Leserbrief

Wenn die "schweigende Mehrheit" nachdenkt
Von Günter Vogel [07.11.2015, 22.32 Uhr]

"Bürger stehen auf" gegen die Flüchtlingsunterkunft in Linnich. Wes Geistes Kind diese "Bürger" sind, wird ganz schnell an der Begründung zur geplanten Demo offenkundig, nämlich rechte Ecke plus Stammtisch. Das ergibt dann als Ergebnis dumpfen Rassismus, gepaart mit Angstmache und unterschwelliger Hetze. Die Initiatoren werden zitiert, dass sie "der schweigenden Mehrheit" eine Stimme verleihen wollen.

Frage: Wie kann man die Meinung einer angeblichen Mehrheit erkunden, wenn diese schweigt? Weiter soll die Demo dem "Schutz der eigenen Kinder" dienen, heißt ja wohl, dass Flüchtlinge Dolche unterm Kaftan tragen, um unsere Kleinen zu massakrieren oder die Schwarzen ihnen auch ohne Dolche noch Schlimmeres antun. Genau dafür sind diese Menschen ja auch ca. 5000 km zu Fuß, unter Lebensgefahr und unter katastrophalen Umständen zu uns hingekommen.

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Und letztlich natürlich der Standardspruch "Protest gegen Überfremdung": 500 Flüchtlinge gegen 14.000 Linnicher, das sind etwa 3%, eine geradezu unglaubliche Überfremdung. Aber halt, ihr "Steh-auf-Bürger", bitte konsequent weiterprotestieren, z.B. gegen die Überfremdung durch Bulgaren und Rumänen, die für uns Erdbeeren pflücken und Spargel stechen, gegen die Türken, die frühmorgens, wenn die "Steh-auf-Bürger" noch nicht aufgestanden sind, unseren Müll wegräumen, gegen die polnischen Pflegekräfte, die rund um die Uhr gegen kleines Geld unsere Alten pflegen, gegen die Überfremdung durch Billigklamotten, wo Bangladesh draufsteht und Kinderarbeit drin ist, gegen eure Smartphones, die ohne die Ausbeutung von seltenen Erden in Afrika nicht "whats appen" könnten, um Euch zur Demo zu verabreden.

Ich kann nur hoffen, dass Ihr bei der geplanten Demo ziemlich alleine dasteht, weil die schweigende Mehrheit nachgedacht und dann gegen Euch aufgestanden ist.

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