdienen könnte vermutlich der Investor des noch nicht zum Bau vorgesehenen Jugendgästehauses und die Gastronomie am Brückenkopf-Park. Was passiert, wenn das Schwimmleistungszentrum baden geht und die Schwimmer ausbleiben?

Das alles sind Themen, die nicht nur diese Generation betreffen. Die Frage stellt sich dann, ob sich die Jülicher Bürger eine solche Entscheidung abnehmen lassen will.

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