Gedenkveranstaltung

Jülich: Flucht und Vertreibung als zentrales Thema
Von Redaktion [05.11.2015, 14.13 Uhr]

Eine Gedenkplatte erinnert an das jüdische Gotteshaus, das 1938 niedergebrannt wurde.

Eine Gedenkplatte erinnert an das jüdische Gotteshaus, das 1938 niedergebrannt wurde.

„An der Synagoge“ in Jülich treffen sich alljährlich zum Gedenken an die Greuel der Reichspogromnacht der Nazis 1938 Christen, Juden und Moslems auf Einladung der Kirchen und der Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz e.V. Ausnahmsweise am Sonntag, 8. November, ab 18 Uhr findet diesmal das Gedenken für den 9. November statt. Angesichts der aktuellen politischen Situation wird der Fokus auf das Thema "Flucht und Vertreibung" gelegt. Das jüdische Volk wurde vielfach aus seiner Heimat vertrieben und war nicht oft nicht willkommen, wo es neue Heimat suchte.

Das Land der Täter stelle sich heute als Land der Helfer dar, heißt es in der Einladung, die Euphorie der Willkommenskultur jedoch laufe Gefahr, der zunehmenden Überforderung eines Tages nicht mehr standzuhalten und von denen missbraucht zu werden, die schon eifrig die Gegenhetze eingeleitet hätten.

"Die Veranstalter wollen in unserem Rahmen dafür werben, zu erkennen, warum und wie die aus ihrer Heimat Geflohenen und Vertriebenen (wie zum Beispiel die Jesiden, Syrer und Afghanen, aber auch z.B. die Roma auf dem Balkan) ebenfalls Opfer geworden sind", sagt Vorstandsmitglied Heinz Spelthahn von der Jülicher Gesellschaft. "Unser Land wird sich durch die Millionen von Flüchtlingen, die auch in den nächsten Jahren nur in europäischer Solidarität untergebracht und integriert werden können, verändern. Aber eines darf sich nicht verändern: Die Würde jedes Menschen ist zu achten. Wer nach Deutschland kommt, kann seinen Glauben leben. Dazu gehört aber auch, die Menschen mit anderen religiösen Überzeugungen zu achten. Auch die sichere Existenz des Staates Israel gehört zur Staatsräson Deutschlands."

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Immer noch aktuell, das Bild der Gedenkveranstaltung 2003

Immer noch aktuell, das Bild der Gedenkveranstaltung 2003

Schüler des Gymnasiums Haus Overbach mit ihrem Lehrer Marco Maria Emunds gestalten in diesem Jahr haben die Gestaltung des aktuellen Teils übernommen. Sie haben Schicksalsgeschichten von Flüchtlingen aus dem Balkan und Nahen und Mittleren Ostens gesammelt, in einem Heft zusammengestellt und werden daraus vortragen.

Im Vordergrund der Veranstaltung steht trotz des gewollten aktuellen Bezugs das Gedenken an die Verbrechen der Nazis, insbesondere an den europäischen Juden.

Die Veranstalter freuen sich, dass auch in diesem Jahr wieder eine große Zahl von Menschen jüdischen Glaubens aus der Synagogengemeinde Aachen mit Rabbiner Mordechai Bohrer an der Spitze sich für die Jülicher Gedenkfeier angekündigt haben. Der Rabbi wird auch seine Gedanken über den Wert der Freiheit mit der Gedenkgemeinde teilen. Nach dem Kaddisch und dem Entzünden von Kerzen gehen die Teilnehmer gemeinsam zum Mahnmal auf dem Propst-Bechte-Platz, wo das El Male Rachamim, das Totengebet für die Ermordeten, durch Rabbiner Bohrer gesprochen wird. Abschließend sind alle Interessierten ins Bonhoefferhaus eingeladen, wo Schülerinnen von Haus Overbach zwei Flüchtlingsgeschichten vortragen werden.

Der Chor der jüdischen Gemeinde Aachen wird die Veranstaltung im Bonhoefferhaus berei- chern.


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