Tag des offenen Denkmals

Historische Gärten in NRW
Von Redaktion [31.08.2006, 08.51 Uhr]

In der Abteil Brauweiler laden die Denkmalpfleger zum Stöbern in ihre Werkstätten ein.

In der Abteil Brauweiler laden die Denkmalpfleger zum Stöbern in ihre Werkstätten ein.

"Rasen, Rosen und Rabatte" - unter diesem Motto findet am 10. September eines der größten und erfolgreichsten Kulturereignisse in Deutschland statt: Der Tag des offenen Denkmals. Bei der bundesweit von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordinierten Aktion werden wieder rund 7000 sonst meist nicht zugängliche historische Bauten, Parks und archäologische Ausgrabungen in mehr als 2500 Städten und Gemeinden geöffnet. In diesem Jahr stehen die verschiedenen Facetten der Gartendenkmalpflege im Mittelpunkt - daher werden neben all den anderen interessanten Denkmalobjekten vor allem Schlossparks, Kloster- und Bauerngärten, Stadtparks und alte Alleen vorgestellt.

In Nordrhein-Westfalen können Gäste von Aachen bis Zülpich in zahlreichen Führungen und Vorträgen die Geschichte des Gartenbaus von der Römerzeit bis heute kennen lernen. Zum Beispiel in Kleve am Niederrhein: Hier werden Exkursionen durch die von Johann Moritz von Nassau-Siegen angelegten barocken Klever Gärten angeboten. Eine rund fünfstündige Wanderung über den Sternberg bis hin zum Grabmal des klevischen Statthalters macht die gewaltigen Ausmaße der Gartengestaltung im 17. Jahrhundert deutlich. Außerdem finden eine 90-minütige Führung zur Geschichte der barocken Gartenanlagen sowie ein Rundgang durch den im 18. Jahrhundert geschaffenen Forstgarten statt, bei dem die wertvollen und exotischen Gehölze besonders herausgestellt werden. Nähere Informationen und Möglichkeiten zur Anmeldung gibt’s bei Kleve Marketing unter Telefon 02821/895090.

Der barocke Prälaturhof der Abtei Brauweiler in Puhlheim wird in am Sonntag, 10. September, zum Tag des offenen Denkmals von 11 bis 17 Uhr zum Marktplatz für seltene historische Pflanzenarten: Fachgärtnereien bieten Rosen, Obstgehölze und Stauden an, die eine Ahnung von der früheren Sortenvielfalt geben. So zeigt ein Tomaten-Züchter eine breite Palette seiner rund 80 Sorten, die zwischen weiß und schwarz jegliche Färbung aufweisen und durch ungewöhliche Formen und Geschmacksrichtungen verblüffen.

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Der Ratinger Poensgenpark im Stauden- und Rosengarten.  Foto: Manfred Fiene

Der Ratinger Poensgenpark im Stauden- und Rosengarten. Foto: Manfred Fiene

Besucher können kaufen, sich informieren oder einfach nur schauen. Bei der Gelegenheit können Interessierte auch in die Arbeit der Denkmalpfleger hineinschnuppern, die auch historische Gärten und Parks umfasst. Restauratoren zeigen ihre Werkstätten, und demonstrieren wie diese Meister der Präzision bröckelnde Kapitelle, rissige Holzskulpturen oder blätternde Gemälde retten.

In Bonn wird gleich eine Vielzahl an kostenlosen Führungen angeboten. Zum Beispiel in einem ehemaligen Klostergarten, der heute als grüne Oase mitten in der Stadt erhalten ist. Teilnehmer einer Führung, die um 16 Uhr an der Kirche St. Remigius in der Innenstadt beginnt, erhalten Einblicke in die Geschichte und Gestaltung der einst im Stadtgebiet vorhandenen Klostergärten. Und auch der Botanische Garten im Stadtteil Poppelsdorf, der auf eine barocke Gartenanlage vom Anfang des 18. Jahrhunderts zurückgeht, kann besichtigt werden. Die Teilnahme an den Führungen um 11 und 15 Uhr kosten jeweils zwei Euro pro Person.

Bei einem etwa einstündigen Rundgang über das Mülheimer Landesgartenschaugelände wird unter dem Motto "14 Jahre MüGa-Park – Altes und Neues entdecken!" der Wandel vom Schrottplatz zum Rosengarten gezeigt. Nach dem Gang durch den Park gibt’s eine Besichtigung der weltgrößten, begehbaren Camera Obscura im neuen Museum zur Vorgeschichte des Films im alten Broicher Wasserturm. Karten für den Stadtrundgang und den Eintritt zum Museum sind für fünf Euro pro Person beim Mülheimer Service & Info Center unter der Rufnummer 0208/960960 sowie per Email unter touristik@stadt-mh.de erhältlich.

