Laudatio für Prof. Bers
Von Anne Henk-Hollstein [23.05.2016, 18.37 Uhr]

Auszüge aus der Laudatio anlässlich der Verleihung des Rheinlandtalers an Prof. Günter Bers von Anne Henk-Hollstein, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland.

Das Rheinland verfügt über wunderbare kulturhistorische Schätze, die es zu bewahren und zu schützen gilt. Seine Geschichte ist von einer Vielschichtigkeit und Tiefe, die ihresgleichen sucht. Dabei gilt es noch so viele Schätze zu heben. Der Landschaftsverband Rheinland will genau das unterstützen und zeichnet seit 1976 Menschen mit dem Rheinlandtaler aus, denen dieser Reichtum und dessen Pflege ebenso am Herzen liegt – Menschen, die sich um das Rheinland als Kulturregion verdient gemacht haben.

Menschen, die immer bereit sind, mehr zu machen, mehr zu leisten und die ihr Tun als einen Dienst für Menschen verstehen und die viel Zeit und Energie dafür opfern – Menschen wie Sie, lieber Herr Professor Bers. Sie sind Schatzbewahrer und Schatzsucher zugleich.

Ich darf Sie als Säule bezeichnen, lieber Herr Professor Bers: Als Säule der rheinischen Geschichtsarbeit. Was Sie in Ihrem Leben innerhalb und außerhalb von Lehre und Forschung geleistet haben, ist außerordentlich.

Ihre Liebe zur Geschichte entdeckten Sie schon sehr früh. Sie begann zunächst mit einer kleinen „Epochenwanderung“. Das ist so ähnlich wie bei den Fußballern, die als Stürmer starten und mit dem Alter immer mehr nach hinter gehen, bis sie dann als Libero enden.

Bei Ihnen war es allerdings umgekehrt. Denn schon während Ihrer Schulzeit wurde bei Ihnen das Interesse für regionale Geschichte geweckt – sehr zum Verdruss Ihres Vaters, der Sie lieber als seinen Nachfolger in seiner Zahnarztpraxis gesehen hätte.

Ihren anfänglichen Hang zur Antike und der Region zugleich haben Sie auch Ihrer Schule und den dort tätigen Lehrern zu verdanken. Ihr Interesse für Ihre Heimatstadt wuchs bei Ihnen früh durch Anregungen aus dem Familienkreis.

Aber vor allem Dr. Halbsguth, ein Geschichtslehrer Ihrer Schule, prägte Sie sehr. Er führte Sie an die Geschichte und ihre Erforschung heran. In der Schulzeit ging es eher um römische Grabungen, die in der frühen Nachkriegszeit oft in Zusammenhang mit dem Wiederaufbau stattfanden.

Vor den Ruinben Ihres Elternhauses fanden Sie als junger Schüler einen römischen Schreibgriffel aus Bronze, der heute noch Bestandteil des Jülicher Museums ist. Das begründete Ihren anfänglichen Hang zur Alten Geschichte, zu den Römern am Rhein, aber auch am Tiber und schließlich auch zur Archäologie.

Erst später entdeckten Sie das Mittelalter für sich, um dann zu einem echten „Allrounder“ zu werden, einem polyvalent einsetzbaren Mitspieler im wissenschaftlichen Geschehen, wenn ich im Bild des Sportes bleiben darf.

Nach Ihrem Abitur studierten Sie in Bonn Romanistik und Geschichte und haben bei Franz Petri mit der Arbeit „Die Allianz Frankreich-Kleve während des Geldrischen Krieges (1539-1542)“ 1968 promoviert. Sie sind also zu diesem Zeitpunkt bereits in der Frühen Neuzeit angekommen. (…)

Nach Ihrer Bonner Zeit wechselten Sie an die benachbarte Pädagogische Hochschule Rheinland in Köln. Dort habilitierten Sie 1977 und blieben.

Als die Pädagogische Hochschule drei Jahre später der Universität Köln als pädagogische Fakultät zugeordnet wurde, wurden Sie zum außerplanmäßigen Professor ernannt, eine Position, die Sie am Historischen Institut bis zu Ihrem Eintritt in den Ruhestand 2005 bekleidet haben. (…)

In Köln war Profsessor Bers ein Hans-Dampf in allen Gassen – was die Lehrer angeht. Kein Thema war Ihnen zu abseitig oder zu fremd. In allen Jahrhunderten waren Sie zu Hause, und noch heute schwärmt so mancher ehemalige Student von Ihren Veranstaltungen, aber vor allem auch von Ihrer warmherzigen und zielführenden Betreuung.

Lieber Herr Bers, Sie haben ganze Generationen von Lehrern ausgebildet, die heute noch in Dankbarkeit auf ihre Zeit in Köln zurückblicken und die ihr Rüstzeug für den Lehrerberuf nicht zuletzt durch Sie erhalten haben. Sie haben auch damit dem Land einen großen und wichtigen Dienst erwiesen. (…)

Schon früh lag der Schwerpunkt Ihrer ehrenamtlichen wissenschaftlichen Arbeit in Ihrer jülischen (?) Heimat, dem Raum zwischen Maas und Rhein, dem sie auch in der Wissenschaft stets treu geblieben sind.

