Zwischen den Vorschriften den Landeshundeverordnung und Menschenverstand

Mangelnde Erziehung bei tierischem Umgang
Von Dorothée Schenk [28.09.2005, 21.48 Uhr]

Vorbildliche Begegnung: Claudia Noppen mit Dusty trifft beim Spaziergang auf Ferdinand Enzian und Tommy.

Vorbildliche Begegnung: Claudia Noppen mit Dusty trifft beim Spaziergang auf Ferdinand Enzian und Tommy.

Dusty hat ein freundliches Wesen. Mit braunen Knopfaugen beguckt er sich die Welt und lässt sich willig von Frauchen Claudia Noppen an der Leine durch die Promenade in Jülich führen. Bei Fuss bleibt der Hund auch dann, als ihm “Tommy" begegnet. Ferdinand Enzian ist mit dem Shelty ebenfalls zum morgendlichen Spaziergang unterwegs. Die Vierbeiner beschnuppern sich erst gegenseitig, dann freundschaftlich Seite an Seite die Uferböschung des Ellbachs. Derweil bahnt sich zwischen den Hundebesitzern ein Gespräch an. Eine vorbildliche Begegnung, wie Ordnungsamtsleiterin Doris Vogel attestiert. Das ist nicht immer so.

Der beste Freund des Menschen wird zuweilen zur Verrichtung seines tierischen Bedürfnisses aus dem parkenden Auto gelassen ­ ohne dass die Besitzer es für nötig halten, das Tier zu begleiten. Was aber, läuft der Hund ­ wenn auch freundlich schwanzwedelnd ­ auf einen Passanten. “Der ist ganz lieb, der will nur spielen" ist oft der lapidare Zuruf der Hundehalter. “Ich will aber nicht mit immer spielen, und schon gar nicht, wenn ich älter bin und vielleicht Angst habe", betont Doris Vogel. Abgesehen davon, dass dieses Verhalten rechtswidrig ist, denn nach Landeshundeverordnung gehören alle 300 Hunderassen und Mischlinge innerhalb der Stadt an die Leine. Außerhalb der Stadtgrenzen gilt das auch für Fuß- und Radwege.

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Was hier ein Spaß zwischen Dusty und Doris Vogel ist, ist oft Ernst: Unvermutet möchte ein unbekannter Hund „einfach nur spielen"

Was hier ein Spaß zwischen Dusty und Doris Vogel ist, ist oft Ernst: Unvermutet möchte ein unbekannter Hund „einfach nur spielen"

“Hunde sind nicht berechenbar", teilt Doris Vogel aus ihrem Erfahrungsschatz mit. Jüngst etwa fiel ein Jagdhund einen Dackel an. Den Biss kann auch der Mensch abbekommen, wenn er seinen kleinen Liebling schützend auf den Arm nimmt. Wenn es auch die Ausnahme ist, so gilt selbst für Familienhunde wie Labrador Dusty: Falsche Verhaltensweisen verleitet auch die gutmütigsten Wesen zu tierischen Verteidigungsmechanismen. Sprich: Der Hund beißt. Besonders gefährdet sind natürlich die jüngsten Passanten.

“Viele Kinder werden nicht mehr dazu erzogen, wie sie richtig mit Hunden umzugehen haben. Dazu gehört, den Besitzer zu fragen, ob ich den Hund streicheln darf, dass ich fremde Tiere erst einmal schnuppern lasse und sie nie auf den Kopf fasse“, so Claudia Noppen. Natürlich gibt es auch die gegenteiligen Reaktionen: In Erinnerung an die vielen Horrorgeschichten von durch Hundebisse übel zugerichtete Kinder, ergeht die lautstarke Aufforderung der Elternteile: “Lauf weg so schnell du kannst!" So erlebt hat es die leidenschaftliche Hundebesitzerin Noppen. Mit hochgerissenen Armen seien die Kinder davongestürmt. Für den vierbeinigen Begleiter der Verwaltungsangestellten eine klar Aufforderung zum Spiel.

“90 Prozent der Hunde sind lieb", erklärt die Fachfrau Vogel. Wichtig sei das gegenseitige Verständnis von Hundehaltern und Spaziergängern, wenn sie sich begegnen. Die Leiterin des Ordnungsamtes empfiehlt allen Hundebesitzern, eine Hundeschule zu besuchen. So vermeiden die Tierfreunde die größte Gefahr, die nach Doris Vogel zum Fehlverhalten führt: “Die Hunde dürfen nicht vermenschlicht oder grenzenlos verwöhnt werden.“

Lesen Sie Landeshundeverordnung in Kürze

Die „ganze“ Landeshundeverordnung auf einen Blick.


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