Mitgliederversammlung stimmt für Vereinserhalt und wählt hochkarätigen Beirat

„Haben Sie Geduld mit Jülich 10“
Von Dorothée Schenk [03.09.2010, 16.37 Uhr]

Bei SC Jülich 1910/97 stehen im Vorstand nicht nur „elf Freunde“ zusammen: eine 15-köpfige Mannschaft führt den Verein in den kommenden zwei Jahren (auf dem Bild fehlen berufsbedingt Heiko Mock und Christian Görke)

Bei SC Jülich 1910/97 stehen im Vorstand nicht nur „elf Freunde“ zusammen: eine 15-köpfige Mannschaft führt den Verein in den kommenden zwei Jahren (auf dem Bild fehlen berufsbedingt Heiko Mock und Christian Görke)

Es bleibt beim „SC Jülich 1910/97“. Der Verein wird nicht „abgewickelt“, also aufgelöst. Das ist die Grundsatzentscheidung der jüngsten Mitgliederversammlung, die Rechtsantwalt Dr. Christoph Niering braucht. Damit ist juristisch und formell der Weg für das Insolvenzplan-Verfahren frei. Bereits für Sommer 2009 war die Entschuldung angekündigt worden. Nach Einschätzung von Vorstandsmitglied Claus Nürnberg wird das Ziel nun Anfang 2011 erreicht sein.

Das zähe Ringen um die Klärung der Finanzen in den vergangen zwei Jahren, die damit verbundenen Erkenntnisse über die tatsächliche Misere und auch die Rückschläge im sportlichen Bereich stellte Vorsitzender Michael Lingnau schonungslos dar. Kein Grund aber, „Fahnenflucht“ zu begehen, wie er betonte. „Der Verein steht heute wirtschaftlich besser da denn je und verfügt das erste Mal seit Jahrzehnten über ein Guthaben in fünfstelliger Höhe.“ Kein Paradoxon, denn die Spenden seit 2008 gehören nicht in die Konkursmasse. Eine positive Tendenz bescheinigt auch Insolvenzverwalter Dr. Niering, der in seinem Gutachten eine wirtschaftliche Zukunft für Jülich 1910/97 sieht. „Das soll uns Wind in die Segel blasen“, formulierte Lingnau blumig.

Für die kommende Saison steht das Budget. Die Gelder werden aber neu verteilt - Zugunsten der Jugendarbeit und zu Lasten der ersten Mannschaft. Bereits im Juli war der Vorstand mit der Ankündigung in die Öffentlichkeit gegangen, dass künftig der Nachwuchs im Zentrum des Engagements stehen solle. Voraussetzung hierfür sei, so Lingnau, vollständig Kinder- und Jugendmannschaften anzubieten und zwar mit qualifizierten Trainern. Diese seien nur gegen Aufwendungsentschädigung oder wenigstens Fahrtkostenerstattung zu bekommen.

Auch zu dieser Ehrenamtspauschale fasste die Versammlung einen positiven Beschluss. „Haben Sie Geduld mit Jülich 10“, forderte der Vorsitzende auf, denn klar war allen Anwesenden, dass die Ziele der Wiederbelegung der Jugendarbeit bis zur Aufstellung einer guten 1. Mannschaft aus „Zehner“-Reihen mit einer Identifikation für den Verein nur langfristig vollständig zu erreichen sind. Axel Fuchs sprach sogar von einer Zeitspanne zwischen 10 und 15 Jahren.

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Langmut sind die Mitglieder offenbar bereit, aufzubringen und sich – in allen Alterstufen – einzubringen. Emanuele Panciera, gehört nun ebenso dem Beirat an wie Alt-Geschäftsführer Günther Kuhn, Stadionsprecher Uwe Mock und das Zehner-Gewächs Axel Fuchs. Mit dem Kapitän der 1. Mannschaft, Christoph Roderburg, und dessen Mannschaftskameraden Christian Görke sind erstmals „Youngsters“ in verantwortlicher Position im Vorstand am Ruder: Sie teilen sich die Geschäftsführung.

Keinen Aufschub dagegen, das war aus vielen emotionalen Wortbeiträgen zu hören, dulden die Mitglieder bei der Wiederherstellung des Karl-Knipprath-Stadions. Die desolaten Zustände der Plätze wurden angeprangert, die ruinöse Tribüne beklagt. Hier sehen die Mitglieder die Stadt in der Pflicht, die das Stadion für Schulsport- und andere Veranstaltungen nutze. Ein Bekenntnis der Ratsherrn für die Anlage der Stadt wurde vor allem mit Blick auf die in jüngster Vergangenheit aufgerüsteten Nachbarvereine gefordert. Jan Schayen, Vorstandsmitglied und Ratsherr, erklärte, dass hier schon Eigenleistung und Konzept Voraussetzung für eine Unterstützung seien. Heinz Osenberg kündigte an, dass man 1-Euro-Jobber für die Pflege des Platzes und einen Frührentner für die Platzmarkierungen in Aussicht habe. „Das Stadion muss wieder ein Aushängeschild werden“, erklärte Osenberg. Dass es auch mit Leben gefüllt werden muss, dafür hielt Axel Fuchs eine „flammende Rede“, wie Lingnau es nannte. „Das Spiel der ersten Mannschaft am Sonntag muss wieder ein Event werden“, so Fuchs. Erste Bedingung sei, dass der Ausschank wieder geöffnet würde, damit die Leute bei „Bier und Würstchen“ Geselligkeit finden könnten. (tee)


Ergebnis der Vorstandswahlen
Mit einstimmigem Votum bei vereinzelnden Enthaltungen folgte die Mitgliederversammlung bei der Neuwahl zum Vorstand den Kandidaten-Vorschlägen.
Gewählt wurden im Einzelnen Michael Lingnau als Vorsitzender, als Stellvertreter Claus Nürnberg und Heinz Osenberg; Schatzmeister sind Reinhard Kuhlig und David Harisi, die Geschäftsführung übernimmt Christoph Roderburg, sein Stellvertreter ist Christian Görke.
Beisitzer wurden: Achim Esser, Axel Fuchs, Günther Kuhn, Wolfgang Mittag, Heiko Mock, Uwe Mock, Jan Schayen, Hans Scheiba, Emanuele Panciera.
Zu Kassenprüfern wählte die Versammlung Helmut Lohn und Wilfried Rein.


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