Interview mit „Mord-am-Pool“-Regisseur Dr. Christoph Fischer

Shakespeares Reiz und der Wert schauspielerischer Grundlagen
Von Dorothée Schenk [15.03.2007, 10.51 Uhr]

Wechsel bedeuten auch stets Neuerungen. Allerdings kehrt bei der Bühne 80 nach dem Weggang der altbewährten Regisseurin Irmgard Wittke ein „alter Besen“ gut: Dr. Christoph Fischer ist seit fast zehn Jahren im Ensemble und zeichnet erstmals für eine Inszenierung verantwortlich. „Mord am Pool“ von Francis Durbridge hat am Samstag, 24. März, Premiere. Dr. Christoph Fischer erzählt im Interview über seinen Wechsel vom Schauspiel- ins Regiefach.

Dr. Christoph Fischer liefert bei der Premiere "Mord am Pool" seine erste Regiearbeit ab.

Dr. Christoph Fischer liefert bei der Premiere "Mord am Pool" seine erste Regiearbeit ab.

Wie kam es zum Wechsel von der Bühne auf den Regiestuhl?

Dr. Christoph Fischer: Der Ausstieg von Irmgard Wittke kam überraschend für die Bühne 80. In einer Krisensitzung im September 2006 – also erst sehr spät, um Vorbereitungen für die neue Spielzeit zu treffen – stellte sich die Frage: Wie geht es überhaupt weiter. Ich machte den Vorschlag, dass die Aufgaben von Irmgard Wittke verteilt werden… und bin ich als Regisseur vorgeschlagen worden – was ich gerne angenommen habe.

Was macht für Sie den Reiz des Regieführens aus?

Dr. Christoph Fischer: Man hat als Regisseur mehr Gestaltungsmöglichkeiten denn als Schauspier. Der Reiz ist, auf dem Medium Bühne Aussagen zu transportieren, sich neuen Herausforderungen zu stellen und zu lernen, wie man mit diesem neuen Medium umgeht. Als Schauspieler ist man für die eigene Rolle verantwortlich, die Verkörperung durch den Text und den Ausdruck. Als Regisseur hat man Einfluss auf das gesamte Stück, auf das Bühnenbild, die Requisite… Man kann Nuancen einbringen, die der Autor vorgibt und die man selbst setzt und vermitteln will.

Seit wann sind Sie bei der Bühne 80 aktiv?

Dr. Christoph Fischer: Ich bin 1998 zur Bühne 80 gestoßen, bei der Aufführung von „Major Barbara“ – übrigens auch mit Claudia in der Hauptrolle. Ich habe aber seither viele Aufgaben wahrgenommen: Als Regieassistent von Irmgard Wittke, als Souffleur, Requisiteur und Darsteller… ich kenne die Bühne 80 also von verschiedenen Seiten.

Was haben Sie als Assistent der Regisseurin gelernt?

Dr. Christoph Fischer: Es war eine gute Vorbereitung für meine jetzige Aufgabe. Ich war verantwortlich dafür, dass Ideen und Konzepte, die während der Proben auftauchten, schriftlich festgehalten wurden; das gilt übrigens ebenfalls für Requisiten. Von Irmgard habe ich Selbstdisziplin gelernt, und diese auch von anderen einzufordern. Außerdem, die Bedeutung der schauspielerischen Grundlagen, die in einer Aufführung nur dann auffallen, wenn sie fehlen: Deutliches Sprechen, richtiges Stehen… Szenen und Auftritte wirken bei der Aufführung andere als im Alltag oder bei Proben. Entscheidend ist etwa: Wann mache ich Pausen, wann bewege ich mich usw..

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Engagiert bei der Arbeit: Jung-Regisseur Dr. Christoph Fischer

Engagiert bei der Arbeit: Jung-Regisseur Dr. Christoph Fischer

Wie kam es zur Auswahl des Stückes „Mord am Pool“ von Francis Durbridge?

Dr. Christoph Fischer: Generell ist es bei der Bühne 80 so, dass jeder ein Stück vorschlagen kann. Dann werden Texte bestellt und reihum gelesen; es kristallisieren sich schnell drei bis vier Stücke heraus. Die Stückauswahl wird demokratisch von denen entschieden, die mitspielen. Allerdings hat der Regisseur ein Vetorecht. Für Durbrigde haben wir uns entschieden, weil es ein bekannter Name ist und wir bereits mit großem Erfolg einen Krimi von Agatha Christie gespielt haben. Bei einem Krimi reicht es nicht, den Text aufzusagen. Die Spannung muss vermittelt werden. Persönlich und schauspielerisch ist das Stück eine Herausforderung und auch eine Laiengruppe sollte sich Herausforderungen stellen – um das Niveau zu halten oder sich sogar zu verbessern.

War die neue Aufgabe für Sie durch die erfahrene „Crew“ eine leichte Aufgabe? Wie ist die Akzeptanz des „Neuen“?

Dr. Christoph Fischer: Der Regisseure ist der, der die letzte Entscheidung trifft. Insofern ist der Umgang natürlich anders: Vorher war ich Schauspieler, der Vorschläge machte, heute entscheide ich über Vorschläge der Schauspieler. Rein menschlich hat sich aber nichts geändert. Ich verstehe mich als Teil der Gruppe. Es ist ja nicht meine Aufführung, es ist eine Gemeinschaftsarbeit. Sicherlich ist es wichtig, dass ich viele der Schauspieler schon spielen gesehen habe und mit ihnen auf der Bühne gestanden habe. Daher weiß ich, welche Ausdrucksmöglichkeiten sie haben. Andererseits bringen auch die Schauspieler viele Ideen ein. Es ist ein Wechselspiel.

Könnten Sie sich eine Doppelbesetzung als Schauspieler und Regisseur vorstellen?

Dr. Christoph Fischer: Ich bin zunächst für ein Jahr gewählt. Ich glaube, ich würde meine Aufgabe schlecht machen, wenn ich mir nicht auch langfristige Ziele setzen würde. D.h. neben der Arbeit an der aktuellen Inszenierung auch in die schauspielerische Weiterentwicklung zu investieren. Trotz aller Arbeit hat es viel Spaß gemacht und ich hoffe, dem Rest der Truppe auch. Was eine Doppelbesetzung angeht, bin ich froh, dass ich mich früh dagegen entschieden habe. Es kann reizvoll sein, aber sobald man als Regisseur auf der Bühne steht, kann man sich und die anderen Schauspieler nicht mehr beobachten.

Welches Stück würden Sie gerne mit der Bühne 80 einmal inszenieren?

Dr. Christoph Fischer: (lacht) Die Frage habe ich erwartet. Was jeden Regisseur reizt ist einen Shakespeare oder einen anderen Klassiker auf die Bühne zu bringen. Es ist nur gut zu überlegen, welche Bearbeitung man wählt. Eine Theatergruppe, die sich weiterentwickelt, erweitert ja auch automatisch ihr Repertoire.

Lesen Sie hierzu: Bühne 80 ermittelt „Mord am Pool“

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