Projekt Zukunftsstadt
Zurücktreten aus dem Alltag - für 2030
Von Dorothée Schenk [12.11.2015, 19.13 Uhr]
Aufmerksamkeit erzeugte in den vergangenen Wochen das Projekt „Jülich2030+ Bürger. Schaffen. Zukunft.“ Als Teilnehmer am bundesweiten Wettbewerb "Zukunftsstadt" sind die Jülicher eingeladen, sich mit Visionen zu beschäftigen, wie sie ihre Stadt gerne in Sachen Wohnen, Mobilität und Umwelt sehen möchten. Viele Fragebögen sind ausgefüllt und ausgewertet worden. Am Samstag, 14. November, starten die Workshops. Was das Projekt darüber hinaus für Jülich bringen soll, erklärt Dezernentin Katarina Esser, die die Federführung im Projekt hat.
Welchen Nutzen das Projekt Zukunftsstadt über eine bundesweite Beachtung unserer schönen Stadt hinaus hat, beantwortet Dezernentin Esser so: "Wie Bürgermeister Axel Fuchs es in seiner Antrittsrede formulierte, ,Wir sind Jülich´. Das ist der Geist des Projekts." Den Blick in die Zukunft zu richten und sich gemeinschaftlich darüber Gedanken zu machen, wie die Jülicher sich ihr Leben wünschen, ist ein Ziel, das natürlich nicht mit dem Wettbewerb zu Ende sein wird. Davon ist sie überzeugt.
Der Ansatz ist, die Menschen vor Ort ins Gespräch zu bringen und sie in die Entscheidungsprozesse einzubinden. Mit dem Blick aufs Ganze ist klar: "Alles ist gleich wichtig, aber wie alt bin ich 2030 – was interessiert mich dann?" Diesen Fragestellungen will Katarina Esser mit den Teilnehmern des Workshops nachgehen. "Es verlangt von uns ein Zurücktreten aus dem Alltag, was aktuelle Probleme angeht." Ein anspruchsvolles Unterfangen, dessen ist sich die Dezernentin bewusst.
Umgesetzt werden soll es mit dem derzeit stark eingeforderten Prinzip des "Bürgerdialogs". Zwar gäbe es bereits normierte Verfahren zur Beteiligung wie sie in Bauleitplanungen oder im Kinder- und Jugendhilfegesetz vorgesehen seien, das Ziel ist aber über den Wettbewerb hinaus diese "Instrument" zu nutzen, Kommunikation zu üben. "Wir erproben ein Instrument, das kein etabliertes Verfahren ist." Unterstützt wird es von einem ausgewählten Team Zukunftsstadt, das mit Vertretern aus Bürgerschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft gebildet wurde und das Projekt mit Fachwissen und als Multiplikator berät und begleitet.
Das klingt sehr theoretisch, wie wird es aber im konkreten Fall sein? Auch hierfür hat Katarina Esser ein Praxisbeispiel parat. Bereits 2001 hat sie in einer Open Space Veranstaltung "Fünf Finger sind eine Hand" Erfahrungen mit diesen offenen Prozessen gesammelt. Damals ging es um das Thema Kinder- und familienfreundliches Jülich. In der Fragestellung etwa, was Alleinerziehende für Angebote bräuchten seien in der Jugendarbeit neue Formate etabliert und ein neues Betreuungsangebot für Familien festgelegt worden.
Das heißt: Auch in den Workshops zur Zukunftsstadt ist das Ziel, feste Verabredungen zu treffen. Das betrifft die Frage nach Kultur, Innenstadtbelebung und Handel ebenso wie Konsum und Gesundheit. In Jülich ist für Schulkinder bereits ein so genannter Sportcheck seit 2014 etabliert. Zu überlegen wäre, ob ein solches Verfahren auch im Seniorenbereich gut und sinnvoll wäre. Schließlich möchte Katarina Esser ebenso die Fragestellung eingebunden sehen, wie lokale Akteure beteiligt werden können, dazu zählen auch Wirtschaftsunternehmen und das Jülicher Forschungszentrum mit seinen Wissenschaftler. "Wenn man das Anliegen ernst nimmt, dann sind alle ,Stadt`."
Für den Workshop gilt: "Jedes Thema kann untergebracht werden", aber "Man muss nicht alle Fragen lösen." Die Dezernentin wünscht sich Bereitschaft und Lust, sich im Prozess zu engagieren und hat eine große Hoffnung: "Dass wir für die großen Fragen und Aufgabenstellungen eine gemeinsame Vision entwickeln. Das ist ein hoher Anspruch."
Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, die auch in Person von Prof. Dr. Liane Schirra-Weirich und ihren Mitarbeitern die Moderation der Veranstaltung übernimmt.
Konkret geht es am Samstag, 14. November, von 10 bis 13 Uhr im Foyer des Science College Haus Overbach in Barmen, Franz-von-Sales-Straße 16 um die Themen
Wie mobil und vernetzt soll Jülich im Jahr 2030 sein?
Soll Grün die Stadt zieren, die attraktiven Wohnraum und Aufenthaltsqualität für alle bietet?
Ist die Nahversorgung im Umland gesichert?
Leben junge Menschen gerne in der Stadt, ziehen Menschen nach Jülich und nicht mehr von hier weg?
Gehen wir noch zum Arzt oder bekommen wir Diagnosen am PC?
Gehen wir noch ins Kino und Theater, wohnen wir in Mehrgenerationenhäusern und wo treffen sich die Menschen zu Gesprächen?
Spielen Kinder noch oder wieder auf Bolzplätzen Fußball, teilen wir miteinander Autos, die keine Abgase mehr ausstoßen und zieren Gemüsegärten die Hochhausdächer?
Wie gehen wir mit armen oder alten Menschen um?
Weitere Informationen und Anmeldung : Stadt Jülich, Stabsstelle Stadtmarketing, Tel. (02461) 63-420 bzw. ipuetz@juelich.de
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