Diskussion um NRW Schulpolitik

Koslar: Viel Neues – aber wenig Besserung für Grundschüler
Von Dorothée Schenk [27.01.2006, 07.57 Uhr]

Auf viel Interesse stieß die CDU bei ihrer Diskussions-Veranstaltung

Auf viel Interesse stieß die CDU bei ihrer Diskussions-Veranstaltung

„Wir sollten zur Linie zurückfinden, dass Schule etwas Schönes ist, ein Ort des Lernens, der uns mit Sorgen, Nöten und Freuden berührt.“ So führte Michael Koulen als Moderator für die CDU-Ortsverbände Barmen, Bourheim, Kirchberg,Koslar und Merzenhausen in die Veranstaltung über Schulpolitik NRW - Zukunft der Grundschulen in der Koslarer Bürgerhalle ein. Offenbar eher einen Ort der Sorgen und Nöte sehen die rund 70 Gäste in der Bildungsanstalt, die trotz Eis und Schnee die Informationsveranstaltung besuchten. Eltern, Pädagogen, städtische Vertreter und Politiker wollten hören, was Klaus Kaiser, schulpolitischer Sprecher der CDU-Landesregierung, ihnen Erklärendes zu sagen hatte und um mit ihm zu diskutieren.

Bildung, so der Rüttgers-Gefolgsmann, sei der wichtigste Standortfaktor für NRW. „Ein teures Mittelmaß reicht nicht aus“, so Kaiser. In einer Schelte an die politische Vorgänger-Regierung rot-grün konstatierte Kaiser, dass nirgendwo sonst ein Bildungssystem so unsozial sei und eine solche Leistungsschieflage erzeugt hätte, wie in Nordrhein-Westfalen. Der Geldbeutel des Elternhauses sei entscheidend für den Erfolg in der Schule. Rund 25 Prozent eines Altersjahrgangs, der die Schule abschließt, könnten nicht richtig lesen und schreiben. Zur Abhilfe müssten alle zusammenstehen: „Ein afrikanisches Sprichwort besagt: Es bedarf eines ganzen Dorfes, ein Kind zu erziehen.“ Vieles wird sich nach dem Willen der Landesregierung ändern: Mehr Geld für Lehrer und Förderung soll es geben, die wieder Einführung von so genannten Kopfnoten, Einschulung mit fünfeinhalb Jahren und schließlich in der Schulstruktur gewählte Rektoren und eine Ausstattung der Pädagogen mit mehr Autorität.

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Ausführlich schilderte Klaus Kaiser, schulpolitischer Sprecher der CDU, die Reformen im Schulwesen.

Ausführlich schilderte Klaus Kaiser, schulpolitischer Sprecher der CDU, die Reformen im Schulwesen.

An den umfangreichen Vortrag schloss sich eine engagierte Diskussion an. Stellen musste sich der schulpolitische Sprecher auch einigen Vorwürfen. Zwar wurde die Aufhebung der Schulbezirke begrüßt – allerdings nur so lange, bis klar wurde, dass die Fahrtkosten zur gewählten, nicht wohnortnahen Schule die Eltern selbst tragen müssen. Auch das sei soziale Ungerechtigkeit, so war aus dem Auditorium zu vernehmen. Wenn die Zahl der Grundschüler um 20 Prozent in den kommenden Jahren sinken, so Klaus Kaiser, würden – bei gleich bleibender Lehrerzahl – mehr Pädagogen für die Förderung frei. Die Rechnung geht aber nicht auf, wie dem CDU-Politiker vorgerechnet wurde, denn die Pensionierungswelle rollt absehbar auf das Land NRW zu. Wie die Landesregierung dem begegnen will, erläuterte Kaiser: Zwei Einstellungstermine sollen der Abwanderung künftiger Lehrer in andere Bundesländer entgegenwirken. Denn, so hätten die Erfahrungen gezeigt: Wer als Lehrer ein halbes Jahr lang in NRW keine Stelle bekäme, verlässt das Bundesland.

Eine größere Diskussion gab es um das Thema offene Ganztagsgrundschule. Die Verdoppelung der Lehrerstellen für das Nachmittags-Angebot erntete nur Häme: Schließlich war ursprünglich ein Lehrer für 250 Kinder zuständig, nun kommen auf jeden Lehrer 125 Kinder. Die wachsenden Belastungen der Lehrerschaft beklagte eine Pädagogin: Durch die Zunahme an Organisation und Verwaltung leide die Arbeit am Kind und die Unterrichtsvorbereitung. Als Fazit aus der Veranstaltung nahmen viele Besucher mit, dass die Situation grundsätzlich nicht zu ändern ist, es sei denn die Frage von Klaus Kaiser würde positiv beantwortet: „Sind Sie bereit mehr Steuern zu zahlen?“ Der Politiker versprach aber: „Ich nehme die Anregungen mit nach Düsseldorf.“

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