In Mönchengladbach berichtet über die historische Entwicklung des Bunten Gartens, des Kaiserparks und des Botanischen Gartens Ulrike Menzel bei einem Dia-Vortrag um 11 Uhr in der Kaiser-Friedrich-Halle. Dabei beleuchtet die Leiterin des Botanischen Gartens interessante Details der heute rund 30 Hektar großen historische Parkanlage, die seit 1842 kontinuierlich erweitert wurde. Während des gesamten Tages bieten Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Bunten Garten Führungen an. Wer schwindelfrei ist, kann das Blumenparterre mit Hilfe eines Hubsteigers aus der Vogelperspektive betrachten

Die Stadtväter in Ratingen haben gleich ein ganzes Potpourrie an Führungen zusammengestellt: Präsentiert wird etwa der alte Friedhof in Ratingen-Lintorfder von Besuchern gerne als Oase der Ruhe aufgesucht wird. Die Anlage entstand 1832 Nachdem der Friedhof nicht mehr belegt wurde, wurde das Gelände 1989 zu einer Grünanlage umgestaltet. Dabei blieben die Kriegsgräber und die denkmalwerten Grabsteine erhalten und wurden an neuen Standorten platziert. Der Lintorfer Heimatverein wird allen Interessierten den denkmalgeschützten Friedhof bei einer Führung um 11 Uhr im Einzelnen vorstellen. Die ersten Überlieferungen über Gartenanlagen der Schlossanlage von Schloss Landsberg finden sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Als August Thyssen im Jahr 1903 das Anwesen erwarb, wurde die barocke Anlage nach den Vorstellungen des neuen Besitzers umgestaltet. Der renommierte Gartenarchitekt Julius Trip sah in seinem Entwurf Schloss und Parkanlage als kompositorische Einheit. Bei der Neugestaltung der Gartenanlage wurden die Grundstrukturen der barocken Anlage beibehalten. In die bestehende Struktur wurde ein Nutzgarten, eine Brunnenanlage mit Ruhebänken im Jugendstil, ein Zwingergarten sowie ein Tennisplatz mit barocker Einfriedung eingefügt. Nachdem die Anlage zwischenzeitlich verfallen und überwuchert war, erfolgte im Jahr 1993 die Restaurierung. Die August-Thyssen-Stiftung wird mit insgesamt drei Führungen die Garten- und Parkanlage vorstellen. Eine Teilnahme ist nur nach Voranmeldung bei der Unteren Denkmalbehörde unter der Rufnummer (02102) 550-6171 bzw. -6172 oder -6170 möglich. Vorgestellt wird auch der Ratinger Poensgenpark. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Gelände um die ehemalige Baumwollspinnerei Cromford von Johann Gottfried Brügelmann im Sinne eines früheren Landschaftsparks gestaltet. Im Jahre 1906 erwirbt Commerzienrat Carl Poensgen das Gelände des heutigen Poensgenparks von der Brügelmann GmbH und beauftragt 1907 den bekannten Düsseldorfer Gartenarchitekten Reinhold Hoemann, die erworbene Anlage östlich und westlich der Anger zu gestalten. Nach 1914 erfolgte eine Erweiterung der Anlage nach Norden. Die heutige Parkstruktur des Poensgenparks entspricht sowohl in ihrer Gestaltung und Gliederung als auch im Baumbestand weitgehend der historischen Entwicklung der Anlage seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Dementsprechend sind noch immer die einzelnen unterschiedlich genutzten Parkabschnitte als Gliederungselemente deutlich ablesbar. Wesentliche Gestaltungselemente dieses Landschaftsparks sind ferner die Ausblicke auf die Wasserburg Haus zum Haus sowie die umgebende Landschaft. Der Poensgenpark gehört heute zu den eindruckvollsten Anlagen seiner Art in der näheren und weiteren Umgebung des nördlichen Rheinlandes, wurde 1997 unter Denkmalschutz gestellt und mit Blick auf die EUROGA 2002plus restauriert. Seit 2005 ist die Stadt Ratingen mit dem Poensgenpark Mitglied im Verein „Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas“ (www.strasse-der-gartenkunst.de). Das Grünflächen- und Umweltamt bietet zwei Führungen zur Besichtigung der Anlage um 15 und um 17 Uhr an. Treffpunkt ist am Parkeingang Brügelmannweg.

Der "Tag des offenen Denkmals" ist seit 1993 der deutsche Beitrag zu den European Heritage Days unter der Schirmherrschaft des Europarats. Alleine in Deutschland rechnen die Veranstalter mit rund vier Millionen Besuchern.

Was in Jülich zum Tag des offenen Denkmals geboten wird lesen Sie hier

Das gesamte Programm steht auf der Homepage der Stiftung zum Download bereit.


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