150 Jahre Carl Eichhorn GmbH, Wellpappenwerke

Ein-Blick in die Geschichte des Kirchberger Papierunternehmens
Von Redaktion

Alles begann, als der Pappen- und Papiergroßhändler Carl Eichhorn im Juni 1854 eine die Untere Mühle in Kirchberg, Ölmühle, kaufte. Nach dem Umbau zur Maschinenpapierfabrik wurde hier im Mai 1855 erstmals Papier auf einer Maschine mit Hilfe von Dampfkraft produziert. Dieses Ereignis jährt sich zum 150. Mal – Grund genug für den amtierenden Nachfahren, Hellmuth Eichhorn, am Samstag, 21. Mai, auf dem Firmengelände ein großes Fest mit allen heutigen und einstigen Mitarbeitern, Unternehmern, Kunden, Lieferanten, sowie geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft. Und dabei natürlich auch, noch einmal einen Blick zurück in die Geschichte des Familienunternehmens zu werfen.

Unternehmensgründer Carl Eichhorn.

Unternehmensgründer Carl Eichhorn.

Vor 150 Jahren lieferte den benötigten Rohstoff, das Stroh, die ansässige Landwirtschaft und die nahe gelegenen Kohlezechen versorgen die Fabrik mit Energie. Die stark wachsende Nachfrage nach Strohpapier veranlasst Carl Eichhorn im September 1856 zum Kauf einer weiteren Ölmühle, der Oberen Mühle, im nahe gelegenen Fuchstal. Auch dort installiert er Papiermaschinen, unter anderem eine zur Herstellung von Packpapier unter Verwendung von Lumpen. In den folgenden Jahren wird in beiden Werken mit rund 80 Mitarbeitern auf sieben Papier- bzw. Kartonmaschinen Papier erzeugt. Die Kundschaft ist unter anderem die nahe gelegene Textilindustrie. Darüber hinaus werden die Produkte nach Schottland und England exportiert und zur Intensivierung der Auslandsbeziehungen eine Niederlassung in London gegründet.

Im Jahr 1883 brennt das Stammwerk, die Untere Mühle, nieder. Die Produktion wird innerhalb eines Jahres wieder aufgebaut. Ab 1885 übernimmt Julius, der Sohn von Carl Eichhorn, die Unternehmensleitung und ab 1894 tritt Emil Buth, der Schwiegersohn von Carl Eichhorn, ebenfalls als Gesellschafter in das Unternehmen ein. Sie bauen die Werke kontinuierlich aus, starten mit der Erzeugung von Pergamentersatz und Pergamin und beginnen mit der Herstellung von einseitig glatten Papieren als Ersatz für die Herstellung von Strohpapier.

Kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges brennt die „Obere Mühle“ vollständig nieder und wird nicht mehr aufgebaut. Ab 1925 übernimmt Hellmuth Eichhorn, der Sohn von Julius Eichhorn, als Gesellschafter die Leitung des Unternehmens. Er modernisiert die Papierfabrik und baut sie weiter aus. Diese Aufwärtsentwicklung wird durch die große Wirtschaftskrise 1930 zwar stark gebremst, jedoch unterbrochen wird sie erst durch die Willkürherrschaft der Nationalsozialisten, die durch eine besonders scharfe Restriktion des Sulfitzellstoffes dem Unternehmen die Rohstoffbasis entzieht und eine wirtschaftliche Produktion nahezu unmöglich macht. Erst nach jahrelanger Auseinandersetzung erhält das Unternehmen die Genehmigung zur Verwendung anderer Rohstoffe für die Papiererzeugung. „Jede Generation hat in der Geschichte ihre Weichen gestellt“, betont Hellmuth Eichhorn, der jüngere

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Zwischen beiden Produktionsarten liegen 150 Jahre Firmengeschichte der Carl Eichhorn GmbH.

Zwischen beiden Produktionsarten liegen 150 Jahre Firmengeschichte der Carl Eichhorn GmbH.

Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges unterbricht erneut die Papierproduktion. Nach Rückkehr aus der Evakuierung wird mit dem Wiederaufbau der Fabrik begonnen. Die Gebäude sind zwar stark, die Maschinen aber nur gering beschädigt. Die Produktion kann 1946 im bescheidenen Rahmen wieder aufgenommen werden. 1951 und 1956 installiert Hellmuth Eichhorn zwei weitere Papiermaschinen und erzeugt nun auf allen Maschinen Verpackungspapiere. 1958 tritt mit Hanns-Karl Eichhorn die vierte Generation in die Unternehmensleitung ein. Den Einstieg in die Weiterverarbeitung von Papier vollzieht Eichhorn bereits 1951 mit der Herstellung wasserdichter Packstoffe. Diesem ersten Schritt folgt 1960 ein zweiter mit der Errichtung eines Wellpappenwerkes in Kirchberg. 1972 wird ein weiterer Standort für die Wellpappenherstellung in Brechen bei Limburg erworben und in den Folgejahren zum kompletten Wellpappenwerk ausgebaut. Der Einstieg in die Papierverarbeitung soll sich Jahre später als wichtige Entscheidung für den Fortbestand des Unternehmens herausstellen. Denn 1991 wird die Papiererzeugung aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Seinem Vater, der vor drei Jahren gestorben ist, zollt der Sohn Hellmuth Eichhorn Hochachtung: „Mein Vater war ein konsequenter und großer Unternehmer.“

Die Wellpappenwerke Carl Eichhorn GmbH, seit 15 Jahren unter der Leitung von Hellmuth Eichhorn, erzeugen heute mit circa 250 Mitarbeitern an den Standorten Kirchberg und Brechen ca. 150 Millionen Quadratmeter Wellpappe. Beide Werke sind mit je einer Wellpappenerzeugungsanlage in der Arbeitsbreite von 2500 Millimetern ausgestattet. Der Maschinenpark zur Wellpappenverarbeitung besteht aus Flachbett- und Rotationsstanzen, Faltschachtelklebemaschinen sowie Inlinern in den Arbeitsbreiten von 850 mm bis 4.100 mm. Es wird ein breites Spektrum an Transport-, Um- und Verkaufsverpackungen sowie Displays hergestellt. Auf allen Maschinen lassen sich Mehrfarbendrucke mit bis zu vier Farben herstellen. Hierdurch wird den gestiegenen Anforderungen der Kunden nach mehrfarbigen und werbewirksamen Aufdrucken Rechnung getragen.


Die Verpackungsspezialisten

Ausgangspunkt der Kundenbetreuung ist die umfassende Beratung auf Basis der Analyse der Anforderungen, welche die Verpackungsmaschinen bzw. der Verpackungsprozess der Kunden erfordern. Hieraus entwickeln die Eichhorn-Verpackungsberater mittels CAD-Systemen optimale Verpackungen im Hinblick auf Produktschutz, Maschinengängigkeit und Preis.

Eichhorn hat in den letzten Jahren ein durchgängiges EDV-System geschaffen, dass sämtliche Stufen der Wertschöpfungskette umfasst. Es beinhaltet die Konstruktion, die Kalkulation, die Auftragsverwaltung sowie die Produktionsplanung und –steuerung bis hin zur Fuhrpark- und Versandplanung. Laufende Informationen über den Produktionsfortschritt sichern eine hohe Auskunftsfähigkeit gegenüber den Kunden und ermöglichen bei Bedarf eine schnelle und flexible Produktionsumstellung. Dieses Flexibilitätspotential wird durch die Online-Verbindung beider Standorte untereinander nochmals erhöht und gewährleistet darüber hinaus die optimale Produkt- und Maschinenkombination.

Produkt –und Prozessinnovationen wurden in den vergangenen Jahren regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Zulieferindustrie durchgeführt. Hierzu zählen u.a. die Aufstellung der ersten Einseitigen Maschine mit Bandtechnik sowie die Herstellung der G-Welle als die dünnste Wellpappe und die erste, die direkt im Offset-Verfahren bedruckt werden kann.

Damit die hochmodernen Maschinen und Systeme effizient eingesetzt werden können, bildet Eichhorn seine Mitarbeiter selbst aus. Zur Zeit befinden sich 12 Schulabgänger in einer technisch-mechanischen Ausbildung zum Verpackungsmittelmechaniker und 6 Lehrlinge werden zu Industriekaufleuten ausgebildet. Lange Betriebszugehörigkeit und damit geringe Fluktuationen bilden die Basis für eine kontinuierliche Kundenbetreuung und sind Ausdruck eines gesunden Betriebsklimas.

Die konsequente Ausrichtung des Unternehmens an den Anforderungen der Kunden und die laufende Modernisierung des Maschinenparks sollen auch langfristig den Erfolg und den Bestand des Unternehmens und seiner Arbeitsplätze sichern.

Als Dank für die langjährige Treue und Verbundenheit mit dem Unternehmen feiert Eichhorn am 21. Mai 2005 auf seinem Betriebsgelände ein Jubiläumsfest mit Kunden, Lieferanten Mitarbeitern und Rentnern sowie geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft.

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