Minerva-Preisverleihung 2006

Jülich: Leben unter dem Planet Yogeshwar
Von Dorothée Schenk [08.12.2006, 11.17 Uhr]

Applaus von Prof. Joachim Treusch (r.) für Ranga Yogeshwar, MinervaPreis-Träger 2006.

Applaus von Prof. Joachim Treusch (r.) für Ranga Yogeshwar, MinervaPreis-Träger 2006.

Selbstbewusst aber bescheiden zeigte sich der aktuelle MinervaPreis-Träger Ranga Yogeshwar. Viel hat er erreicht, seit er als Physiker an der damaligen Kernforschungsanlage in Jülich gearbeitet und den Stuhl des Wissenschaftlers gegen den des Medienmenschen getauscht hat. Weithin bekannt ist seine Sendung Quarks & Co, für der gelegentlich auch in seiner früheren Wirkungsstadt Jülich dreht. Seine Spezialität, die „verständliche und überzeugende Vermittlung wissenschaftlicher Ergebnisse in den Medien und bei Veranstaltungen, in denen die Jülicher Wissenschaft immer wieder eine Rolle spielt“, qualifizierte ihn als Preisträger. Die Übergabe fand in festlichem Rahmen mit geladenen Gästen unter musikalischer Gestaltung des Pasqualini-Trios in der Schlosskapelle der Jülicher Zitadelle statt.

Sehr launig, gespickt mit annekdotenhafen Erzählungen würdigte NRW-Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers als Laudator den Preisträger. So berichtete er von der Kletterei des Wissenschaftsjournalisten an der fensternen Fassade seines Düsseldorfer Amtssitzes für die Sendung „W wie Wissen“. „Er macht vor gar nichts halt“, attestierte der Landesvater. Die unstillbare Neugier von Ranga Yogeshwar alleine empfand Rüttgers noch nicht als besondere Auszeichnung, wohl aber die Fähigkeit und den Wunsch, Wissen zu teilen und mitzuteilen. Wenn man Wissen für sich behalte, ginge es unweigerlich irgendwann verloren. „Wissen, das man hingibt, bekommt man etwas verändert wieder, das ist ein kreativer Prozess.“

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Die Runde der Gratulanten mit Laudator Dr. Jürgen Rüttgers und Preisträger Yogeshwar in der Mitte.

Die Runde der Gratulanten mit Laudator Dr. Jürgen Rüttgers und Preisträger Yogeshwar in der Mitte.

Entstehen würde er vor allem bei Grenzgängern wie Ranga Yogeshwar, meinte Rüttgers in Anspielung auf die Vita des Preisträgers: Als gebürtiger Inder, aufgewachsen in Luxemburg fand er schließlich seinen Lebensmittelpunkt in NRW; am Konservatorium ausgebildeter Pianist und diplomierter Physiker, der sich einerseits mit den kleinsten Teilchen aber auch mit den größten Teilen, nämlich der Astrophysik beschäftigt hätte. Sogar einen Planeten konnte der Forscher taufen, nämlich Nr. 20522, der den Namen Yogeshwar trägt.

Eine Brücke zwischen zwei Welten bauen, das sei sein Ziel, erklärte Ranga Yogeshwar nachdem er den Preis aus den Händen von Prof. Joachim Treusch, als Noch-amtierenden Vorsitzenden des preisstiftenden Fördervereins Museum, entgegen genommen hatte. Nichts präge die heutige Zeit mehr, als Wissenschaft und Technik. Vor zehn Jahren, hätten die meisten Menschen keine Email-Adresse gehabt, kein Handy und ihren Urlaub auch nicht online via Internet gebucht. Vielen Menschen würden diese Veränderungen Angst machen, oder wenigstens würden sie sich damit schwer tun. „In einer Gesellschaft, die demokratisch geprägt ist, muss die Bevölkerung Innovationen mit tragen“, ist Yogeshwar überzeugt. Das kann nur über die Brücke der Verständigung und des Verständnisses geschehen. Hier sieht er seine Aufgabe, die aber auch immer schwerer werde. 18 Mal pro Abend schalte ein gewöhnlicher Fernsehzuschauer um: „Stellen Sie sich vor, sie versuchen, komplexe Zusammenhänge zu erklären, wenn ständig jemand raus und reingeht.“ In einer Zeit, in der die Gesellschaft immer mehr auseinanderzubrechen drohe, müssten Plattformen erhalten bleiben, die Gemeinsamkeit erzeugten. „Mein Wunsch an den Nikolaus ist, das wir die Sensibilität entwickeln, um diese Kostbarkeit zu erhalten.“

Das Fazit des Preisträgers Ranga Yogeshwar: „Ich wünsche mir, dass Minerva weiterhin hat, was sie braucht – ein Haus, in dem sie sich artikulieren kann.“

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