Neues Geburtshilfekonzept im Jülicher Krankenhaus

Dem „Muttkraat“ die Wiege bereiten
Von Dorothée Schenk [21.08.2007, 16.17 Uhr]

Drei echte Muttkraat  sind die beste Werbung: Thomas Schauff mit der dreijährigen Ariane und "Frischling" Kristin sind gut aufgehoben bei den "Vätern und Müttern" des neuen Geburtskonzeptes im Jülicher Malteserkrankenhaus.

Drei echte Muttkraat sind die beste Werbung: Thomas Schauff mit der dreijährigen Ariane und "Frischling" Kristin sind gut aufgehoben bei den "Vätern und Müttern" des neuen Geburtskonzeptes im Jülicher Malteserkrankenhaus.

Die Daten belegen es: Es werden weniger „Muttkraat“ geboren. Die Zahl der Geburten von Jülicher gehen zurück. Das spürt allen voran natürlich das Jülicher Malteserkrankenhaus St. Elisabeth und geht mit einem innovativen Konzept an den Start. „Jülicher werden in Jülich geboren“ heißt es plakativ und ist zu ergänzen mit „von Jülichern mit Unterstützung von Jülichern“. Es sind nämlich nicht nur die Räume, die das Jülicher Malteserkrankenhaus neu gestaltet und damit attraktiviert hat – dem Bettenhaus sei Dank – künftig werden zusätzlich zum vierköpfigen Stammpersonal vier Jülicher Hebammen das medizinische Team vervollständigen und der Schwerpunkt auf die persönliche Betreuung gelegt werden.

Barbara Kosfeld, Unternehmensberaterin für Hebammen, hat sich gerne auf die Anfrage von Geschäftsführer Wolfgang Brauers Anfang des Jahres eingelassen, und mit der Psychologin Martina Wuttke ein Geburtshilfekonzept entwickelt. Tenor: „Die Frauen sollen endlich wieder in Ruhe schwanger sein dürfen.“ Im Zug von Fernsehsendungen wie „Babyalarm“ sei viel Unruhe gestiftet worden, der nun entgegen gewirkt werden soll. Die Familienwerdung von der Hebammensprechstunde bis zur Elternschulung werde fachlich abgedeckt. Die meisten freien Jülicher Hebammen haben sich dem Konzept angeschlossen und werden künftig in ihren Arbeitsplänen von Ulrike Riedel – ebenfalls ein „Jülicher Mädchen“ – koordiniert.

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Die drei Köpfe des neuen Geburtshilfekonzeptes im Jülicher Malteserkrankenhaus: (v.l.) Barbara Kosfeld, Martina Wuttke und Ulrike Riedel.

Die drei Köpfe des neuen Geburtshilfekonzeptes im Jülicher Malteserkrankenhaus: (v.l.) Barbara Kosfeld, Martina Wuttke und Ulrike Riedel.

Absolut neu ist, dass nicht mehr die Gebärende bei den ersten Anzeichen des Geburtsbeginns ins Krankenhaus kommt, sondern die Hebammen mit einem Dienstwagen die angehenden Mütter besucht. „Fehlalarme“ werden so ausgeschlossen. Ein entspannendes Moment für alle Beteiligten und positiv für einen unkomplizierten Geburtsverlauf. Im Krankenhaus gehört nach der Geburt der erste Schutz der jungen Mutter. So sollen Besuchszeiten vergeben werden, um zu verhindern, das ungefragt Gäste auf der Bettkante Platz nehmen. „Das klingt vielleicht merkwürdig, aber im übertragenen Sinne gehören Kinder hinter die Scheibe“, erläutert Kosfeld. Es seien schutzbedürftige Säuglinge. Um der Mutter Erholung auch im Wochenbett zu garantieren wird der Familiendienst als Rückhalt zu Hause engagiert.

Das Jülicher Krankenhaus versteht sich nicht als allein stehende Institution, wie Brauers und Kosfeld erklären. Den niedergelassenen Gynäkologen und Kinderärzten wurde das Konzept bereits vorgestellt. Mit den Ärzten und den Hebammen soll in Schulungen die Abstimmung und fachliche Weiterbildung verfeinert werden. Die Entscheidung des Malteserhauses für dieses neue Konzept ist keineswegs ausschließlich auf ideellem Weg erfolgt: Es ist deutliches Bekenntnis für den Standort. Allein nach den Geburtszahlen - 200 im Jahr - stand die Frage, ob weiterhin am Ort Geburten möglich sein sollten. „Entscheidend ist jetzt, dass die Familien das Angebot auch annehmen“, betont der Geschäftsführer. Das scheint sich bereits abzuzeichnen. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda sind nach Stand August 30 Gebärende mehr als im gesamten Vorjahr im Jülicher Krankenhaus zu verzeichnen. Derzeit liegen zehn Wöchnerinnen auf der Station und der Trend ist steigend.

So ist nicht nur den Muttkraat die Wiege bestens bereitet, sondern auch für den neuen Leiter der Gynäkologie. Dr. Dieter Sohr aus Simmerath wird die Abteilung Anfang Oktober von Dr. Wolfgang Dartsch übernehmen, der aus dem aktiven Dienst ausscheidet.


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