Jahresbericht 2006

Jeder Neunte im Kreis Düren ist überschuldet
Von Redaktion [03.07.2007, 08.00 Uhr]

Statistik zur Betreuung in den Schuldnerberatungen des Kreises Düren

Statistik zur Betreuung in den Schuldnerberatungen des Kreises Düren

Im Kreis Düren sind rund 16.800 Personen über 18 Jahren überschuldet. Das zeigt der Jahresbericht der Schuldnerberatungsstellen in Jülich und Düren. Damit ist Tatsache: Jeder neunte Volljährige in der Region ist überschuldet. Überschuldung ist schon lange kein Randthema der Gesellschaft mehr.

Die Ursachen der Überschuldung sind vielfältig, Einkommenseinbußen z.B. aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder gescheiterter Selbständigkeit, das Auseinanderbrechen von Familien oder subjektive Fehleinschätzungen, häufig gekoppelt mit Konsum- und Machbarkeitswahn, den Anbieter und Finanzdienstleister forcieren. Oft ist es eine Mixtur aus verschiedenen Gründen.

Dabei sind, wie der Jahresbericht zeigt, nicht nur die finanziellen Nöte zu bewältigen. Schulden veränderten Menschen, wird erklärt: Viele werden bedrückt, gereizt, schlaflos, entkräftet, gleichgültig, hoffnungslos, einsam, isoliert, abgestumpft, krank, ... „Beratungsarbeit ist immer auch Beziehungsarbeit“ ist dort zu lesen.

1.457 Personen suchten 2006 die Beratungsstellen auf. Davon wurden 544 Ratsuchende in Kurzzeitberatung und 913 Klienten in Langzeitberatung zu Zahlungsvereinbarungsmöglichkeiten und zum Vollstreckungsschutz.

Mit Unterstützung der Schuldnerberatungen im Kreis Düren wurden im vergangenen Jahr 186 Anträge zur Eröffnung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens gestellt. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 20 %. Die Beratungsstellen bearbeiteten mit und für die Ratsuchenden Forderungen bei 3.195 Gläubigern mit einer Gesamtforderungshöhe von rund 16 Millionen Euro. Hauptgläubiger sind in 73,1 Prozent aller Fälle die Sparkassen. 26,9% entfallen auf andere Gläubiger von Finanzamt über Vermieter und Versandhandelshäuser bis zu Privatpersonen.

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73,1% der Gläubiger sind Sparkassen.

73,1% der Gläubiger sind Sparkassen.

Die Einführung des neuen Arbeitslosengelds II im Januar 2005 ist auch an der Schuldnerberatung nicht spurlos vorüber gegangen: Es wurde eine Kooperationsvereinbarung mit der jobcom getroffen und als Projekt in Düren eine Clearingstelle eingerichtet: Schuldenberater waren zwei Monate in den Räumen der jobcom, um den Bedarf von Arbeitslosengeld II-Empfängern zu klären. Von den jobcom-Kunden, für die nach Einschätzung des Fallmanagements Schuldenberatung in Frage kommt und zum Clearing kamen, hatten über 80% sogar einen dringenden bis sehr dringenden Beratungsbedarf.

Konkret für unsere Beratungsstellen kann für das Jahr 2006 erfolgreich festgestellt werden, dass durch die Beratung bei den Langzeitberatungsfällen (913 Klienten) in 502 Fällen eine persönliche Stabilisierung und in 447 Fällen eine Verbesserung der ökonomischen Lage erreicht werden konnten.

Aber nicht nur mit Beratungen waren die sechs Beratungs- und zwei Verwaltungsfachkräfte in Voll- und Teilzeit beschäftigt. Eine Aktionswoche „Der Kunde – gestern König – heute Bettelmann – Fairplay zwischen Anbietern und Konsumenten“ wurde veranstaltet, die Fotoausstellung „Zwischen Mut und Verzweiflung – Es geht weiter“ im Kreishaus Düren gezeigt, die von Mathias Richter (Fotograf) und der Beratungsstelle für Überschuldete des Diakonischen Werkes Berlin Stadtmitte entwickelt wurde, sowie die eigene Ausstellung „Wege in die Überschuldung“ -Mitarbeit bei der Entwicklung einer Unterrichtsreihe für Berufseinsteiger (NRW Netzwerk Finanzkompetenz) ausgeliehen. Schließlich wurde das „Dürener Handbuch Prozessqualität“ fertiggestellt.

Lesen Sie hierzu: Haushaltsführung als Schulfach?


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