Neben Fachkreisen wollte „der ruhige und fleißige Arbeiter“, so ein Zeitungsartikel zu Ihrem 65. Geburtstag, seine Forschungen auch interessierten Laien zugänglich machen. Bereits 1957 traten Sie dem wiederbegründeten Jülicher Geschichtsverein bei und publizierten 1958 Ihren ersten lokalgeschichtlichen Beitrag mit dem Titel „Die Geschichte des ehemaligen Sepulchrinerinnenklosters St. Joseph zu Jülich“. Es sollte nicht ihr letzter sein.

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Anne Henk-Hollstein trägt Prof. Bers den Inhalt der Urkunde vor.

Anne Henk-Hollstein trägt Prof. Bers den Inhalt der Urkunde vor.

Schon ein Jahr später beschäftigten Sie sich mit dem Prälaten Heinrich von Jülich und wieder ein Jahr später mit dem Kartäuser Petrus Wagner. Damit deckten Sie schon vor und zu Beginn Ihres Studiums alle Epochen der Rheinischen Landesgeschichte ab.

Sie wurden, wie man unschwer erkennen kann, ständiger Mitautor der vom Verein herausgegebenen „Jülicher Geschichtsblätter“, und ab 1967 deren Schriftleiter. Zudem waren Sie von 1969 bis 1989 stellvertretender Vorsitzender des Vereins.
Dabei waren Sie ständig und mit großem Erfolg bemüht, wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diese Zielsetzung durchzieht ihr ganzes Leben, sowohl in der Lehre als auch in der Forschung und schließlich in der historischen Bildung.

Ein wichtiger Meilenstein, sozusagen ein regionalgeschichtliches Epochenjahr für die Erforschung der Geschichte des Jülicher Landes, war das geschichtsträchtige Jahr 1989. Denn am 21. Februar dieses Jahres gründeten Sie zusammen mit Wolfgang Herborn und anderen die „Joseph-Kuhl-Gesellschaft“, in Jülich. Diese Gesellschaft veröffentlicht regelmäßig die Reihe „Forum Jülicher Geschichte“ und die „Kleine Schriftenreihe“.

Beide gehen auf Sie, lieber Herr Professor Bers, zurück und gehören inzwischen zu den angesehensten Schriftenreihen im Rheinland – und auch zu den innovativsten und produktivsten: Das Forum zählt inzwischen mehr als 60 Bände, die Schriftenreihe mehr als 20. Hinzu kommen fünf Sonderveröffentlichungen, von denen Sie vier selbst verfasst oder herausgegeben haben, und eine Zeitschrift, die seit 1990 regelmäßig erscheint.

Ihr Oeuvre, lieber Herr Professor Bers, ist weit gefasst und umschließt fast alle Jahrhunderte. (…)

Über die Geschichte der Jülicher Juden forschten Sie bereits in den 1980er Jahren und waren damit der späteren Forschung einen Schritt voraus. (…)

Aber vor allem Ihre Publikationen sind in Qualität und Anzahl beeindruckend: Wenn die Zahl von 2015 nicht schon wieder veraltet sind, publizierten Sie in Ihrem Leben bisher mehr als 20 Monografien und über 150 Aufsätze über die Jülicher Region. Ihre Vorträge sind ungezählt, Ihre verdienstvolle Arbeit als Wissenschaftsmanager nicht zu bemessen.

Günter Bers hat sich nur als Hochschullehrer, sondern vor allem auch als engagierter Bürger im Ehrenamt um die Erforschung der rheinischen Geschichte und um die Geschichtskultur an Rhein und Ruhr verdient gemacht.

Die Joseph-Kuhl-Gesellschaft ist eine Erfolgsgeschichte, die mit seinem Namen verbunden ist. Prof. Dr. Bers hat anhand regionaler Forschung innovative Ideen in die Wissenschaft eingebracht und gezeigt, dass Regionalgeschichte „in überschaubaren Räumen ein Panorama der ,großen` Geschichte bieten kann, wenn man entsprechende Fragestellungen entwickelt“, so er selbst in einem seiner zahlreichen Aufsätze.

Lieber Herr Professor Bers, für Ihre stete Mühe um das kulturelle, historische und geistige Erbe des Rheinlandes und vor allem um ihre Heimat Jülich sowie Ihr herausragendes Engagement im kulturellen Vereinsleben, für ihre schriftstellerische Schaffenskraft in der Wissenschaft und für Ihr Vermögen, Fachlichkeit und Forschung den Menschen solide zu vermitteln, möchte ich Ihnen herzlich danken und Ihnen als Zeichen unserer Anerkennung den Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland verleihen.

Eigentlich haben Sie ihn ja gleich mehrfach verdient, denn Ihre Leistung reicht für mehrere Leben. Aber heute gibt es nur ein Exemplar. (…)

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