Festausschuss Kengerzoch treibt’s bunt

Ein Zug in Streifen und viel Musik
Von Dorothée Schenk [21.02.2006, 09.46 Uhr]

Der Zug in Streifen (v.l.): Adi Hochhausen, Franz Muckel, Norbert Mocha und Toni Froitzheim „brüten" über der Aufstellung zum Jülicher Kengerzoch.

Der Zug in Streifen (v.l.): Adi Hochhausen, Franz Muckel, Norbert Mocha und Toni Froitzheim „brüten" über der Aufstellung zum Jülicher Kengerzoch.

Auf dem Tisch liegen rund 40 Papierstreifen, dazwischen stehen ein Laptop, drei Kölsch und eine Tasse Tee. Es sind sechs Tage vor Karnevalssonntag und Zeit für die Planung zum 49. Jülicher Kengerzoch im Hause Hochhausen. Fünf gewachsene Freunde sitzen zusammen und schieben die Papierstreifen hin und her. 1141 Menschen sind in Reih und Glied zu bringen, Wünsche sind zu berücksichtigen – vor einer Musikgruppe wollen die einen gehen, oder in der Nähe von X – und trotzdem eine Zugeinheit herzustellen. „Ich brauch’ wieder eine Gruppe ohne Beschallung“, hält Toni Froitzheim mit dem Blick auf die Zugaufstellung die Hand in Richtung Norbert Mocha auf. „Ich hab nur eine mit wenig Beschallung, da steht leise…“ Mocher greift zielsicher in die Streifen vor sich. In verschiedenen Kategorien geht die nämlich die Sortierung vor sich: Nach Beschallung, Größe und Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Als nächstes begehrt der Meister der Streifen eine Fußgruppe, um anschließend zu bemerken: „Wir müssen aufpassen – wir haben noch viele Gruppen, aber keine Musik mehr.“

Eine Herausforderung ist es, die großen Wagen zu positionieren. Eine außergewöhnliche Augenweide bringen die Stetternicher Schanzeremmele mit – „die sind zum ersten Mal dabei!“: In einer Harley Davidson als Wagen steht das Prinzenpaar. Den Flair der amerikanischen Zeit tragen die „Blümchen“-Frauen, die ja schon namensmäßig zum Motto Flower-Power passen: Sie gehen als Cadillacs. Dazwischen kommen die Flower Power Hippis der Feuerwehr, die 70er TV-Hits der Propstei-Pfarrjugend und als kleinste Gruppe im Zug „Die Zwei lustigen Drei“. Einiges ist einfach Erfahrungssache, etwa, wer die „dickste Anlage“ mitbringt und dass man diese nicht in die Nähe von Musikkapellen bringen kann. „Die haben uns im letzten Jahr schon weggepustet“, gibt Adi Hochhausen so einmal zu bedenken. Die pompöseste Gruppe sind „De Ballönchers“. Mit zehn Meter Durchmesser-Schirmen rechnen die Organisatoren selbst bei einer 15-Mann-Truppe mit 40 Metern Platz.

Ein Zug, der bei der Aufstellung nur etwa 500 Meter lang ist, wächst in der Bewegung auf fast 2,5 Kilometer an. „Als ich mich im vergangenen Jahr gegen halb drei an der Stadthalle in den Zug eingliederte, war die Spitze schon in der Neusser Straße“, erzählt Adi Hochhausen. Via Funk wollte er den Frontman Gerd Hintzen zur Ordnung rufen: „Mach mal langsamer, hab ich ihm gesagt und er: Ich steh schon seit einer halben Stunde…“ Franz Muckel, der fünfte im Bunde, erinnert sich ebenfalls an einen Vorfall: „Toni, wo bist Du? fragte ich, und dabei stand ich ihm direkt gegenüber.“ Es geht eben turbulent zu im Zug.

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Beschallung oder nicht Beschallung, das ist oft die Frage.

Beschallung oder nicht Beschallung, das ist oft die Frage.

Zwar versucht das rund 15-köpfige Team des Festauschuss Kengerzoch immer wieder die Gruppen zusammen zu „treiben“. Aber: „Die Leute wollen ja auch Party machen“, zeigt Hochhausen Verständnis. So launig, spaßgetrieben und zügig wie es wirkt, ist die Gestaltung des Jülicher Kengerzoch mitnichten. Schon am Samstag vorher werden die Linnicher- und Ellbachstraße auf dem Asphalt markiert, um die Aufstellung am Tulpensonntag zu vereinfachen. „Der Vorteil ist“, so Froitzheim, „wenn wir die Streifen oft schieben, wissen wir am Sonntag schon, wo die Gruppen sich aufstellen müssen“ und ergänzt verschmitzt lächelnd: „…wenn wir es nicht wieder vergessen haben…“

Es gibt einige Fixpunkte: Vorne weg fährt immer der Adler Hilfsdienst, dahinter in der Nähe ein so genannter Bagagewagen – Nachschub an Wurfmaterial hat er geladen – und das Kinderdreigestirn des Vorjahres folgen. Den Abschluss des Kengerzochs bildet stets das aktuelle Kinderdreigestirn in Verbindung mit dem Kinder-Elferrat aus der KG Maiblömche. Nur dort ist übrigens – außer in der Kernstadt – das Kinderdreigestirn noch einmal in einem Karnevalszug zu sehen.

Aufstellung zum Zoch ist um 13 Uhr. Pünktlichkeit ist wichtig, gerade für die großen Wagen. Denn stehen einmal die über tausend angemeldeten Teilnehmer, ist für die Wagen kein Durchkommen mehr. Gleich bei der Aufstellung verkaufen die Helfer auch die Eintrittskarten für die Feier im Anschluss an den Zoch in der Stadthalle. Über die Karten, Spenden und den Verkauf von „Pins“, also den Ansteckern, finanziert sich der Festausschuss, der neben den Musiktruppen auch die Gema-Gebühren und die Versicherung für den großen Karnevalsumzug von Jülich bezahlt. Dazu organisier der Herr über die Akten, Adi Hochhausen, dass die Polizei informiert ist, das Technische Hilfswerk, das Deutsche Rote Kreuz und der Adler Hilfsdienst. Außerdem sind die Busse umzuleiten. Einmal, so erinnert sich Hochhausen, mussten Busfahrer 45 Minuten auf die Weiterfahrt warten.

Seit sechs Jahren engagieren sich die Männer für das Treiben am Karnevalssonntag in Jülich: „Wir sind nicht in Köln – wir sind ein Familienbetrieb“, erklärt Adi Hochhausen das Erfolgsrezept des Festausschuss Kengerzoch.

Gönnen Sie sich schon einmal einen Blick auf das Kinder-Dreigestirn

Hier erfahren Sie den Zugweg: Countdown zum Jülicher Kengerzoch läuft


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