Jugendliche engagieren sich für Kinder

Wenn die SMS kommt, läuft die Zeit
Von Dorothée Schenk [01.12.2004, 00.00 Uhr]

Auf Zack sind die „Babysitter“ von den Jungmaltesern und ihre Betreuer.

Auf Zack sind die „Babysitter“ von den Jungmaltesern und ihre Betreuer.

Jessicas Handy klingelt. Es ist Samstag, nach 10 Uhr. Eine SMS. Hier meldet sich keine Freundin zu einem Freizeitvergnügen, ein Einsatz ruft. Die 13-jährige Jülicherin ist eine von sechs „Babysittern“ der Malteser Jugend Jülich. Per SMS die Bereitschaft bestätigen und dann ab aufs Rad und zur Wache Am Mühlenteich, wo die Einsatzkräfte auf dem Computer schon ihr Eintreffen avisiert bekommen haben. Mit Jessica Hermann kommen Claudia Neulen, Jennifer Schneiders, Lidia Dubowski, René Driesch und Uwe Schepanski an, alle sind 13 Jahre alt und haben den Notruf von Maximilian Jankowski, Leiter der Jugend, bekommen. Die „Sechs“ erwarten die fünf- bis neunjährigen Kinder der Hundestaffel-Führer. Dieser Mannschaft sind die Jugendlichen angegliedert. „Es war für uns eine gute Chance“, so Maximilian Jankowski, „sie nicht nur an die Malteserarbeit heranzuführen, sondern die Jugendlichen selbst ein Teil des Einsatzes werden zu lassen.“ Deutschlandweit, so Jankoswki, ist dieses Projekt einmalig.

Müssen nämlich Hund und Herr schnell raus, zählen wie immer im Rettungsdienst Minuten – und der eigene Nachwuchs? Wohin mit den Kindern? Alleine zu Hause bleiben können sie noch nicht und auch nicht mit zum Einsatz fahren. Genau dieses Dilemma entwirrt die Babysitter-Gruppe. Die Anregung stammt vom Leiter der Hundestaffel, Markus Kreuzberg – selbst Vater. Die Lösung ist so einfach wie clever: Zeit spart und Konzentration schafft, wenn die Kinder mit auf die Wache kommen und dort betreut werden können. Wochentags ab 14 Uhr und am Wochenende ab 10 Uhr sind die „Babysitter“ einsatzbereit. Dienstende ist um 19 Uhr.

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Schon beim Probelauf lief alles wie am Schnürchen: Mit Schminkkoffer und Pinsel gibt es gleich wieder fröhliche Gesichter.

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Dazwischen liegen Basteleien, Spiele, Toberei im Freien und Schminkvergnügen – aber auch Hausaufgabenbetreuung. Lidia und Claudia, Jessica und Jennifer, René und Uwe sind Freiwillige, eigene Termine gehen vor – ob Sport, Schule oder Musikunterricht.

Das System funktioniert. Die Feuertaufe zur kurzfristig anberaumten Großübung der Rettungshundestaffel klappte reibungslos. Bis zu einer dreiviertel Stunde haben die sechs „Sitter“ Zeit, um auf die Wache zu kommen. Die ersten waren zehn Minuten da. „Es hat Spaß gemacht“, erzählt Jessica. Zum Kennenlernen stellten sie sich im Kreis auf und jeder nannte beim Zuwurf eines Balles seinen Namen und sein Alter. „Schön war zu merken, dass die Kinder uns vertrauten und es ihnen auch Spaß gemacht hat“, so Claudia und René betont: „Wir haben sogar Überstunden dafür gemacht!“

Natürlich arbeiten die Jugendlichen nicht ohne doppelten Boden. Christian Turobin, Désirée Beumers, Florian Wiedel und Marc Hüttemann und Maximilian Jankowski sorgen im Hintergrund sorgen für den weiteren reibungslosen Ablauf. Es müssen Großeltern oder Freunde angerufen werden, die die Kinder gegebenenfalls abholen oder sogar das „Einsammeln“ von Kindern beim Sport- oder Musikunterricht organisiert werden – denn, nicht immer sind die Kinder bei der Alarmierung der Hundestaffelführer zu Hause. Im Schnitt sind die sechs „Sitter“ und „ihre Kinder“ nach einer bis anderthalb Stunden wieder zu Hause und das auch nicht häufiger als rund sechsmal im Jahr.


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