Interview mit Prof. Angelika Merschenz-Quack, FH-Dekanin und Trägerin des „Goldenen Apfels"

Nicht die Ernte - eher die Blütezeit im Visier
Von Arne Schenk [30.09.2005, 00.45 Uhr]

Den goldenen Apfel der Werbegemeinschaft Jülich erhält Angelika Merschenz-Quack, Dekanin der Fachhochschule Aachen, Standort Jülich, am Freitag, 30. September. Die Begründung: Sie leitet seit 2000 eine wichtige Einrichtung der modernen Forschungsstadt Jülich, die für die Bekanntheit der Stadt prägend ist, die als Arbeitgeber für Stadt und Region sowie mit den Studierenden wichtig für die Einwohnerzahl der Stadt ist und die damit auch einen Wirtschaftsfaktor darstellt. Arne Schenk erntete von der Geehrten allerlei Fruchtbares.

Dekanin Angelika Merschenz-Quack ist bei allen Verdiensten bescheiden geblieben.

Dekanin Angelika Merschenz-Quack ist bei allen Verdiensten bescheiden geblieben.

Wie mundet die „sündige Frucht“?
Angelika Merschenz-Quack: Immer wenn Männer, Frauen und Äpfel eine Rolle spielen, führt das zu Katastrophen. Also kann die mir eigentlich gar nicht munden.

Welche Erkenntnis bringt diese Ehrung?
Angelika Merschenz-Quack: Dass ich diese eigentlich nicht verdient habe und wesentlich mehr tun müsste.

Sie sind auch Schirmherrin des Erntedankfestes, das am Samstag in Jülich eröffnet wird. Inwieweit trägt Ihre Arbeit als Dekanin nun Früchte?
Angelika Merschenz-Quack: Ich glaube, dass ich die Früchte gar nicht ernten kann. Denn bis man wirklich die Früchte sieht, geht so viel Zeit ins Land, dass man das gar nicht mehr mitkriegt. Ein Lehrender bekommt die Früchte gar nicht so schnell zu sehen. Nicht die Früchte, sondern die Blüten bekomme ich mit, wenn die Studenten fertig und im Examen sind.

Einen Blick in das Mikroskop geworfen: Was ist der Kern Ihrer Arbeit?
Angelika Merschenz-Quack: Da gibt es gar keinen Kern, es gibt tausend Kerne, von der Sicherheit im Chemielabor bis zur Haustechnik, vom Organisieren der Lehrpläne bis zur Beurteilung der Evaluierung bei den Lehrenden.

Was sieht die Wissenschaft, das den Anderen verborgen bleibt?
Angelika Merschenz-Quack: Die sieht nur dann etwas Anderes, wenn sie etwas bewusst verheimlicht. Denn ein Wissenschaftler soll ja nicht der Wissenschaft wegen der Wissenschaft betreiben, sondern weil er den Anderen davon berichten soll. Wissenschaft soll Wissen schaffen. Und das möglichst in einer Sprache, die die Anderen verstehen. Die Anderen sehen es nur dann nicht, wenn der Wissenschaftler bewusst in seinen Vokabeln spricht, die Andere nicht verstehen sollen. Bei mir ist eine Arbeit oder eine Examensarbeit dann schlecht, wenn sie bewusst darauf abhebt. Dann ist Wissenschaft meines Erachtens falsch verstanden.

Verliehen wird die Auszeichnung von der Werbegemeinschaft. Wie gut ist die Zusammenarbeit von Fachhochschule und Wirtschaft in Jülich?
Angelika Merschenz-Quack: Eigentlich ganz gut. Horst Wilhelm Mewis, Vorstandsvorsitzender der Zuckerfabrik Jülich, ist auch Vorsitzender der GFHJ, der Gesellschaft der Freunde der Hochschule in Jülich. Mit dem Forschungszentrum und dem Technologiezentrum bestehen enge Kontakte. Mit den ansässigen kleineren Firmen in Jülich pflegen wir eine gute Zusammenarbeit. Wir sind ja auch darauf angewiesen, denn unsere Studierenden benötigen Praktikumsplätze.

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Den Blick nach vorn und immer im Sinne der Studenten - und für Jülich: Angelika Merschenz-Quack.

Den Blick nach vorn und immer im Sinne der Studenten - und für Jülich: Angelika Merschenz-Quack.

Wie wichtig sind Studenten als Wirtschaftskraft und auch Erscheinungsbild in Jülich?
Angelika Merschenz-Quack: Was die Geschäfte angeht, wäre mir lieber, dass sie besser wären, aber Studenten sind nun mal arm, und sie werden nicht reicher, wenn sie jetzt auch noch Gebühren zahlen müssen. Sie werden ärmer, und die Wirtschaftskraft wird nachlassen. Das darf man nicht vergessen.

Wie stimmig ist die Chemie zwischen Fachhochschule und Herzogstadt?
Angelika Merschenz-Quack: Die Menschen, die in der Hochschule arbeiten, und die Stadt, die sind stimmig, das denke ich schon. Eine Kluft habe ich nie empfunden. Das liegt auch daran, dass ich hier studiert habe. Deswegen ist das für mich so ein bisschen Heimat. Ob ich jetzt drei Autobahnabfahrten weiter wohne, dass spielt für mich keine Rolle. Das ist meine Stadt.

Welchen Beitrag kann die FH zur Verbesserung des Bildes Jülichs nach außen leisten?
Angelika Merschenz-Quack: Wir als FH müssen uns bewusst werden, dass wir nicht nur am Rande der Stadt existieren, sondern dass wir auch eine Rolle spielen, im kulturellen Leben, was die Kaufkraft angeht, was das Zusammenspiel angeht. Aber daran müssen wir uns immer wieder erinnern. Im Alltagsgeschäft geht das verloren. Ich kann die Studenten nicht ans Händchen nehmen und mit ihnen in die Kneipen gehen. Ich werde das vielleicht trotzdem mit den Erstsemestern machen und sie in irgendeine Wirtschaft zum Bier einladen. Vielleicht wird daraus eine neue Studentenkneipe.

Was bedeutet für Sie das Paradies?
Angelika Merschenz-Quack: Innere Ausgeglichenheit.

Wie könnte man Sie daraus vertreiben?
Angelika Merschenz-Quack: Sekündlich und mit ganz kleinen Dingen und das immer wieder. Sie sehen, ich bin überhaupt nicht ausgeglichen. Aber man muss ja erst einmal ins Paradies kommen. Das bleibt nach wie vor ein Wunschtraum

Martin Luther werden die Worte zugeschrieben: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Was wäre Ihr Apfelbäumchen?
Angelika Merschenz-Quack: Auch ein Apfelbaum, genau so. Alles was ich jetzt tue, würde ich dann auch tun, wenn ich wüsste, dass morgen Schluss wäre. Ich bereue eigentlich wenig und ich bekenne mich auch zu meinen Fehlern.

Zur Verleihung: Ein Apfel, eine Frau und keine Katastrophe


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