Bundesweites Filmfest Depression-psychische Erkrankungen

„Janine F.“ im Jülicher KuBa
Von Redaktion [11.08.2006, 10.09 Uhr]

Regisseurin Teresa Renn geht der Geschichte von Janine F. nach.

Regisseurin Teresa Renn geht der Geschichte von Janine F. nach.

Der Fall Janine F. ging im November 2002 durch die Presse: Die 24-jährige Frau sprang aus dem 5. Stockwerk des berühmten Berliner Kunsthauses Tacheles in den Tod. Die Zeitungen bezeichneten sie als schizophren, depressiv und drogenabhängig. Schuld gab man den Tacheles Künstlern, die ihre Todesankündigung auf Video aufgenommen hatten aber nicht ernst nahmen. Touristen fotografierten am nächsten Morgen die Tote im Hof des Kunsthauses, sie glaubten an eine Performance.

Der Film der jungen Regisseurin Teresa Renn „Janine F.“ nimmt diese Geschichte zum Anlass, nachzufragen und sich auf Spurensuche zu begeben. Wer war Janine und wie konnte es zu ihrem Freitod kommen? Auf diese Spurensuche können Kinogänger sichbeim Filmfest Depression-psychische Erkrankungen am Montag, 14. August, ab 20 Uhr im Jülicher Kulturbahnhof machen.

Der Dokumentarfilm – die Abschlussarbeit an der Filmakademie Baden-Württemberg Ludwigsburg von Teresa Renn - hält gekonnt den Spannungsbogen, wirft immer wieder neue Fragen auf und beantwortet sie sukzessive im Verlauf des Films. Das ist zu keiner Minute langweilig: Dem Zuschauer eröffnet sich ein Stück jüngster Berliner Geschichte. "Janine F.": Das fesselnde Portrait einer zu früh Verstorbenen

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Neben den Künstlern kommen Janines engste Freunde vor der Kamera zu Wort, so dass sich langsam ein Bild der Persönlichkeit der jungen Frau entwickelt. Sie war eine Grenzgängerin, der Konsum von Drogen wie Speed oder Liquid Ecstasy gehörte ebenso zum alltäglichen Leben wie ihre Kunst, an der sie Tag und Nacht intensiv arbeitete. Ihre Bilder und Plastiken bilden ein weiteres Steinchen im Mosaik des posthumen Portraits. Von den Stimmen, die sie hörte, erzählte sie wenig. Keiner der Freunde ahnte, wie ernst es um sie stand. So sagten Freunde von Janine F.: "Jeder von uns hat das manchmal, spricht mit sich selber, nimmt mal irgendwas wahr. Das ist das Phänomen von alten Häusern, dass die Wände was abgeben. Vielleicht war es einfach zuviel, vielleicht konnte sie es nicht mehr abschalten."

Der Film erhielt den FIRST STEPS Award 2004, in dessen Laudatio es hieß: "Janine F." ist das seltene Beispiel eines Dokumentarfilms, der dadurch Schärfe und Präzision gewinnt, dass er das Milchige und Verstörende des recherchierten Milieus nicht planiert. Das Unheimliche dieser traurigen Bohème wird durch die klare und dennoch verblüffende Erzählweise direkt in das Sensorium der Betrachter weitergeleitet. "Janine F." erinnert an Eberhard Fechners berühmte "Nachrede auf Klara Heydebreck", entfaltet aber stilistisch und in der Komposition eine souveräne eigene Qualität. Eine auch in der subtilen Kamera-Arbeit (Andrea Gatzke) und der Interview-Montage (Catrin Vogt) herausragende Leistung.

Zum Artikel: Jülich: Filmfestival zum Thema Depression


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