Kampfmittelräumdienst beackert künftigen Golfplatz

Brisante Fundstücke an Loch „0“
Von Dorothée Schenk [07.08.2006, 18.48 Uhr]

Nur der Wagen weist darauf hin, woher die "Feldstecher" kommen und was sie tun.

Nur der Wagen weist darauf hin, woher die "Feldstecher" kommen und was sie tun.

„Langsam, mit gesenktem Haupt gehen Menschen über das Feld zwischen Gut Nierstein und dem Nordwestring vor den Toren Jülichs. Hölzer stecken im Boden, Absperrband flattert daran. Die 14 Männer sehen aus, als ob sie etwas suchen. So ist es: Der Kampfmittelräumdienst Rheinland aus Aachen schreitet derzeit auf dem Feld zur Tat – Vorarbeiten für das Golfplatzprojekt am Brückenkopf-Park. Das muss nach der Sommerpause zwar noch durch die Ausschüsse, wie Frank Drewes von der Jülicher Stadtentwicklungsgesellschaft erklärt, aber der Baubeginn Anfang November ist schon fest eingeplant. Drei Monate Arbeit kalkuliert Dieter Daenecke, technischer Einsatzleiter des Räumdienstes, für die 36 Hektar große Fläche. Das wird knapp, denn der Zeitplan geht nur dann auf, wenn keine akuten Einzelfälle dazwischenkommen – der Jülicher erinnert sich an den Bombenfund beim Seniorenwohnsitz am Wallgraben.

„Wir müssen auf diesem Gelände auch mit der einen oder anderen Bombe rechnen“, bestätigt Daenecke. Dabei sind derartige Großfunde aus Sicht des Kampfmittelräumdienstes gar nicht das hervorstechende Problem: „Wir haben mehr Arbeit mit den Kleinteilen.“ Darunter fallen Munitionsteile, Granaten, Splitter und Eisenschrott. Gerade von den Munitionssplittern gehe eine viel größere Gefahr als von den Bomben aus, klärt der Einsatzleiter auf. Denn die können aufgehoben werden und im schlimmsten Falle spielen Kinder damit herum und verletzten sich. Am kritischsten ist Phosphor-Munition, weshalb auch absolutes Platzverbot für Externe, Neugierige und andere Besucher gilt.

Werbung

In abgesteckten "claims" sucht der Kampfmittelräumdienst nach ferromagnetischen Teilen.

In abgesteckten "claims" sucht der Kampfmittelräumdienst nach ferromagnetischen Teilen.

Der Schutzanzug ist Pflicht bei der Bergung dieser brisanten Fundstücke. Zur Sicherheit haben die Männer außerdem ABC-Masken im Gepäck des Viereinhalb-Tonners. Mit diesem Kleinlaster – bestückt mit verschiedenen Packmitteln für die unterschiedlichen Eisenteile – transportiert der Kampfmittelräumdienst die „heiße“ Ware zur Vernichtung nach Westfalen.

Um aller Teile habhaft zu werden stecken, die Fachleute Bahnen von 30 Zentimetern Breite in einem Quadrat von 50 mal 50 Metern ab. Zu zweit sind die Männer darin unterwegs: Einer mit der Hacke, der andere räumt ab. Geortet werden die so genannten ferromagnetischen Teile – also Eisen – mittels eines Radiometers. Allerdings schränkt Daenecke ein, dass Handgranaten in einer Meter Tiefe von diesen Geräten nicht zu identifizieren sind – Bomben, vier bis fünf Meter tief im Erdreich versunken, aber sehr wohl. Auf dem Solarcampus an der Fachhochschule auf der Merscher Höhe, der zweiten „Baustelle“ des Kampfmittelräumdienstes in Jülich, ist eine computerunterstützte Aufnahme des Geländes gemacht worden. Weitgehend unbelastet ist hier der Boden. Nur die „Verdachtspunkte“ müssen dort abgesucht werden.

Auf die Frage, warum nicht früher Probleme mit Munitionssplittern und Bomben auf den ja seit jahrzehnten beackerten Feldern aufgetreten sind, hat Einsatzleiter Horst Daenecke eine einleuchtende Erklärung: Die Arbeit in der Landwirtschaft hat sich in den vergangene Jahren erheblich verändert. Es werden schwerere Geräte auf verdichtetem Boden verwendet, das heißt, der Acker wird stärker aufgeschüttelt und auch tiefer gepflügt. Auf diese Weise wird Munition aus tieferen Schichten an die Oberfläche gebracht.

Über die Funde in den kommenden Wochen an „Loch 0“ des künftigen Golfplatzes wird der Kampfmitteldienst die Jülicher sicher in Kenntnis setzten.


Dies ist mir was wert:    |   Artikel veschicken >>  |  Leserbrief zu diesem Artikel >>

NewsletterSchlagzeilen per RSS

© Copyright