SPD verlieh drei „Klippen“

Preisträger sind Investition in die soziale Zukunft Jülichs
Von Dorothée Schenk [18.11.2006, 18.07 Uhr]

Sichtlich bewegt war Petra Gase bei ihrer Auszeichnung mit der Jülicher Klippe.

Sichtlich bewegt war Petra Gase bei ihrer Auszeichnung mit der Jülicher Klippe.

Wenn aus einem Dutzend Kinderkehlen klingt „Ein bisschen Liebe. Ein bisschen Wärme. Das wäre ein wunderschöner Anfang, um einen neuen Weg zu gehen“, dann ist das wie eine Hymne auf Petra Gase und der Wunsch für die Zukunft der Schweizer Siedlung. Sie stand durch die Präsens der Bewohner, den Kinderchor und die zu Ehrende deutlich im Mittelpunkt der Verleihung der Jülicher Klippe durch die SPD in der Schlosskapelle der Zitadelle.

Bei der Begrüßung erklärte Parteivorsitzender Ansgar Kieven noch einmal den Hintergrund dieses von der SPD ausgelobten Preises: Es ist ein geprägtes Stück Metall, das in Notzeiten als Zahlungsmittel verwendet wird. Die Jülicher Klippe ist eine formgetreue Nachbildung aus dem 16. Jahrhundert, als Wilhlem V. gegen Kaiser Karl V. kämpfte: „Es schlägt die Brücke von der Not der damaligen in die heutige Zeit.“ Allen Preisträgern des Abends sei eines gemeinsam, sie trügen zum sozialen Frieden in „unserer“ Stadt bei.

Seit sie mit 11 Jahren – hier zitierte Laudatorin Frederike Doose die Preisträgerin – „als Weichei in die Schweizer Siedlung“ kam, setzt sich inbesondere Petra Gase hierfür im Sinne ihres Vedel ein. Mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn versehen, ging sie an die Vorurteilsbeseitigung, ließ sie eine Stigmatisierung der Bewohner der Schweizer Siedlung nicht zu, widersetzte sich und hatte sicher in der Ausrichtung des Festes im vergangenen Sommer den größten sichtbaren Erfolg. Sie gab den Schlachtruf „Einer für alle – alle für Einen“ aus, den die Kinder auch in der Schlosskapelle lautstark zum Ausdruck brachten und zeigte damit, dass Solidarität und Loyalität stark machen. Ihre besondere Fähigkeit, Menschen durch ihr eigenes Vorbild und Tun mitzureißen, zeichne sie besonders aus – und „über allem ihr herzhaftes Lachen“. Mit viel Rührung nahm laut Frederike Doose „die ungekrönte Königin der Schweizer Siedlung“ den Preis entgegen.

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Preisträger beim "Bad in der Menge".

Preisträger beim "Bad in der Menge".

Da hatte, nach Aussage von Doris Vogel, Laudatorin für den zweiten Preisträger Hubert Jansen, ganz anders reagiert. „Dat find ich jot“, soll der „Erfinder“ der Jülicher Tafel gesagt haben. Der Pensionär, selbst mit 16 Geschwistern aufgewachsen und daher mit der Not ums ausreichende Brot bestens vertraut, tourt seit fünf Jahren mit seinem Kombi durchs Jülicher-Heinsberger Land. Hier verteilt er Lebensmittel, die – sei es optisch, sei es wegen des Haltbarkeitsdatums – nicht mehr in den Verkauf eines Supermarktes dürfen. Begonnen hat es mit Brot, inzwischen hat sich nicht nur das Angebot, sondern auch die Klientel vervielfältigt. Ein Sponsor hat dafür gesorgt, dass er weiter mobil bleibt und ihm einen neuen fahrbaren Untersatz spendiert. Unterstützt wird sein Einsatz von Ehefrau Nora, der er im wahrsten Sinne ans Eingemachte geht: Sie sorgt nämlich dafür, dass die frischen Lebensmittel – so sie nicht verteilt – konserviert werden. 1500 Einweckgläser harren im Hause Jansen auf Verkoster. Warum der engagierte Tetzer sich die Mühe macht zitiert Doris Vogel so: „Wenn ich die Dankbarkeit in den Augen der Menschen sehe, die ich beliefere, bin ich froh“. Denn, so ergänzt die Sozialamtsleiterin: Heute braucht eine Familie nicht mehr 17 Kinder, um in Not zu geraten.

Ehrenamtlich in unsere gemeinsame Zukunft, so ist Dirk Eickenhorst überzeugt, der mit Irene Hill die Laudatio auf den dritten Preisträger hielt, sind die Mitglieder des Vereins Tiere als therapeutische Begleiter im Einsatz. Bundesweit bereits mit einem Preis für ihre Initiative 2003 ausgezeichnet, sind sie vor allem in der Region unterwegs. Bei Projekttagen in Schulen und Einrichtungen bauen sie durch Tiere für Jugendliche eine Kontaktbrücke, die sich ansonsten durch sprachliche, soziale oder körperliche Einschränkungen schwer tun. Unmittelbar sichtbar sei der Erfolg, den der Verein mit Tierärtzin Dr. Josefine Heckhausen-Reinartz und Silke Mollner-Suhr an der Spitze erzielten. Auch dafür gab es eine Auszeichnung der SPD, die stellvertretend von Dr. Josefine Heckhausen-Reinartz entgegen genommen wurde.

Fast mit einer Fanfare klang der Festakt in der Schlosskapelle dank der Musikschulbläser aus – hätten nicht die Kinder der Schweizer Siedlung noch die Gelegenheit genutzt, zum Mikrofon zu greifen. Sie bedankten sich und überreichten gleichzeitig Frederike Doose als Ausschussvorsitzender für Kultur, Integration und Soziales eine Spardose in Form eines Clowns. „Damit die Häuser nicht abgerissen werden“ und „Damit wir nicht umziehen müssen“ ließen die Kinder wissen. Ob beim anschließenden Zusammensein die Gästeschar den „Clown“ noch gefüttert hat, ist nicht bekannt.

Der Festakt im Bilde


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