Stellen Sie Ihr Lieblingsbuch vor
Von tee [07.09.2015, 08.18 Uhr]

Mit Stoppuhr und Beeper ausgerüstet wachte Elisabeth Vietzke darüber, dass die Kandidaten, die in alphabetischer Reihenfolge „auftraten“, sich an die vorgeschriebenen fünf Minuten hielten.

Für Bücher begeistern, die …

Für Bücher begeistern, die …

Heinz Frey (JÜL) gab zum Einstieg preis, dass er sich vom ersten Gehalt ein Spiegelabo geleistet hätte, das er bis heute beibehalten habe. Diene dies den gesellschaftskritischen Betrachtungen, hätte er sich mit Büchern Fragen beantwortet, „auf die Lehrer und Eltern keine Antworten geben wollten oder konnten“. Gleich vier Bücher hatte Frey mitgebracht, der bis vor zwei Jahren als Lehrer für Geschichte und Politik an Gymnasien unterrichtete: Aus Heinrich Heines „Deutschland, ein Wintermärchen“ zitierte er zum Thema „zu welcher Partei gehörst Du?“, ehe er Erich Rainer Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ aufschlug und über den Widerspruch zwischen Freiheit und Drill vortrug und wie "Vaterlandsliebe durch Aufgabe der Persönlichkeit auf das Heldentum wie Zirkuspferde vorbereitet“. Die Fragen über Demokratie, Pressefreiheit und das Problem, warum so viele Menschen nicht mehr zur Wahl gingen, wollte er mit Serge Embachers „Baustelle Demokratie“ ergründen. Nicht nur als Leser, auch als Autor stellte sich Heinz Frey vor mit der Geschichte seines Heimatortes Merzenhausens und markierte humoristisch mit Heinz Erhards „Der Wahlredner“ den Schlusspunkt.

Von 75 Büchern über Kommissar Maigret hat Axel Fuchs 74 gelesen, sagte der Parteilose, der sich mit den Büchern des belgischen Autors Georges Simenon bestens unterhalten, entspannen und auf die Gedankenreise nach Paris machen kann: Obwohl er nur einmal als 16-jähriger mit Freunden dort gewesen sei, kenne er jede Kneipe und sei bestens vertraut mit der Brasserie Dauphin, in der Sauerkraut mit Bier und Cognac-Schorle auf der Speisekarte stehe. Nachdrücklich empfahl er die Lektüre zur Vorbereitung für eine Parisreise. Amüsiert schilderte er Simenons Darstellung der Ehe: In seiner Zeit als Steuerfahnder sei er – ähnlich wie Kommissar Maigret – nachts zum Einsatz aus dem Bett geklingelt worden. Während die Frau des Krimihelden stets noch eine Tasse gekochten Kaffees für ihren Mann bereit hielte, hätte seine Frau ihn gemahnt: „Axel, leiser…“
Das Skript eines Freundes, das in Jülich spiele, empfahl er dem Publikum außerdem. Durch die schwere Erkrankung des Autors, sei es nie als Buch veröffentlicht worden. Wer dabei helfen wolle, es zu verlegen, kann sich mit dem Bürgermeisterkandidaten in Verbindung setzen.

Jürgen Laufs (Grüne) hatte HaPe Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ mitgebracht, das er auch als Hörbuch besitze. Eine launige Szene vom Frühstückstisch mit „Schnabbel“ und „Bock“ gab Laufs zum Amüsement seines Publikums wieder. Anders als Kerkeling glaubt Laufs, dass man auch zu zweit zu sich selbst finden kann. Er selbst, erzählte er, habe mit seiner Frau Emily, bereits einen Teil des Jakobswegs von Dortmund über Bochum nach Essen zurückgelegt mit dem Plan, noch die Strecke bis Jülich zurück gehen. Hier können Pilger am Schlossplatz in der Touristeninfo einen Stempel erhalten.

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…die Kandidaten begeistern, war das Ziel der Veranstaltung

…die Kandidaten begeistern, war das Ziel der Veranstaltung

Pilgernd miteinander ins Gespräch, und zur Ruhe zu kommen, sei eine Gewinn: „Lesen Sie das Buch und verinnerlichen sie es“, riet Laufs und zitierte auch die Stelle, in der Kerkeling beschreibt, dass er anfangs aus dem Tritt geraten sei, ehe er in der Mitte des Weges zu sich gefunden hat. „Heitere Gelassenheit kann ein Ziel sein“, sagte der Grünen-Kandidat. „Man muss zu sich selbst finden, das kann man auch gemeinsam tun.“ Die innere Ruhe sei wichtig.

Den Paland, 4500 Seiten BgB, die „Bibel“ der Rechtsanwälte präsentierte Michael Lingnau: „Ich freue mich auf das Seminar mit Ihnen“, witzelte er anfangs und gestand, dass er eigentlich neben der beruflichen Lektüre zu seinem Bedauern viel zu wenig zum Lesen komme. Ein Buch allerdings begleite den Einzelbewerber mit CDU-Parteibuch bereits seit vielen Jahren und die zahlreichen Lesezeichen zwischen Seiten den legten beredtes Zeugnis dafür ab: Nelson Mandelas „Meine Waffe ist das Wort“. Durch seine Präsidentschaft im deutsch-südafrikanischen Jugendwerk habe er, Lingnau, die Gelegenheit gehabt, Mandela selbst kennenzulernen. Ein Erlebnis, das ihn „in allen Fugen erschüttert“ habe. Die Kraft zur Versöhnung des südafrikanischen Freiheitskämpfers und späteren Präsidenten Südafrikas, der Täter und Opfer zusammen gebracht habe – etwas dass Deutschland bürokratisiert durch die Gauck-Behörde nicht gelungen sei. Und das, obwohl die Einheit Deutschlands und Süd-Afrikas sich praktisch synchron vollzogen hätten.

„Ich habe überlegt, ob ich mein Lieblingsbuch der Jugend, den Schatz im Silbersee, mitbringen sollte“, scherzte Frank Peter Ullrich, Kandidat der SPD-CDU-Koalition, mit Hinweis auf die Haushaltslage der Stadt. Stattdessen stellte er Christoph Keese "Verantwortung jetzt - Wie wir uns und anderen helfen und nebenbei unser Land in Ordnung bringen" vor. Sich zuständig fühlen, damit der Satz auch gehört werde, wenn mann selbst Hilfe brauche, positives Vorbild sein, dazu rief Ullrich auf. Anerkennung ließe das Leben sinnvoller erscheinen. „Mit Verantwortung kann man diese steuern“, glaubt der Groko-Kandidat. Bereits im Buch aus dem Jahr 2006 zitierte er die politische Verantwortung für den Braunkohle-Tagebau und die Folgen sowie die Flüchtlingsproblematik. Bürgerschaftliches Engagement forderte Ullrich für das, was der Staat nicht wahrnehmen könne.

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