Großes Straßenkulturfest

Jülich zu Gast in der Schweizer Siedlung
Von Redaktion [01.08.2006, 08.38 Uhr]

Die Schweitzer Straße ist Mittelpunkt des Kulturfestes.

Die Schweitzer Straße ist Mittelpunkt des Kulturfestes.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Da werden die ohnehin gepflegten Vorgärten weiter verschönert, allabendlich probt der Kinderchor ein Begrüßungslied für die Gäste, da wird zwischen Wäscheleinen „Dirty Dancing“ geübt und werden Teddybären für den Kinderflohmarkt in die Waschmaschine gesteckt. Selbst die Kinder basteln Tischschmuck.

Die Bewohner der Schweizer Siedlung sind mit großem Engagement und Freude bei der Vorbereitung des Festes, aber auch ein bisschen skeptisch, ob das erhoffte Ziel wirklich erreicht wird und „die Leute aus der Stadt“ in die Siedlung kommen, die bis dahin bestenfalls mit dem Fahrrad daran vorbei gefahren sind. Die Veranstalterinnen - Friederike Doose, Petra Gase, Irene Hill und Anne Gatzen - aber sind zuversichtlich, dass das attraktive Plakat - für das Petra Schwarz vom Fotostudio „Die Fotografinnen“, dem „Team für Gestaltung“, Sunita Gupta und Pia v. Ameln, sowie der Stadtentwicklungsgesellschaft ganz herzlich zu danken ist – ebenso wie das abwechslungsreiche Programm Lust zu einem Besuch macht.

Menschen zueinander zu bringen, die sonst keine Berührungspunkte haben, die Bewohner der Schweizer Siedlung mit all ihren Selbsthilfepotentialen und ihrem vorbildlichen Gemeinsinn positiv ins Bewusstsein der Jülicher Bevölkerung zu rücken und die Schweizer Siedlung mehr als bisher in das städtische Leben zu integrieren, das ist das Ziel der Veranstaltung. Sie erfahren große Unterstützung, nicht nur seitens der Bewohner, sondern auch durch die vielen Jülicher Vereine und Institutionen, die sich spontan bereit erklärt haben, dieses integrative Vorhaben zu unterstützen, das insbesondere den Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen soll. Dass Altbürgermeister Dr. Peter Nieveler die Schirmherrschaft übernommen hat, ist allen Freude und Ehre zugleich.

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Adrett macht sich die Schweizer Straße.

Adrett macht sich die Schweizer Straße.

Die Schweizer Siedlung wird zur großen Bühne, wenn die Big Band der Musikschule, der Kunstverein, der Förderverein Stadtbücherei, der Stadtsportverband, die Gruppe Pikhouse Plus der Fachhochschule, die Tierhilfe, das THW, S.A.M.T, Power Point und die Koslarer Majoretten auftreten. Sie alle prägen das gesellschaftliche Leben in Jülich und tragen bei zu einem abwechslungsreichen Programm, das von Kader Camera mit seiner afrikanischen Trommelgruppe, Pia Petry vom Zirkus Konfigurani und durch eigene Beiträge der Bewohner ergänzt wird. Der TTC SIG Combibloc - im Mai vom Land für seine Integrationsleistung ausgezeichnet - lässt sogar Bundesligaspieler zu einem Match antreten, um der Veranstaltung besondere Anziehungskraft zu verleihen.

„Dann sehen die Leute endlich mal, dass unsere Fahrräder gekauft und nicht geklaut sind“, freudig wurde seitens der Bewohner die Nachricht quittiert, dass auch die Polizei mit von der Partie ist. Von 14 bis 16 Uhr werden Fahrräder codiert. Eine Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen sollte, findet Fahrradcodierung wegen der angespannten Personalsituation doch nur zweimal im Jahr statt.

Man muss sich ihre lange und wechselvolle Geschichte ins Gedächtnis rufen, will man die Entwicklung der Schweizer Siedlung verstehen. Bis heute leiden die Menschen nicht nur unter der zum Teil katastrophalen baulichen Substanz ihrer Häuser, sie sind auch vielen Vorurteilen und den damit verbundenen Benachteiligungen ausgesetzt.

Dies nachhaltig zu ändern, ist Ziel der Veranstaltung. Sie setzt Zeichen: Großes ehrenamtliches Engagement, die intensive Beteiligung der Bewohner bei der Vorbereitung und an der Umsetzung des Festes, Jülicher Vereine, die verstehen, worum es geht, Sponsoren, die aus persönlichem, sozialem Engagement das Projekt finanziell unterstützen – dies alles trägt dazu bei, den positiven Stimmungswandel gegenüber der „Schweizer Siedlung“ zu verfestigen, der deutlich spürbar ist, seitdem sie ins öffentliche Bewusstsein gerückt wurde.

Bleibt nur noch zu hoffen, dass der Himmel am 5. August keine Freudentränen weint, sondern die Sonne so vom Himmel strahlt, dass viele Besucher die Gelegenheit wahrnehmen und das tun, was sie eigentlich schon immer einmal tun wollten – die „Schweizer Siedlung“ nicht aus der Ferne zu betrachten, sondern aus der Nähe kennen zu lernen.

Zum Programm


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