Zwei-Sterne-Hotel an Jülicher Stadthalle?
Von Dorothée Schenk [02.07.2010, 15.05 Uhr]

Die Spatzen pfiffen es bereits von den Jülicher Dächern: Die Woge-Tochter RurBau will die Stadthalle „übernehmen“, ein Hotel und zwei Wohnhäuser als Boarding Häuser angliedern. Vorgestellt wurde das Konzept im jüngsten Planungsausschuss vor großem Publikum, denn viele Vereinsvertreter der IG Stadthalle hatten sich auf den Weg in den Großen Sitzungssaal gemacht.

So könnte künftig das Bild im Umfeld der Stadthalle an der Düsseldorfer Straße aussehen.

So könnte künftig das Bild im Umfeld der Stadthalle an der Düsseldorfer Straße aussehen.

Zu ihrem Mut „das schwierige Projekt“ anzufassen und der Kreativität des Entwurfs gratulierte Ausschussvorsitzender Erich Gussen nach der Präsentation. Nach den Vorstellungen der Initiatoren ist durch günstige Vorgaben das Projekt erfolgversprechend. Das Forschungszentrum benötigt in Zukunft Räume für seine Wissenschaftler mit zeitlich begrenzten Forschungsaufträgen, wenn das Gästehaus an der Münchner Straße aufgegeben wird. Ein- bis Zwei-Personen-Appartements sollen hier in den vorgesehenen zwei Wohnblocks dafür entstehen. Der Stadthalle angegliedert werden soll ein Hotelbau mit rund 50 Betten. Gedacht ist an eine moderne „Design-Ausstattung“ mit „Business-Komfort“ in der Kategorie 2-Sterne. Die Nutzung der Stadthalle sei außerdem durch die Vereine gesichert und soll durch Veranstaltungen einer noch zu gründende Jülich-Eventagentur ergänzt werden. „Synergieeffekte“ ergäben sich sowohl bei den Betriebs- und Baukosten, der gemeinsamen technischen Ausstattung als auch bei der Bewirtung und dem Personal. Prof. Aldinger bezeichnet die Lösung als Vier-Säulen-Modell.

Auf Nachfrage durch Gussen erklärte Prof. Aldinger zum möglichen Projektstart, dass die Planungen ein Jahr in Anspruch nehmen würden. Etwa so lange, wie eine Bebauungsplanänderung dauere. Baubeginn würde im Frühjahr 2011 sein - „idealerweise in der karnevalsfreien Zeit“ – und die Vollendung ist spätestens für Herbst 2012 avisiert. Voraussetzung sei allerdings, dass die politische Willensbildung bis zum Herbst formuliert worden sei. Als wichtiges Detail führte Prof. Aldinger die Kooperation mit den Vereinen an. Angesichts des zeitlichen Drucks wurde vereinbart, mit den Vereinen einen runden Tisch noch im Juli einzuberufen.

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Baupläne von Prof. Aldinger zum Thema Stadthalle, Boarding-Häuser und Hotel

Baupläne von Prof. Aldinger zum Thema Stadthalle, Boarding-Häuser und Hotel

Denn es sind noch viele Eventualitäten offen: Der Bestandsschutz fällt, wenn entscheidende Veränderungen nötig werden. Der Bestandsschutz bezieht sich aber nicht nur auf die Halle, die laut Aussage des Planers unangetastet bleiben soll, sondern hat direkte Auswirkungen auf die mögliche Besucherzahl. Nach Ausführungen des Planers greift dann die neue Bauverordnung des Landes, die statt 484 Sitzplätzen künftig wegen der Brandschutzverordnung im schlimmsten Fall nur noch 250 Sitzplätze bietet. Für Tanzveranstaltungen ohne Sitzplätze, gibt Aldinger schmunzelnd zu Protokoll, gebe es keine Vorschriften. Rund 1000 Gäste tanzen beim Behördenball jedes Jahr in den Karneval. Ob das künftig möglich sein wird, konnte im Ausschuss nicht geklärt werden. Ebenfalls vage beantwortet wurde die Nachfrage von Vereinsseite, welche Mieten für sie fällig künftig werden und ob sie ihre Bewirtung eigenverantwortlich übernehmen können. Prof. Aldinger erklärte, es werde sicher eine Preisstaffelung geben und die Preise seien abhängig von den Sanierungskosten. Wenn das Catering nicht vom späteren stadthalleneigenen „Wirt“ sondern von den Vereinen organisiert werde, würde sich das in einer höheren Hallenmiete niederschlagen.

„Was passiert, wenn das Vorhaben nicht glückt?“ stellte Martin Schulz, erster Beigeordneter, die Frage in den Raum. Kein Geld habe die Stadt, um beispielsweise eine Heizung zu sanieren, wenn diese kaputt gehe. Mit der RurBau habe man ein Jülicher Unternehmen, das man kenne, Prof. Aldinger ist den Jülichern bestens als Planer und Gutachter durch das Projekt „Dienstleistungszentrum“ bekannt. Mit Wohlwollen und Applaus quittierten auch die Ausschussmitglieder abschließend die Diskussion.

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