Heilige Halle als Museum zum Gedenken
Von Arne Schenk

Artikel Jülicher Nachrichten am 18. August 1999

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Sehr groß ist der Raum nicht, zumal eine Arbeitsplatte ihn zusätzlich verkleinert. Überall stehen Farbtöpfe, Latten oder ähnliches Gerümpel. Unvorstellbar, dass sich hier noch vor hundert Jahren Gläubige zum Gebet eingefunden haben. Rödingens ehemalige Synagoge.

Schon lange ist nichts mehr von dem Glanz alter Tage vorhanden, kein Rollenschrank für die Gesetze, keine Thoravorhänge, Wimpel oder Handstickereien, die noch 1925 für eine Ausstellung im Jülicher Rathaus ausgeliehen wurden, nur hier und da ein bisschen Wandbemalung. Man bedenke, eine christliche Kirche würde als Werkstatt „missbraucht“. Andererseits muss der Besitzer irgendwo seine Geräte instand setzen, schließlich ist er als Schausteller viel unterwegs und das Haupthaus im Mühlenend 1 bietet dazu nur wenig Platz.

Und überhaupt: Spätestens seit 1928 wurde der Anbau nicht mehr als Synagoge genutzt. Das war gleichzeitig ihr Glück, so verlor sie bereits vor der Verwüstung der Nazi-Judenpogrome und der Reichskristallnacht an Bedeutung und wurde nicht von den Antisemiten belästigt.

Damit ist sie „das einzige ehemalige jüdische Gotteshaus in den Kreisen Düren und Aachen, das als Gebäude erhalten blieb und an dessen Architektur die ursprüngliche Zwecksetzung noch gut ablesbar ist“, wie Dr. Elfi Pracht vom Kölnischen Stadmtuseum in ihrer Stellungnahme an den Landschaftsverband Rheinland bemerkt.

Wenn man sich etwas reckt, bemerkt man nämlich, dass der Raum doch größer ist, oder vielmehr höher. Über der provisorischen Abhängung einer Zeltplane lässt sich die hölzerne Frauenempore erblicken. Es gibt also schon einiges Lohnendes, an das die Restauratoren anknüpfen können. Die „heilige Halle“ soll demnächst restauriert und als Museum und Gedenkstätte für die Geschichte des jüdischen Lebens im Jülicher Land, womöglich auch als Begegnungs- und Kulturzentrum in frischem Glanz wiederauferstehen. Wenn es nach dem Willen des Kreiskulturausschusses geht.

Ein Konzept wird mit der Gemeinde Titz, dem Geschichtsverein Titz-Rödingen, dem Arbeitskreis für Geschichte im Jülicher Land und der Stadt Jülich unter Beteiligung der zuständigen Kulturgemeinde und mit Unterstützung des Landschaftsverbandes erarbeitet. Dem muss nur noch der übergeordnete Kreisausschuss zustimmen.

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