Buchvorstellung des Bürgerbeirats

Jülichs Herren wirken bis in die Neuzeit
Von Dorothée Schenk [02.12.2006, 15.18 Uhr]

Bei der Buchvorstellung "Die Herren von Jülich" führte Dr. Peter Nieveler via Diavortrag in Geschichte und Werk ein.

Bei der Buchvorstellung "Die Herren von Jülich" führte Dr. Peter Nieveler via Diavortrag in Geschichte und Werk ein.

In den Adern des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. floss „noch ein Tropfen“ Blut des Jülicher Hochadels, wie Dr. Peter Nieveler als Mitautor des Buches „Die Herren von Jülich“ bei der Vorstellung der Publikation zum Besten gab. Dabei sollten sich Fürsten nicht immer etwas darauf einbilden, denn blaues Blut hat nicht unbedingt mit edler Gesinnung zu tun. Graf Wilhelm I. soll im 12. Jahrhundert seine Gattin mit Honig bestrichen in einen Käfig gesperrt und diesen an die Außenmauern der Burg Nideggen gehängt haben. Die Ermordung Jacobe von Bayerns, Gattin von Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg, im 16. Jahrhundert gehört sicher ebenso wenig zu den Ruhmestaten, wie die Geiselnahme Jülicher Pilger durch die Franzosen, die Anfang des 18. Jahrhunderts Ludwig XIV. dienten.

Diese interessanten Details stellte – neben einer Vielzahl von Daten, Genealogien und Hintergründe kriegerischer Auseinandersetzung rund um das Herrschaftsgebiet Jülich-Kleve-Berg – ein fünfköpfiges Team des Bürgerbeirates Historische Festungesstadt zusammen. Auf 170 Seiten finden sich in chronologischer Abfolge die Herren – und eine Dame, nämlich Ricarda, Gattin Wilhelms IV., - von Jülich nicht nur dokumentarisch gelistet, sondern historisch in die Zusammenhänge eingebracht. Dieser Aufbau erleichtert dem historisch interessierten Laien das Verständnis um die Stadtgeschichte und verursacht Vergnügen beim Lesen. Dabei haben die Autoren Dr. Erwin Fuchs, Wolfgang Gunia, Johannes Maßen, Dr. Peter Nieveler und Helmut Scheuer sich auch nicht gescheut, bereits als geschichtliche Wahrheiten erarbeitete Fakten aufzunehmen und auf die entsprechenden Publikationen zu verweisen.

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Herren von Jülich (v.l.) Helmut Scheuer, Wolfgang Gunio, Dr.Peter Nieveler und Wolfgang Hommel (sitzend) präsentieren das neueste Werk des Bürgerbeirats Historische Festungsstadt.

Herren von Jülich (v.l.) Helmut Scheuer, Wolfgang Gunio, Dr.Peter Nieveler und Wolfgang Hommel (sitzend) präsentieren das neueste Werk des Bürgerbeirats Historische Festungsstadt.

Verfolgt wird der Aufstieg der Stadt bis zum Traum von der Regierungsstadt, die dann schließlich doch „nur“ eine Festungsstadt blieb. Ein Unglück für die Jülicher, wie Wolfgang Gunia, Vorsitzender des Bürgerbeirates Historische Festungsstadt, erläuterte. Sie waren Belagerungen ausgesetzt, Beschießungen und Einquartierungen von fremden Besatzungsmächten. Daher sei der ursprünglich benutzte Titel für Jülich „Herzogstadt“ folgerichtig durch jenen der „Festungsstadt“ abgelöst worden.

Was aber ist noch von den „Herren von Jülich“ geblieben? Einer Frage, der Dr. Peter Nieveler in einem Diavortrag nachging. Einerseits sei es die „Blutlinie“ – wie oben bereits erwähnt – bis Kaiser Wilhelm, andererseits aber auch viele historische Bauwerke. Durchaus nicht nur die naheliegenden wie Zitadelle und Burg Nideggen; bis nach Koblenz, Kassel und Schwetzingen reicht der Architekturschatz, der auf die Jülicher Herren zurückgehe, wie Dr. Nieveler erläuterte. Als letzte Ruhestätte geblieben ist Jülich auch für Christina von Stommelns, deren Seligsprechung unter Erzbischof Fischer, ein Ahn der Jülicher Buchhändler Fischer, betrieben wurde. Ansonsten wurden den Herrschern Denkmäler in Köln, Düsseldorf oder Mannheim gesetzt. Fazit nach Dr. Peter Nieveler: „Es bleibt doch mehr als Glocken ohne Klöppel (vor der Schlosskapelle Jülich Anm.d.Red.) und einem Fass, das keinen Wein mehr hält.“

Hochkarätig besetzt war die Vorstellung des neuesten Werkes des Bürgerbeirates Historische Festungsstadt „Die Herren von Jülich“: Geschichtsverein, Corps de Juliers, Joseph-Kuhl-Gesellschaft, Förderverein Festung Zitadelle – sie alle waren durch „Abgesandte“ vertreten. Ein Zeichen, dass dieses „Lexikon der Herrschenden“ tatsächlich eine Lücke in der Literatur zur Stadtgeschichte schließt, wie Wolfgang Hommel, Gastgeber der Buchhandlung Fischer, erklärt. Und ein Beweis, wie Vereinsvorsitzender Wolfgang Gunia zufrieden feststellte, dass in Jülich Geschichte weiter „in“ ist.

Das Buch gibt es für 13 Euro, eine dazugehörige CD für 5 Euro in der Buchhandlung Fischer, Kölnstraße 9, in Jülich oder bei den Vereinsmitgliedern.


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