Video „Jülich - Erinnerungen vor und nach dem 16. November 1944"

Eingebrannte Erinnerung
Von Dorothée Schenk

2002 gab der Förderverein Festung Zitadelle Jülich „seinen“ 1. Film heraus:" Jülich - Erinnerungen vor und nach dem 16. November 1944" hieß der Titel. Entstanden ist es nicht nur zur Mahnung sondern auch zur Finanzierung des Mahnmals zum Wiederaufbau Jülichs auf dem Schlossplatz.

Der 1. Film des Fördervereines: „Jülich - Erinnerungen vor und nach dem 16. November 1944"

Der 1. Film des Fördervereines: „Jülich - Erinnerungen vor und nach dem 16. November 1944"

Dem engagierten Wiederaufbau, den die Frauen der Stadt entscheidend mittrugen, gilt ein Projekt des »Fördervereins Festung Zitadelle« Jülich. Nach langen Jahren der Diskussionen stehen die Fakten kurz bevor: Im Frühjahr soll das erweiterte Mahnmal neben dem zur „Zerstörung 1944“ auf dem Schlossplatz Form annehmen.

Das Projekt „Mahnmal“ bringt verschiedene Aspekte zusammen: Den fortwährenden Einsatz des Vereins für den denkmalwürdigen Renaissance-Stadtplan des Alessandro Pasqualini und den 15 Jahre währenden Einsatz Gerda Mojerts für ein Mahnmal, das die Leistung der Frauen nach 1944 würdigt.

Wichtig ist dabei nicht nur die Finanzierung, sondern auch die Akzeptanz der Jülicher. Dazu Projektes, das vom Forschungszentrum Jülich und der Sparkasse maßgeblich unterstützt wird. Daraus wurde eine Idee geboren, die in mehrfacher Hinsicht ein Geschenk ist: Der Förderverein legte einen Videofilm auf, der einen Blick in das Jülich der 30er/40er Jahre erlaubt, die unglaubliche Zerstörung und den bemerkenswerten Wiederaufbau zeigt. Ein einzigartiges Dokument, dass unter anderem aus dem Stadtarchiv stammt. Die Amateur-Filme des Jülicher Zahnarztes Dr. Raoul Beyss aus der Vorkriegszeit wurden gereinigt, „repariert“ und schließlich digital gesichert. Der Verein sicherte den Bestand des Stadtarch- andererseits, um dem Mahnmal eine breitere Akzeptanz und Identifikation der Jülicher zu geben, Jülich war schön. Das Stadtbild idyllisch. So zeigen Status quo bis zum 16. November 1944. Dann fielen die Bomben und Jülich war völlig zerstört.

Zeitgerecht zum 50. Jahrestag des am Renaissance-Stadtbild orientierten Wiederaufbaus erscheint das Video. “Wiederaufbau” ist in Jülich ein zentrales historisches Thema.

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Jülich ist eine moderne Stadt und war es von jeher: Heute durch Fachhochschule, Forschungszentrum und Technologiezentrum - im 16. Jahrhundert durch Alessandro Pasqualinis innovative Gestaltung der Stadt. Der Fürstensitz erhielt die modernste Festung und eine Ideal-Stadtanlage.

Jülich ist aber auch eine Stadt, deren Gestaltung makabrerweise immer von ihrer vorherigen vollständigen Zerstörung abhing: Erst nach dem großen Stadtbrand 1547 konnte Pasqualini die sogenannte Ideal-Stadt errichten, und nach dem verheerenden Bombenangriff 1944 der Aufbau nach altem Ideal umgesetzt werden.

Das Ziel war es im 16. Jahrhundert, die Angriffsfläche für Feinde so verlustarm wie möglich und die Verteidigung so effektiv wie möglich zu gestalten. Dazu orientiert sich die Stadt an der Zitadelle, der größten, nördlichen Bastion. Wälle und Bastionen, mit gemauerten, erdgefüllten Kammern sollten die Festung gegen Kanonen wehrhaft machen. Ein standhaftes Konzept, wie sich im Bombenhagel 1944 zeigte, den die Festung weitgehend überdauerte. Die übrige Stadt fiel in Schutt und Asche.

Zwei Jahre vor der Zerstörung hatten durch einen glücklichen Umstand Planer René von Schöfer, der die pasqualinische Anlage wiederherstellen wollte, und Hobby-Filmer Dr. Raoul Beyss das Stadtbild dokumentiert. Nach der Zerstörung konnte anhand dieser Bilder 1945 mit dem Wiederaufbau nach italienischem Vorbild begonnen werden: Die Straßenzüge, 1549 als Sicht- und Schussachsen zwischen den Bastionen und Wällen gedacht, wurden angelegt. Häuserfronten mit glatten, traufständigen Fassaden und einheitlicher Dachlandschaft errichtet. Eine Vorschrift, die einst Feuerschutz und Verteidigung diente, um dem Feind kein Versteck zu bieten. Der Markt beugt sich dem planerischen Diktat und markiert als fast quadratischer Platz auch heute die geometrische Mitte des alten Grundrisses.

Dass das pasqualinische Konzept ein zweites Mal umgesetzt worden ist, ist für Jülich ein denkmalwürdiger Glücksfall. An ihn und den erst durch die unbeugsame Schaffenskraft der Jülicher möglichen Wiederaufbau wird ab Frühjahr auf dem Schlossplatz das erweiterte Mahnmal “Zerstörung 1944 und Wiederaufbau” erinnern.


Video gegen Spende

Das Video „Erinnerungen“ ist für eine Spende von mindestens 20 Euro erhältlich.

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