Freundeskreis Marienkapelle und St. Hubertusschützen laden zum Kapellenfest

Überraschungen am Bau
Von Dorothée Schenk [03.05.2010, 08.26 Uhr]

Baustelle Kapelle: In Welldorf ist der erste Bauabschnitt vollendet

Baustelle Kapelle: In Welldorf ist der erste Bauabschnitt vollendet

Über allem steht das Prinzip, so viel wie möglich zu erhalten. Dieses Credo gilt der Restaurierung der Marienkapelle Welldorf, die im September 2009 begonnen wurde. Nachdem der erste Bauabschnitt vollendet ist, feiert das Dorf mit Gönnern und Helfern am 8. Mai das erste Kapellenfest.

Eine Rechnung mit vielen Unbekannten ist das 123 Jahre alte Gotteshaus, wie Hans Schüller vom Freundeskreis der Marienkapelle, und Christian Klems, Brudermeister der Hubertusschützen als „Eigner“, im Jahr 1 der Renovierung feststellen mussten. Neben den Grundarbeiten, nämlich das Gemäuer der Kapelle zu entfeuchten und für künftige Zeiten auch vor weiterer Nässe zu schützen, war im November der Dachstuhl die erste große Herausforderung für das Restaurierungs-Team.

„Morgens um 8 Uhr standen wir auf dem Gerüst und haben über jeden Balken diskutiert“, erklärt Initiator Schüller. „Es sind stets die Feinheiten, die zählen“, so die Erkenntnis. So wurde Moselschiefer in Welldorf nach altdeutscher Art verlegt, um der damaligen Zeit möglich nahe zu kommen. Unter Begleitung von Octavia Zanger von der Denkmalbehörde lernten die Bauherren stetig dazu. Schließlich sind sie auch der Behörde gegenüber wegen der erhaltenen Fördergelder verantwortlich. „Man kann Stress vermeiden, wenn man erfahrene Handwerker verpflichtet.“

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Hubert Kieven (l) und Engelbert Vaasen bei der Fleißarbeit: Die Fugen müssen aufgebohrt werden, um einzelne Steine zu ersetzen.

Hubert Kieven (l) und Engelbert Vaasen bei der Fleißarbeit: Die Fugen müssen aufgebohrt werden, um einzelne Steine zu ersetzen.

Die Dachsanierung brachte eine weitere Überraschung: Bei der Gelegenheit wurde das bekrönende Kreuz heruntergeholt und vom Rost befreit. Darunter erschien die Signatur K.S.; die Vermutung liegt nahe, dass sich dahinter der ortsansässige Schmied und Ackerer Konrad Schnitzler verbirgt, der auf der heutigen Jülicher Straße in der väterlichen Werkstatt arbeitete. Ein Beispiel echter Handwerkskunst, denn das Kreuz wurde nicht geschweißt, sondern ausschließlich geschmiedet. Apropos Kreuz: Nachdem die Handwerker beim Freilegen der Grundmauern auf den gegenüberliegenden Seiten jeweils einen ungewöhnlichen Stein entdeckten, bestätigte Octavia Zanger umgehend die Vermutung von Hans Schüller.

Über einem Steinkreuz ist Marienkapelle errichtet worden. „Da komme ich ins Schwärmen“, strahlt Schüller „der Gedanke, dass im Vertrauen auf Gott die Kapelle errichtet wurde, hat meine Arbeit tief belohnt.“ Vermutlich hat das Steinkreuz vor dem Bau der Kapelle dort gestanden und es wurde dann lediglich „gelegt“, um es nicht vom angestammten Platz entfernen zu müssen.

Nachdem rund 150 Steine an der Außenmauer ausgetauscht worden sind, sollen die warmen Monate genutzt werden, die Innensanierung in Angriff zu nehmen, damit im Sommer die Wände durchtrocknen können. Vor vier Wochen wurde die Kapelle vollständig ausgeräumt, um die zweite Bauphase vorzubereiten. Dabei wurde hinter dem Altar eine Pappe gefunden, die vor Feuchtigkeit schützen sollte und gleichzeitig ein so genanntes „EPA“ eines US-Soldaten. „Die Hoffnung auf ein Zeugnis vom Stifter hat sich allerdings bis heute nicht erfüllt“, bedauert Christian Klems. Um künftigen Generationen die mühselige Arbeit zu ersparen, überlegen Klems und Schüller, die bisherigen Erkenntnisse in einer Rolle im Altar zu hinterlegen. „Je weiter die Geschichte fortschreitet, umso unsicherer wird die Datenlage“, erklärt Schüller die Beweggründe.

Diese und weitere Erkenntnisse werden beim ersten Kapellenfest auf dem Hof Schüller, Jülicher Straße 17, am Samstag, 8. Mai, ab 14.30 Uhr präsentiert. Ehrenamtliche Mitarbeiter der Stiftung Deutscher Denkmalschutz bauen einen Info-Stand auf, der Heimatverein zeigt Bilder und Dokumente zur Welldorfer Geschichte, und erstmals ist die Privatsammlung steinzeitlicher Fundstücke aus der Welldorfer Gegend von Rolf Peter Gawel zu sehen. „Es ist ein Anlass, Sponsoren und Förderer einzuladen und Menschen zu ehren, die sich körperlich einbringen“, erläutert Christian Klems. Denn zukunftsgerichtet ist das Projekt, wie Hans Schüller ergänzt: „Die Kapelle soll Brücken bauen.“


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