Jahrestag der Ernennung gefeiert

Jülicher Herzog verstand sich als europäischer Herrscher
Von Dorothée Schenk [19.12.2006, 15.37 Uhr]

Prof. Wilhelm Jansen stellte in ansprechender Weise die Person von Herzog Wilhelm I. vor.

Prof. Wilhelm Jansen stellte in ansprechender Weise die Person von Herzog Wilhelm I. vor.

Einen Kenner des Jülicher Herzogtums hatten sich Bürgerbeirat historische Festungsstadt und Freundeskreis Stadtarchiv zu einem besonderen Jubiläum eingeladen: Prof. Wilhelm Jansen, ehemaliger Hauptstatatsarchivar in Düsseldorf, sprach in der Schlosskapelle der Zitadelle zum 650. Jahrestag des Herzogtums Jülich die „Laudatio“ auf Wilhelm I. zu Jülich-Kleve-Berg. Etwas zu früh, wie Wolfgang Gunia, Vorsitzender des Bürgerbeirates, zugab. Denn das genaue Datum fällt auf den 25. Dezember. „Wir hatten aber etwas Hemmungen, Sie an diesem Tag einzuladen“, meinte er schmunzelnd. Auch der Ort sei kein historischer, denn 1356 war dort, wo die Schlosskapelle steht, noch grüne Wiese. Gestoßen waren die Laien-Historiker auf den Jahrestag bei den Recherchen zum Buch Die Herren von Jülich, das jüngst vorgestellt worden war.

Sehr kurzweilig und geschmückt mit allerlei interessanten Randbemerkungen führte Prof. Jansen die interessierte Runde der Geschichtsinteressierten in Leben und Wirken des Begründers der Herzogstadt ein. Mitte der 30er Jahre bereits, so erklärte der Wissenschaftler, der bereits 1975 eine Biografie von Herzog Wilhelm I. veröffentlicht hatte, verstand sich der Jülicher Herrscher als europäischer Politiker. Er war nicht nur verwandtschaftlich mit dem deutschen Kaiser Ludwig und dem englischen König Eduard verbunden, er knüpfte auch wichtige Bande zum Klerus. Natürlich nicht, wie Prof. Jansen betonte, aus Selbstlosigkeit. Privilegien, wie die Erhebung von Zöllen, und Gelder flossen aus diesem herrschaftlichen Führungsstil. Das hierzu auch Treuebrüche gegenüber den verschiedenen Parteien gehörte, versteht sich aus geschichtlicher Sicht fast selbst.

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Beinahe, so war auch zu erfahren, hätte Wilhelm dabei die Geschichte im eigenen „Hause“ aus den Augen verloren. Konspirative Kräfte in der Ritterschaft, die so genannten „Gesellschaft von dem fahlen Pferd“, wollten Wilhelm die Herrscherwürde nehmen. Gelungen ist es ihnen nicht. Vielmehr saß der Jülicher Herrscher seit 1336 als Markgraf und Reichsfürst tief im Sattel. Damit hatte er das Recht „königliche Kleidung zu tragen“ und „das königliche Zepter bei Versammlungen vorauszutragen“, wie Prof. Jansen referierte. Aus seiner Sicht das weitaus wichtigere historische Datum: „Die Ernennung zum Grafen 20 Jahre später war dagegen nur eine Beförderung“. Diese erfolgte am 25. Dezember 1356 in Metz, beim Hoftag, als der zweite Teil der goldenen Bulle verkündet wurde, –nicht etwa in Jülich, wie es vielleicht die Jubiläumsfeier vermuten ließe.

Die gelungene Würdigung war dennoch in kleinem feinen Rahmen und der musikalischen Gestaltung von den Musikschul-Zöglingen Simon Krooß, Lucia Hermanns und Juliane Neubauer dem Ereignis angemessen. Denn, geblieben ist Jülich als Festungsstadt, wie eingangs erneut dokumentiert wurde, nicht als Herzog- oder Residenzstadt.


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