Deutschlandweit einmaliges Projekt: Jung-Malteser proben den Ernstfall

„Tag X“ – Kleine ganz groß
Von Redaktion [30.08.2005, 09.07 Uhr]

Amanda Harbauer lässt sich von dem erfahrenen „Retter" Jochen Kaiser an die Hand nehmen.

Amanda Harbauer lässt sich von dem erfahrenen „Retter" Jochen Kaiser an die Hand nehmen.

Nachwuchshelfer in ehrenamtlichen Bereichen wie Rettungsdienst, Sanitätsdienst und Katastrophenschutz sind rar. Eine Ausnahme macht der Malteser Hilfsdienst Jülich: 30 Jung-Malteser zwischen 7 und 17 Jahren zählt die Jugendgruppe. Ein Grund ist sicher das neue Konzept, mit dem der Nachwuchs altersgerecht aber trotzdem ernsthaft und fachbezogen an den Sanitätsdienst herangeführt wird. Beispielhaft ist etwa das bundesweit erste Babysitter-Netzwerk für Einsatzkräfte, das in Eigenregie entworfen wurde. Neben dem sozialen Engagement und der Gemeinschaft steht aber vor allem für die Älteren das Interesse am Rettungsdienst im Vordergrund. Erste Grundausbildungen sind schon absolviert, zu Einsätzen bei Unfällen können sie aber noch nicht mitfahren. „Auf kleineren Sanitätsdiensten dürfen sie die Erwachsenen begleiten, aber der Rettungsdienst als solches ist zu gefährlich für die Kids.“, meint Pressesprecher der Jülicher Malteser Maximilian Jankowski.

Trotzdem können die Jung-Malteser jetzt Einsatz-Luft schnuppern: Deutschlandweit einmalig wird in Jülich ein Projekttag angeboten, an dem der „Tag X“ (24.09.2005) geprobt wird. Anschaulich erleben die Heranwachsenden das komplexe System eines Rettungseinsatzes realistisch und hautnah – aber ungefährlich. 24 Stunden fahren die Jugendlichen auf einem Rettungswagen und beim Notarzt mit und müssen simulierte Einsätze bewältigen. Ein „Sondertrupp“ mit erfahrenem Personal besetzt die Fahrzeuge. Wer nicht im „Dienst“ ist, arbeitet mit den Jugendgruppenleitern Fallbeispiele, die gestellten Einsätze, aus. Von hier aus wird auch die „112“ alarmiert, ein Notruf abgesetzt und Erste Hilfe geleistet, bis der „Rettungsdienst“ eintrifft. „Der Lerneffekt ist für die Kinder, die den Einsatz vorbereiten und Ersthelfer sind, genau so groß, wie bei denen, die auf den Fahrzeugen mitfahren dürfen.“, so Jankowski.

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Amanda Harbauer schiebt 24 Stunden Dienst.

Amanda Harbauer schiebt 24 Stunden Dienst.

Das wirkliche Leben trifft den Nachwuchs schon beim Dienstantritt: Wie die Großen müssen sie um sechs Uhr morgens auf der Wache sein. Es folgt der Check des Materials und Fahrzeugpflege. Erfahrenes Personal des Rettungsdienstes fährt die Fahrzeuge und hilft wenn Fragen während des Einsatzes aufkommen. Schwierige Einsätze erwarten die Jung Malteser nicht. Den Ernstfall probt der Nachwuchs an einem gestürzten Radfahrer und bei einem zweiten Hilferuf kommen sie einer bewusstlosen Frau mit Kreislaufproblemen zu Hilfe.

In den Gruppenstunden der Malteser Jugend ging es in den letzten Monaten speziell um Erste Hilfe. Einige der Kinder absolvierten einen Lehrgang zum Sanitätshelfer. Auch mit einem AED (Automatisierter Externer Defibrillator), der mittlerweile in vielen öffentlichen Gebäuden hängt, und von jedermann bedient werden kann, können die Junghelfer umgehen und führen ihn vor. Die Jugendlichen, die auf dem Rettungswagen und Notarztwagen mitfahren, haben sich zusätzlich mehrfach zur Vorbereitung getroffen. Damit im Ernstfall alles klappt wurden sie mit der Technik - Vakuummatratze, Trage, Funkgerät und Ähnliches – vertraut gemacht. „Es hat Riesen Spaß gemacht, besonders als wir uns gegenseitig in die Vakuummatratze einsaugen durften“, meint die 11-jährige Amanda. „Die Kinder sind sehr lernwillig und wissbegierig und machen alles fast genau wie Erwachsenen.“, schmunzelt der Pressesprecher. Erfreut war auch über die Behörden wie Polizei, Kreis Düren und die Leitstelle, die das Projekt unterstützen.

Auch die Bevölkerung hat die Möglichkeit sich die Kenntnisse der Malteser Jugend bei einem Einsatz in der Jülicher Innenstadt anzusehen. Um 10.15 Uhr findet auf dem Jülicher Schlossplatz, Höhe Kleine Kö, eine Vorführung statt.

Hier lesen Sie mehr über die Jung-Malteser


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