Theaterstarter gab 250 Freikarten aus

Jülich: Die Kunst des Zuhören im Märchenkoffer
Von Dorothée Schenk [31.08.2005, 15.51 Uhr]

Gespannt lauschen die Kinder Märchen aus 1001 Nacht, die Stefan Becker ihnen erzählt.

Gespannt lauschen die Kinder Märchen aus 1001 Nacht, die Stefan Becker ihnen erzählt.

„Ein Fischer, der hat nur stinkige Fische gefangen“, erzählt der fünfjährige Dorian nach, was ihm im „Märchenkoffer“ vorgetragen worden ist. Gespannt zugehört hatten die „Kleinen Strolche" der evangelischen Kindertagesstätte Stefan Becker vom Spielraum-Theater. Gestern packte er seine ganz besondere mobile Bühne auf dem Jülicher Schlossplatz aus. Auf Einladung des Projekts „Theaterstarter" tourt der „Märchenkoffer“ derzeit als Auftaktveranstaltung der neuen Spielzeit durch die zehn angeschlossenen Städte. Nach Aachen, Eupen, Düren und Würselen war Jülich gestern die fünfte Station. Vor vier Jahren war Marianne Lohmer mit dem Westspitzen-Team zur Freiburger Kulturbörse gereist und entdeckte dort Stefan Becker, der damals noch als Märchenkoch mit Gemüse und Kochlöffeln alte Geschichten neu erzählte.

Durch die Unterstützung des Projekts durch Landesmittel, und Sponsoren wie die Sparkasse und den Aachener Zeitungsverlag konnten die Auftaktveranstaltung als reine Freikarten-Aktion angeboten werden.

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Rückkehr in die wirkliche Welt.

Rückkehr in die wirkliche Welt.

250 Kinder ließen sich gestern an Theater, Geschichte und Geschichten heranführen. Das glückt mühelos alleine durch den „Märchenkoffer“, den Stefan Becker im vergangenen Jahr gebaut hat. Fast unbemerkt nahm er die Kinder mit in eine andere Welt – die des Orients. Auf den niedrigen rotbespannten Bänken sitzend oder auf orientalischen Teppichen lümmelnd verfolgten die Kinder, wie der arme Fischer schließlich viel Gold vom König bekommen hat, weil er mit glücklicher Hand doch noch ganz bunte Fische gefangen hatte. „Ich weiß auch, wie viel Gold er bekommen hat", strahlt Jaffer, ebenfalls 5 Jahre alt: „20 Euro!" Das entlockt dem Geschichten-aus-1001-Nacht-Erzähler Becker im golddurchwirkten Habitus ein begeistertes Lachen: „Das passiert, wenn man in die Geschichten nicht zu eng fasst.“

Raum für Phantasie bleibt auch, wenn die Kinder mit überlegen, wie sich denn der Fischer vor einem bösen Geist retten kann: Verstecken, klar, aber wo? „In einem Fisch“, rät ein kleiner Theaterbesucher und hat bestimmt den biblische Jona vor Augen gehabt. Gelernt wird außerdem: Was ist denn das wichtigste an den Märchen? Ein Mädchen kommt tatsächlich auf die Antwort: Das Zuhören. Erzähler Becker nickt: „Die meisten sind darin gar nicht mehr geübt und deshalb machen wir es. Geschichten sind Brücken zu sich selbst.“

Das reguläre Theaterstarter-Programm beginnt am 21. September mit „Max und Moritz“.

Das gesamte Programm unter www.theaterreihe-juelich.de


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