Welldorfer Hubertus-Schützen und Freundeskreis der Marienkapelle gemeinsam „am Bau“

Zeitzeugin soll wieder glänzen
Von Dorothée Schenk [23.07.2009, 14.00 Uhr]

Welldorf hat seit 122 Jahren ein eigenes Wahrzeichen: Die Wegekapelle, die laut Inschrift Mathias Hucko zu Ehren der Muttergottes errichtet hat. Das auch amtlich ausgewiesene Denkmal ist in die Jahre gekommen. Jetzt steht eine „Generalüberholung“ ins Haus.

Mit dem "Sparmodell" der Marienkapelle gehen Hans Schüller (l) und Christian Klems (r) auf Sponsorensuche.

Mit dem "Sparmodell" der Marienkapelle gehen Hans Schüller (l) und Christian Klems (r) auf Sponsorensuche.

Wenn Hans Schüller vor seinen Hof auf die Jülicher Straße tritt, fällt sein Blick zuerst auf die kleine Kapelle am Ende der Straße. Der Welldorfer ist „Ackerer“, wie der Erbauer des kleinen Andachtshauses. Ein Landwirt, der bis heute eine gute Ernte und das Verschontbleiben von Unwettern als Gottes Segen versteht und tiefe Dankbarkeit empfindet. Der zusehends fortschreitende Verfall der Marienkapelle treibt Schüller daher seit Jahren um. Das Mauerwerk ist feucht, die Steine bröckeln, die Türen sind schadhaft, die Bemalung an den Wänden ist nahezu völlig mit dem Putz von der Wand gefallen – nur die Muttergottes „selbst“ steht im blauen Ornat mit andächtig gefalteten Händen unerschütterlich seit 1887 da. Hans Schüller war klar: Wenn nicht akut Maßnahmen ergriffen werden, geht das „Schutzschild Welldorfs“, wie er die Kapelle nennt, unwiderruflich verloren.

Während der „Patron“ den Wert der Kapelle beschreit, beginnen seine Augen vor Begeisterung zu strahlen: Das ist nicht nur die typische Spitzbogenform, es ist die malerische architektonische Gestaltung in zweifarbigem Backstein und die „Miniaturkirche“ mit der eigenen Apsis. Auch über die originalen Fenster weiß Hans Schüller bereits bestens Bescheid: Nach Recherchen bei dem Linnicher Glasmalerei-Unternehmen Oidtmann war ziemlich sicher, dass es sich nicht um Motivfenster gehandelt haben konnte. Fotografien aus der Zeit vor dem Krieg brachten die Gewissheit. Wabenförmig gefasste, gelbe Scheiben tauchten die kleine Kapelle offensichtlich in ein besonderes Licht. Ebenso soll das Erscheinungsbild auch nach der Sanierung wieder sein. Allerdings, das betont der Initiator, wird die Kapelle nicht „wie neu“ vor dem Betrachter stehen: „Das Haus soll auch als Zeitzeuge erhalten bleiben.“ Dazu gehört ebenso, dass Einschusslöcher aus dem Bombenangriff nicht „wegsaniert“ werden.

Die Marienkapelle ist aber nicht Eigentum der Gemeinde, sondern gehörte den Nachfahren Huckos, den Geschwistern Hurtz. Schweren Herzens, aber durch das Engagement und die Leidenschaft für „ihre Kapelle“ überzeugt, übergaben die Besitzer die Aufgabe dem von Schüller gegründeten Freundeskreis der Marienkapelle. Dieser treibt organisatorisch die Sanierung voran. Was fehlte, war ein Verein als neuer Besitzer, der die Gemeinnützigkeit hat und damit Fördergelder beantragen kann. „Glaube-Sitte-Heimat“ – diese Verbindung, die für die Kapelle zutrifft, ist im Schützenwesen verankert.

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Ob die Bemalungen in der Kapelle erhalten werden sollen und können muss erst noch das Denkmalamt klären.

Ob die Bemalungen in der Kapelle erhalten werden sollen und können muss erst noch das Denkmalamt klären.

„Die Hubertus-Schützenbruderschaft ist stolz darauf, diese Aufgabe zu übernehmen“, erklärt Christians Klems, 1. Brudermeister und in Personalunion Ortsvorsteher Welldorfs, im Brustton der Überzeugung. „Die Triebfeder war, die Kapelle der nächsten Generation geordnet weiterzugeben“, beschreibt es Schüller, und die Schützen hätten bewiesen, dass sie seit 150 Jahren für Tradition stünden, und seien damit als neuer Besitzer prädestiniert. Immerhin sind die Folgekosten zu tragen, wenn die – kostenneutral in Vereinshände übergangene – Kapelle erst einmal saniert ist.

Die Maßnahme wird nach ersten Berechnungen 85000 Euro kosten. Fördergelder und Sponsoren sollen den Löwenanteil einbringen. Landrat Wolfgang Spelthahn, der als Pate fungiert, trug bereits 5000 Euro von der Kultur- und Naturstiftung der Sparkasse Düren bei.

Von diesem Engagement ebenfalls überzeugt ist das Rheinische Amt für Denkmalpflege, das 1986 bereits das öffentliche Interesse an der der neogotischen Kapelle baugeschichtlich aber auch volkskundlich für den Ort dokumentiert hat. Das Amt erteilte daher die Erlaubnis zum vorzeitigen Baubeginn. Ziel ist es, die Arbeiten in Jahresfrist zu erledigen. Kompetente Unterstützung finden Schützen und „Freundeskreis“ durch die ortsansässigen Architekten Hubert Kanehl und Michael Küpper, die honorarfrei die Bauplanung tragen. Ihre Mitarbeit zugesagt haben auch Bauhandwerker im Ruhestand. Sie steuern Arbeitskraft und Sachkenntnisse bei. Das freut Brudermeister und Ortsvorsteher Klems: „Das ist gelebtes Welldorf.“


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