Teure Schlamperei und mangelnder Aufklärungswille
Von Dorothée Schenk [07.09.2007, 21.34 Uhr]

Gnädig formuliert ist es ein „Verhängnis“, wie es Jülichs erster Beigeordneter Martin Schulz formuliert. Tatsächlich ist es eine unerhörte Schlamperei. Akten eines großen Bauprojektes sind verschwunden – des Jülicher Parkhauses Zitadelle. Es kommt noch schimmer: Die vorliegenden Akten stimmen weder vom Bauplan noch von der Abrechung mit dem seit 1988 stehenden Bau überein. Unfassbar genug, übertroffen allerdings nur noch von den Versuchen der Verwaltung, im jüngsten Planungs-, Umwelt-, Bauauschuss den Vorfall herunterzuspielen.

Geschickt geht Beigeordneter Schulz im Sinne seines Dienstherren, der Stadtverwaltung vor. Die Fragen nach Aufsichtsbehörden von der Bauaufsicht bis zur Rechnungsprüfung umschifft er ohne tatsächliche Antwort, beschwichtigt mit der Bemerkung, dass keine betrügerische Rechnungsstellung vorliege. Woher weiß er das?

Zweifel kommen an die Oberfläche, verdampfen aber in den hochkochenden Emotionen der Diskussion. Bis zum Schluss bleibt unklar, ob der geforderten Rechenschaft über den Vorfall auch tatsächlich Taten folgen. Die sollte der Arbeitgeber der Stadtverwaltung, der Bürger nämlich, der die öffentliche Hand mit seinen Steuergeldern bezahlt, dringend einfordern. Die Aufklärung des Vorfalls bindet Arbeitskräfte und verursacht natürlich Kosten. Will allerdings künftig ein solches Vorgehen vermieden werden, wären sie als Investitionen zu verbuchen, die zu Einsparungen führen können.

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Das „Verhängnis“ kommt die Stadt Jülich teuer zu stehen. Einerseits in der Gunst der Kaufmannschaft, der die Kundschaft wegbleibt. Andererseits in barer Münze durch wegfallende Einnahmen aus der Vermarktung der Parkplätze. Letztlich durch Mehrkosten die durch die Verzögerung, erneuten Planungen und unkalkulierbare Baukosten, durch unbekannte Umstände. Richtig berechenbar wird Bau erst, wie Frank Vitten vom zuständigen Büro erklärte, wenn die Decke abgehoben werden kann.

Eingeräumt hat Beigeordneter Schulz, dass Probleme bei Bauprojekten immer dann auftreten würden, wenn externe Firmen den Zuschlag erhielten und die Kontrolle nicht gut wäre. Ausschussmitglied Jan Schayen erinnerte sich, dass die Differenz zwischen den Angeboten des Externen und lokalen Baufirmen für die Parkgarage vor rund 20 Jahren gerade einmal 10.000 DM betrugen. Richtig formulierte Harald Garding: Die Mehrkosten hätten sich durch rückfließendes Geld längst gerechnet.

Ruinen flasterten ihren Weg könnte das Kapitel Baugeschichte in Jülich heißen: Da ist das Parkdeck neben der maroden Fußgängerzone und der Geschichte Galeria nur ein Beispiel.

Lesen Sie hierzu: Original Bauunterlagen zum Parkhaus Zitadelle fehlen


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